Sonntag, 26. April 2009

Zürich-Marathon

Just do it!
Ich habe es geschafft und bin meinen ersten Marathon in 04:21:15 gelaufen. Dafür benötigte ich zwei Schmerztabletten, viel Wasser, einige Affenbrötchen (Bananenstücke) und mentale Stärke!
Meine übrigen Medikamentencocktails sind ja auch nicht ohne und so stelle ich mir die Frage: Gelte ich nun als gedopte Hobbyläuferin?
Meine FreundInnen und mein Coach (= mein Liebster) sowie auch das begeisterte Publikum haben mich auf der ganzen Marathonstrecke von 42.195 Kilometern lautstark unterstützt!
Mit viel Spass und Freude bin ich schliesslich über die Ziellinie gelaufen, wo mich mein Coach in die Arme schloss und meine Freundin Maya mir, der schnellsten Krebsläuferin Zürichs, ein Siegerinnensträusschen überreichte!
 
Foto: M. Burtscher






Sonntag, 19. April 2009

Bobster

Letzten Dienstag war es endlich Zeit für eine langersehnte Perle. „Bob Dylan and his Band!“ in Basel. Nachdem unser Freund Werner uns ein wunderbares japanisches Abendessen zubereitet hatte, besuchten wir alle zusammen das Bobsterkonzert.
In bester Erinnerung blieb mir sein Konzert vor zwei Jahren in Zürich. Damals war ich mitten in der Chemo, aber nichts sollte mich davon abhalten dieses Konzert zu besuchen. Am Nachmittag legte ich mich zu Bett, um meine Kräfte für den Abend zu bündeln. Kurz vor Konzertbesuch nahm ich meine Medikamente, setzte mir meine Neupogenspritze in den Oberschenkel. Das Abenteuer konnte beginnen! Zur Zugabe zog ich meinen erstaunten Mann zum Bühnenrand, wo wir in der Menschenmasse die Musik ganz nah und intensiv miterlebten. An diesem Abend beschloss ich, noch viele weitere B.D. Konzerte zu erleben.

Nun sitzen wir auf unseren Spitzenplätzen in der ersten Reihe. Als die Musiker ihre Plätze auf der Bühne beziehen, hält uns nichts mehr auf unserer Poleposition. Wir stürmen zur Bühnenabschrankung mit freier Sicht auf Bob Dylan und seine Band. So nahe dran waren wir noch nie! Was für eine Atmosphäre! Ich bin immer in Bewegung, wippe und rocke mit. Bobster an der E-Orgel mit Mundharmonikaeinlagen. Seine Stimme mutiert zu einem zusätzlichen Musikinstrument, welches mal eckig, kantig, brüchig und immer wieder überraschend anders klingt. Hin und wieder huscht da und dort ein Lächeln über die Gesichter. Die Musiker haben Spass! Ein bisschen neidisch beobachte ich zwischendurch die Fenders, Gretschs, Rickenbackers der Gitarristen!
Zwei Stunden und eine Schmerztablette später klingt die Musik noch immer in meinen Knochen...
Auf bald, bis die Never Ending Tour wiederkehrt!






Sonntag, 12. April 2009

Lebenslänglich

Nicht immer fällt es mir leicht, bis an mein Lebensende unter medizinischer Kontrolle zu stehen, obwohl ich weiss, dass dies alles nur zu meinem Besten geschieht. Manchmal bin ich ziemlich „stinkig“ gelaunt, wenn ein Besuchstermin im Ambulatorium ansteht.
Im Ambulatorium begegne ich Frauen mit den unterschiedlichsten Kankheitsgeschichten. Frauen, denen ich vielleicht nur einmal begegne, anderen begegne ich immer wieder. Sie sind wie ich lebenslänglich unter medizinischer Betreuung.
Die Solidarität unter diesen Frauen ist gross und berührt mich sehr. Auch letztes Mal bin ich einer Patientin wieder begegnet, die ich von früheren Ambibesuchen her kenne. Ich habe sie beinahe nicht mehr erkannt: sie ist sichtlich von der Krankheit gezeichnet, ihr jetziger Zustand ist akut. Sie erzählte mir, dass sie mit ihrer Familie und den ÄrztInnenen beschlossen habe, keine Therapien mehr zu machen. Sie sei nun bereit, den Weg zu Ende zu gehen. Die Schmerzen seien mittlerweile das Schlimmste, aber glücklicherweise könne man ihnen mit Medikamenten entgegen wirken. Ich war ergriffen, wie ruhig sie war, als sie mit mir über das unausweichliche Ende sprach. Für meine bevorstehenden Untersuchungen fand sie trotz allem aufmunternde Worte.
Wir haben uns mit einem herzlichen Händedruck voneinander verabschiedet, vielleicht werden wir uns nie mehr wiedersehen.
Tief in meinem Herzen gräbt sich diese wertvolle Begegnung ein. Es sind die kleinen Begebenheiten, die mich lehren weiterzugehen.






Sonntag, 5. April 2009

Komplimente

Kein Tag vergeht, ohne dass mir mein Mann ein Kompliment macht, was mich immer sehr freut. Auch Freundinnen finden immer einen Anlass, um mir ein Kompliment zu machen. Diese Woche muss ich besonders gut ausgesehen haben, denn unabhängig voneinander haben mir zwei Freundinnen gesagt, dass ich „richtig gut aussehe!“
Liegt es am Frühlingserwachen oder etwa daran, dass ich seit meiner Diagnose versuche ein stressfreies Leben zu führen? Vielleicht hoffe ich, dass ich mit meinem Strahlen und guten Aussehen meinen erhöhten Tumormarker auf eine vernünftige Höhe absenken kann...

Ich frage mich, ob ich, unheilbar an Krebs erkrankt, zu 50% krank geschrieben, mit IV-Ausweis, überhaupt „umwerfend gut“ aussehen darf. Aber warum eigentlich nicht? Ich für meinen Teil ertrage meine Schmerzen um einiges besser, wenn ich mit erhobenem Haupt und mit einem Lächeln im Gesicht durch das Leben ziehe.
Ich geniesse es, dass mir zur Zeit äusserlich die Krankheit nicht anzusehen ist. Ich weiss es zu schätzen, wenn mir mein Liebster und meine Freundinnen und Freunde diesbezüglich Komplimente machen. Es ist ganz normal, dass ich manchmal gut oder schlecht aussehe, wie eben gesunde Menschen auch.

Also: Heute mache ich meinem Liebsten und meinen FreundInnen ein dickes Kompliment dafür, dass Sie mit ihren Komplimenten jeweils ein Stück Normalität in mein Leben zaubern.