Sonntag, 28. Juni 2009

Maybe Not

Als ich am Montag zum Arzttermin in die Maternité gehe, bin ich zwar fieberfrei, aber die Erkältung ist hartnäckig wie am Tag zuvor. Nach dem Gespräch mit meinen ÄrztInnen ist klar: Die Abgabe der wöchentlichen Chemotherapie ist wegen meines geschwächten Zustandes nicht möglich und wird auf den nächsten Montag verschoben.
Erst müsse ich und mein Immunsystem wieder zu Kräften kommen, bevor mir eine weitere Chemotherapie verabreicht werden kann. Das klingt alles sehr vernünftig und einleuchtend. Es stimmt mich aber zugleich traurig, weil ich wegen meines geschwächten Immunsystems meinen sich teilenden Krebszellen das Spielfeld machtlos überlassen muss! Mit einem Medikamentenrezept und dem augenzwinkernden Rat meine „chemofreie“ Woche zu geniessen lassen mich meine ÄrztInnen unverrichteter Dinge aus dem Ambulatorium ziehen.
Die kommenden Tage verbringe ich im Bett. Ich lese, ich sehe mir auf meinem Laptop Musikvideos von Scout Niblett und Cat Power an, welche mich immer wieder sanft in den Schlaf absinken lassen... So verstreicht die Zeit!
Gegen Ende der Woche bin ich wieder soweit bei Kräften, dass ich lustvoll meiner Ibanez in die Saiten greife!
 
#78.2 Scout Niblett Nevada






Sonntag, 21. Juni 2009

Fieberschub

Seit drei Tagen leide ich an einer hartnäckigen Erkältung und heute liege ich mit Fieber im Bett. Mein Immunsystem ist erstmals durch die erneute Chemotherapie geschwächt. In der Horizontalen lasse ich die vergangene Woche an mir vorüberziehen. Fiebrige Gedanken... So beschenkte mich meine liebe Bekannte R. mit einem vierblättrigen Kleeblatt Es soll mir Glück bringen. Schon als Kinder habe ich die Wiesen nach vierblättrigen Kleeblättern abgesucht ohne dabei zu wissen, dass es sich um eine Laune der Natur handelt. Eine genetische Fehlinformation, eine Mutation, die dazu führt, dass die Pflanze vier Blätter entwickelt. Etwas „Abnormes“, Aussergewöhnliches, nicht perfektes bringt der Besitzerin Glück... Meine Krebszellen sind nicht minder eine Laune der Natur, die sich fern ab von jeglicher Norm teilen. Doch in diesem Fall wird das „Aussergewöhnliche“ zur unliebsammen Bedrohung! Metastasen bringen ihrer Trägerin leider nur Unglück! Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich meine Metastasen wie vierblättrige Kleeblätter als Glücksbringer verschenken und los werden könnte, das wäre nicht übel! Doch das bleiben nur fiebrige Gedanken...

 



Samstag, 13. Juni 2009

Strawberry Fields forever

Es freut mich ganz besonders, wenn meine FreundInnen von nah und fern meinen blog verfolgen.
Diese Woche bekam ich von Feundin I. aus Hamburg ein kleines Packet mit einem schönen Brief, der mich sehr berührte, Kinderzeichnungen und vielen rosaroten Aufmerksamkeiten zugeschickt. Unter anderem „Erdbeerleckereien“, Schokolade mit Erdbeerkokosgeschmack, Erdbeerticki... (Siehe meinen blog „Weekly“ vom 24. Mai 2009)
Gleichentags traf ich meine Freundin M. beim Einkaufen. In ihrem Einkaufskorb lag eine Schale mit Erdbeeren für selbstgemachtes Erdbeereis, welches sie für mich zubereiten wolle. Mensch Erdbeere, werde ich verwöhnt! Und dies in einer Woche ohne Chemotherapie und keinen Termin im Krankenhaus. Normalität im Alltag, die ich sehr genossen habe. Am Montag geht es in die nächste Chemorunde.






Sonntag, 7. Juni 2009

Lesen und planen mit Schmerzen

Am Dienstag kriegte ich meine dritte Taxol Infusion. Die zwei nächsten Tage war ich richtig hyperaktiv und am Freitag war ich matt und geschafft. Schlaff ist der treffende Ausdruck dafür. Die Knochen schmerzen sehr. Ein stechender Schmerz, als würden sie da und dort atmen. So verbrachte ich Freitag und Samstag im Schlampenlook lesend und schlafend zu Hause.
Diese Woche wählte ich mir das Buch SO SCHÖN WIE HIER KANNS IM HIMMEL GAR NICHT SEIN! Der umtriebige Küstler Christoph Schlingensief schildert in seinem Tagebuch eindrücklich Umgang und Erfahrungen mit seiner Krebserkrankung.
Seine Protokolle sind erfrischend, unmittelbar und manchmal auch sehr traurig. Ich bin begeistert vom Buch! Folgendes Zitat gefällt mir besonders gut: “Ich habe lernen müssen, auf dem Sofa zu liegen und nichts anderes zu tun, als Gedanken zu denken.“
Und augenzwinkernd neidisch bin ich auf das nette Geschenk von Patty Smith an Christoph Schlingensief am Krankenbett: Eine Mundharmonika von Bob Dylan. (Siehe meinen blog „Bobster“ vom 19. April 2009!)
Schlingensief lässt Erinnerungen an die Zeit wachrufen, als mein Schatz Beat und ich 1997/98 in Berlin gelebt und gearbeitet haben. Schon damals verfolgten wir seine Projekte und fanden sie extrem spannend.
Einmal sassen wir sogar gemeinsam mit Schlingensief an einem Tisch im Prater an der Kastanienallee! Damals konnten wir beide nicht ahnen, dass wir Jahre später an Krebs erkranken würden und unsere Wege sich kreuzen würden. Wir sind krebskrank und sagen uns du...

PS
Planen: Unser Flug nach Japan ist gebucht und die Reiseziele sind definiert!
 
"So schön wie hieer kanns im Himmel gar nicht sein!" Kiepenheuer & Witsch