Sonntag, 25. April 2010

Alpträume

Ich stelle fest, dass ich seit einiger Zeit zwischen acht Uhr und halb neun Uhr am Abend sehr müde, aber zufrieden, ins Bett sinke.
Keine Lust auf Ausgang — lieber erst einmal unter das wärmende Duvet schlüpfen, eine Liebesgeschichte von Hiromi Kawakami "Der Himmel ist blau, die Erde weiss" zur Hand, zwischen deren Zeilen ich mich schon bald von der realen Welt verabschiede und in die Welt der Träume abtauche.

Einige Traumsequenzen später bin ich nass geschwitzt und entledige mich des wärmenden Duvets. Im weiteren Verlaufe der Nacht durchstreife ich Felder von gelbem Löwenzahn in der Hoffnung, dass sie mit meiner pflegenden Hingabe ewig blühen und sich nicht zu einem Feld von Pusteblumen entwickeln mögen... (blog: Von Pusteblumen und anderen Blumen, 10. Mai 2009). Immer wieder wache ich auf.

Ich leide hin und wieder unter Ängsten, die sich in Form von Träumen mit geballter Kraft in meinem Hirn entleeren.
Da ist meine Angst, dass ich das Bett kaum mehr verlassen kann, weil der Krebs mit seiner lähmenden Müdigkeit auch noch den Tag zur Nacht macht. So dass ich Tage und Nächte schlafend verbringen werde, ohne Zeitgefühl, bis sich wie bei einer Langzeitbelichtung schliesslich die Linse ganz langsam für immer schliesst. Klick - Aus und vorbei ist dann mein Leben!

Ab sofort werde ich mir in Zukunft wieder vermehrt ein Mittagsnickerchen gönnen! Das bekämpft meine Tagesmüdigkeit.






Samstag, 17. April 2010

Vorher und Nachher

Seit meiner Einnahme von Aromatasehemmer (femara) erwache ich regelmässig einmal, zweimal, nass geschwitzt und heiss wie ein glühendes Kohlenbrickett. Dann finde ich nur schwer in den sehnlichst herbeigewünschten Schlaf zurück.
Unliebsame Schlafstörungen und Gelenkschmerzen, die mir jeden Morgen die "Langsamkeit des Seins" vor Augen führen, wollte ich mir vor dem Start zum Marathon unbedingt ersparen.

Vor dem Rennen
Nach Absprache mit meinen ÄrztInnen verzichtete ich in den drei Tagen vor dem Start auf die Einnahme des Aromatasehemmers.
Meine femara-Beschwerden hatten vorübergehend Zwangsurlaub.
Ich hatte schon beinahe vergessen wie es sein kann, eine ganze Nacht ohne Unterbruch durchschlafen zu können! Am Sonntagmorgen stieg ich vier Stunden vor dem Start aus den Federn, gut ausgeruht und hoch motiviert. So blieb mir genügend Zeit um meinen Körper für den bevorstehenden Exploit in Schwung zu bringen, bis ich mich mit meinem Coach (= mein Liebster) auf den Weg zum Startgelände des Zürich Marathon machte...

Nach dem Rennen
Im Zieleinlauf erwarten mich (Nr. 1160, Laufklub "Running with Cancer") liebe FreundInnen, die mich auf den letzten Metern ins Ziel anfeuern und fliegen lassen. Die Endorphine sind mir gewiss!
Zuhause feiern wir alle zusammen bei einem grossen Teller Spaghetti, die der Coach während des Marathons für uns vorbereitet hat: Kohlenhydrate für die Läuferin!
Schon beim Zieleinlauf ist mir bewusst, dass meine diesjährige körperliche Verfassung um einiges besser ist wie im vergangenen Jahr. Das zeigt sich auch noch am folgenden Tag. Mein Muskelkater hält sich in Grenzen und die Treppen schaffe ich problemlos.
Sind das die anhaltenden Endorphine? Wohl kaum. Es ist meinem unermüdlichen Training und meiner derzeitigen guten Verfassung zuzuschreiben (trotz und mit meinen Metas).

Jetzt

Wieder Aromatasehemmer: Der Medikamentenalltag ist zurück und mit ihm die unliebsamen Schlafstörungen und Gelenkschmerzen...






Sonntag, 11. April 2010

Running with Cancer

Knapp fünf Monate nach meiner letzten Chemotherapie rannte ich heute den Zürich Marathon in einer Zeit von 4h 22min 58.9sec! Ein Grund zum Feiern! In meiner Kategorie erreichte ich Rang 34. Bin unheimlich stolz!

Am Start!


 




Sonntag, 4. April 2010

Wie lange noch?

Noch dreimal schlafen,
noch zweimal schlafen,
noch einmal schlafen und dann kommt... der Osterhase!
Dieser tröstende Spruch mit aufschiebender Wirkung aus meinen Kindertagen hallt noch heute in meinen Ohren. Ganz zappelig wurde ich jeweils vor solchen Feiertagen und konnte den Tag X kaum erwarten. Vor Ostern blubberten und tanzten an einem Tag die Ostereier in verschiedenen Farbbädern vor sich hin. An einem anderen Tag reihten sich im Backofen kleine Teighasen aneinander und wuchsen während des Backens zu grossen Hasen heran. Doch der Tag X schien immer noch in weiter Ferne zu sein.

Von heute bis zum nächsten Sonntag zähle ich einmal mehr.
Etwas für den Cholesterinspiegel:
Noch einmal Eier tütschen.
Für das mentale Training:
Noch viele Male in Haruki Murakami's "Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede" lesen.
Für das körperliche Training:
Noch dreimal der Sihl entlang joggen.
Gegen die Krebszellen und Metas:
Noch einmal den Port-a-Cath anstechen lassen, am Dienstag.
Noch einmal den neuen Tumormarker erfahren.
und schliesslich noch ganze sieben Mal schlafen.

Dann starte ich (hoffentlich mit einem weiter sinkenden TM, alles andere lässt mich unbeeindruckt...) mit Tausenden von Läuferinnen und Läufer am Zürich Marathon!