Sonntag, 25. Juli 2010

Sommerhopsen

Die guten Resultate meines Juli-Herzechos lassen meinen Puls höher schlagen. Mein Herz schlägt, pocht und pumpt unverändert gut und lässt sich von Herceptin® nicht beirren.

Noch höher schlägt mein Puls, als ich das unerfreuliche Resultat meines aktuellen Tumormarkers erfahre. Seit Januar 2010 freute ich mich darüber, dass sich der TM auf Talfahrt befand und im Mai auf den konfortablen Wert von 150 absank, was auf einen äusserst stabilen Krankheitsverlauf schliessen liess! Nun bewegt er sich jedoch wieder nach oben. Im Sauseschritt hat er sich zu dem Wert vom Januar hinaufbewegt. Erstaunt über diese Entwicklung befinde ich mich nun wieder im Auf und Ab der Gefühle rund um meine Erkrankung...
Haben sich meine Krebszellen inzwischen ganz still und leise eine neue Strategie ausgedacht, um die wirkungsvollen Therapie-massnahmen auszuschalten und sich erneut hemmungslos ausbreiten zu können? Es scheint, dass der Medikamentenwechsel des Aromastasehemmers zum richtigen Zeitpunkt geschehen ist. Ich hoffe sehnlichst, dass das Aromasin® seine Wirkung so entfaltet, dass sich mein TM wieder talwärts bewegt!
Mein medizinisches Betreuungsteam macht sich Gedanken zu meinem derzeitigen Gesundheitszustand. Da mein letztes CT bereits 10 Monate zurückliegt, vereinbaren sie für mich einen Termin für eine CT Untersuchung! Schliesslich sollen meinen Krebszellen nicht durch Unachtsamkeit und versäumte Kontrolle die Möglichkeit erhalten, sich heimlich den Weg in meine Organe ebnen zu können...

So werde ich am kommenden Montag im Untergeschoss des Stadtspital Triemli erneut aus dem Innern meiner Selbst strahlen...






Sonntag, 18. Juli 2010

Nebenwirkungen

Ich beklagte mich vor einiger Zeit bei meiner Onkologin über die auftretenden Nebenwirkungen des Aromastasehemmers Femara®. Wo bleibt meine Lebensqualität, wenn ich jeden Morgen mit höllischen Knochen- und Gliederschmerzen in den Beinen und anderswo erwache und mich dabei älter als alt fühle?
Also bat ich Frau Dr. H darum, Femara® nach Möglichkeit durch ein anderes Präparat zu ersetzen, das bei mir im besten Falle weniger starke Nebenwirkungen hervorrufen würde.
Meine Onkologin zeigte Verständnis für einen Medikamentenwechsel. Seit gut drei Wochen nehme ich nun täglich eine weisse Pille des Aromastasehemmers Aromasin® ein.
Natürlich treten auch bei diesem Präperat Nebenwirkungen auf. Einige sind mir geblieben, immerhin in abgeschwächter Form: die lähmende Morgenmüdigkeit , die Taubheit in meinen Händen und Fingern... Aber alles nur Kickerlitzchen!
Denn meine morgendlichen Knochen- und Gliederschmerzen in den Beinen und anderswo, die mir das Aufstehen täglich zur Qual machten, sind nur noch minimal spürbar! Am Morgen steige ich wieder recht flink aus den Federn und manchmal jucke ich sogar übermütig und sehr gelenkig aus dem Bett!

Im Verlaufe der nächsten Monate wird sich zeigen, ob es bei der Behandlung mit Aromasin® genauso erfolgreich zur Senkung meiner Östrogene und damit zu einem verminderten Wachstumsreiz auf die Krebszellen kommt.
Inzwischen freue Ich mich aber über die verhältnismässig "harmlosen" Nebenwirkungen.






Sonntag, 11. Juli 2010

Patti Smith

Ich sammle "kleine" kostbare Perlen, die ich liebevoll zu meinem Leben aneinanderreihe.
Das Patti Smith Sommerkonzert am See in der Roten Fabrik formte sich zu einer solchen.

Patti Smith hat sich ihre Intensität und Glaubwürdigkeit auch noch mit 63 Jahren bewahren können. Das ist eine Leistung, die mich an diesem Abend sehr beeindruckt hat. Die singende Poetin vermag immer noch das Publikum zu begeistern. Gemeinsam mit ihrer Band rockt sie mit uns durch den Sommerabend: zerbrechlich, nachdenklich, euphorisch, intensiv. Dazwischen immer wieder kleine, feine politische, persönliche oder psychedelische Ansagen an das hingerissene Publikum.

Patti Smith glaubt an das Gute im Menschen. Ihre Art und Erscheinung ist sympathisch, ungekünstelt. Ihr Engagement ist ehrlich und spiegelt sich auch in ihrer Arbeit.
"Just a lovely person", wie sich unser kanadischer Freund W. immer wieder über sie äussert: Einfach ein lieber Mensch.
In ihrem neusten Buch "Just Kids" schildert sie zärtlich, offen und mit feinem Humor die bewegende Geschichte ihrer Freundschaft mit Robert Mapplethrope und das Leben als Künstlerin im New York der frühen siebziger Jahre. Auch hier ist so viel von dieser "lovely person" zu spüren. Ihr Buch hat mich sehr bewegt und meine Erinnerung an ihr Konzert liegt als kostbare Perle in meinen Händen...
 
"Just Kids" 2010 Kiepenheuer & WitschPatti Smith, Zürich 2010






Sonntag, 4. Juli 2010

Vier

Ich habe dem Krebs ein weiteres Jahr abgerungen und feierte diese Woche meinen Geburtstag, den vierten mit Krebs!

Einen Tag vor meinem Geburtstag lag ich bei sommerlichen Temperaturen mit meinem fliegenden Teppich ("le Tapis Volant") in der Glücksgabenanstalt am Tropf.
Während die Infusionen langsam über den Porth in mein Blutkreislaufsystem gelangten, holten mich die Erinnerungen an die Vergangenheit ein. Ich erinnerte mich, wie ich mich vor genau einem Jahr auf derselben klarblauen Liege installiert hatte und in eine neue Taxol-Weekly startete...
Glücklicherweise lag ich auf meiner Lieblingsliege am Fenster, durch dessen Öffnung meine Augen und Gedanken (schon so oft) entfliehen konnten.
So liess ich meine Vergangenheit und Krankengeschichte (KG) in der Glücksgabenanstalt zurück, um einem ereignisreichen kommenden Jahr in der Weite einer satten, grünen Wiese am Fusse des Uetliberges entgegen zu sehen...

In der Gegenwart, am Tag meines Geburtstages, wurde ich gefeiert und verwöhnt von meinem Liebsten und meinen FreundInnen. Ich freute mich über die zahlreichen herzlichen Telefon- Karten-mail-Facebook-wünsche...

Auch ich beschenkte mich an diesem Freudentag!
Ich werde am "11. Race for the Cure®" am 26. September 2010 in Frankfurt teilnehmen.
Wie kam es dazu?
K.T. rief uns Betroffene über Facebook auf, ihrem eigens für diesen Lauf gegründeten Rennteam "Ballamännchen" beizutreten und in Frankfurt an den Start zu gehen. Laufbegeisterte Brustkrebs-Betroffene sollten gemeinsam als Team mitlaufen. Warum eigentlich nicht? Die Idee gefiel mir und E.B.Z. - einer weiteren Facebook Bekannten - so gut, dass wir dem Rennteam beigetreten sind. Gemeinsam werden wir nach Frankfurt reisen und dabei die anderen Läuferinnen kennenlernen.

Bis es aber soweit ist, trainiere und pflege ich meine Muskeln, damit sie rechtzeitig bereit sind...