Samstag, 31. Dezember 2011

Vorsatz

Mein Stock steht seit mehreren Tagen in der Ecke im Hausflur. Recht so! Denn ich fühle mich momentan zu Fuss so sicher, dass ich wieder ohne Stock gehen kann. Ich hoffe, dass ich ihn auch im neuen Jahr in der Ecke stehen lassen kann.

Das Jahr 2011 geht mit dem heutigen Tag zu Ende und um Mitternacht löst das neue Jahr 2012 das alte ab...
Ich bin guter Dinge, vielleicht auch ein wenig übermutig, und habe für das neue Jahr einen sportlichen Vorsatz gefasst: Fahrrad fahren. Natürlich nicht mit meinem Bike durch die Gegend, denn ich leide immer noch unter Schwindel, vor allem dann, wenn ich meinen Kopf zu schnell von einer Seite auf die anderen drehe. Nein, schön zu Hause in der guten Stube: Ich habe einen Fahrradergometer angeschafft! Er wird zwar erst in der ersten Woche des neuen Jahres geliefert. Aber ich freue mich jetzt schon auf die Touren vor Ort!

Und wer weiss: vielleicht besteht ja irgendwann auch die Möglichkeit, dass ich wieder einmal einen leichteren Lauf draussen in der Natur in Angriff nehmen kann...
Natürlich nur ohne Schwindelanfälle!

Ich wünsche euch allen ein glückliches 2012!







Samstag, 24. Dezember 2011

Zukunftsgedanken

Es muss damit zusammenhängen, dass das Jahr 2011 bald zu Ende geht. Es gibt kein Zurück und wir alle schlittern, ob krank oder kerngesund, ins neue Jahr. Die Zukunft bleibt in jedem Fall ungewiss.

Gedanken über die nahe und ferne Zukunft haben mich in letzter Zeit sehr beschäftigt. Zum Beispiel die Frage, ob ich nächsten Jahr Weihnachten noch einmal erleben und feiern darf...
Dabei werde ich ein wenig wehmütig. Dieser Wehmut folgt aber der einzig vernünftige Gedanke, dass solche Fragen unnötig und Kräfte zehrend sind. Ich lebe in der Gegenwart und geniesse die guten Momente! So freue ich mich sehr über die Nachricht, dass mein Tumor-Marker um mehr als sensationelle 700 Punkte gesunken ist. Meine Onkologin Frau St. bescherte mir mit ihrem Anruf am  24. Dezember wohl das wunderbarste Weihnachtsgeschenk!

Vermutlich werde ich mir noch einige Male Gedanken über meine Zukunft machen, das lässt sich wohl kaum vermeiden... Dann zähle ich auf meine Vernunft und auf weitere glückliche Fügungen, die mich meine Zukunftsängste vergessen lassen.






Sonntag, 18. Dezember 2011

Jeans

Im Juli verlor ich vor und während meiner Hirnbestrahlung sehr viel Gewicht. Bis heute konnte ich nur knapp die Hälfte der verlorenen Pfunde wieder zulegen (siehe blog: "Futtern" vom 07. August 2011). Nun sind mir viele meiner Kleidungsstücke zu gross geworden.

Besonders ärgert es mich, dass mir meine Hosen alle zu gross wurden und mühelos über meine Hüftknochen auf den Boden glitten. Was für ein erbärmlicher Anblick im Spiegel!
Daran, dass ich diese Hosen jemals wieder tragen werde, glaube ich nicht. Als Krebskranke werde ich wohl eher im weiteren Verlauf der Krankheit nur noch dünner und zerbrechlicher...

Aber zurück zu meinen zu grossen Kleidern: Die Caritas-Kleidersammlung kam da gerade richtig!
Die alten sind weg - nun brauchte ich neue Hosen.

Auf der Suche nach Jeans in kleinen Grössen durchforschte ich die Damenabteilungen verschiedener Warenhäuser. Erfolglos!
Bis zu jenem Zeitpunkt, als mir Freundin I. aus eigener Erfahrung riet, in der Knabenabteilung nach Hosen Ausschau zu halten...
So machte ich mich abermals auf die Suche. Mitten unter Müttern mit ihren Kindern stöberte ich mich durch das grosse Angebot von Knabenjeans.
Und: Erfolgreich!
Die Grösse 152 passte mir perfekt. Und falls ich in Zukunft doch noch mehr Pfunde zulegen sollte, bleibt in dieser Grösse immer noch genügend Platz...






Sonntag, 11. Dezember 2011

Malheur

Ich hätte es eigentlich wissen müssen! Schliesslich steht im Beipackzettel unter anderem: "...Da Tyverb unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Mattigkeit verursachen kann, ist beim Lenken von Fahrzeugen und Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten..."
Den LISTA-Planschrank könnte man mit seiner imposanten Erscheinung durchaus als Maschine bezeichnen (siehe Foto).

Also: Am Mittwoch machte ich an dieser "Maschine" (dem LISTA-Planschrank eben) zu schaffen. Wider besseren Wissens und aller physikalischen Gesetze liess ich mehrere Schubladen geöffnet. So kam es, dass sich Schwerpunkt des Schrankes allmählich veränderte... AUTSCH! Ich schrie wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Glücklicherweise war mein Liebster zu Hause. Er war auf der Terrasse und wunderte sich - wie er mir später erzählte - über das durchdringende Gekreische, das aus dem Hause drang. Er vermutete, dass die Nachbarskinder wieder einmal fröhlich spielten. Erst als er zwischen Kreischen und Hilferufen seinen Namen vernahm, war ihm umgehend klar, dass seine Liebste in Not sein müsse. In seiner Vorstellung sah er sich bereits mit dem Schlimmsten konfrontiert...

Doch weit gefehlt! Es bot sich ihm folgendes Bild:
Unter dem Schrank, unter heraus gerollten Schubladen und einem chaotischen Haufen unterschiedlicher Papiere, Stifte und Farbtuben lag ich mit schmerzverzerrtem Gesicht und auf meinen Zehen lag das ganze Gewicht des gekippten Schrankes. Nun japste ich nur noch "Mein linker Fuss, Hilfe, Hilfe..."
Mein liebster Retter befreite mich erst einmal aus meiner misslichen Lage. Ich konnte meinen Fuss kaum mehr spüren, aber trotz schlimmster Befürchtungen waren meine Zehen heil geblieben. Lediglich eine bläuliche, horizontale Eindrucksstelle der Schrankkante zog sich über drei Zehen hinweg.
Ich konnte von Glück reden, dass ich an diesem Tag mein "Zweiriemen Modell" von Birkenstock trug. Der eine Lederriemen verteilte wahrscheinlich den Druck auf meine Zehen und verhinderte Schlimmeres!

Nächstes Mal weiss ich es besser: Ich bediene die Machine mit der nötigen Vorsicht.






Sonntag, 4. Dezember 2011

Neuigkeiten vom Boxenstop

Drei Tage nach meinem Abdomen—CT von Dienstag sitzen wir, ich und mein Liebster, meinen beiden Ärztinnen Frau S. und P. gegenüber.
Haben sich die Metastasen in meinem Bauchraum ausgebreitet? Sind zusätzliche Herde aufgetaucht? Was machen meine Lebermetastasen? Sind sie inzwischen grösser geworden? Fragen über Fragen. Die Ergebnisse des CTs bringen hoffentlich etwas Klärung.
Also:
Auf dem CT sind keine neuen Herde und kein explosionsartiges Wachstum zu erkennen. Die Ärztinnen gehen darum davon aus, dass das Medikament Tyverb das Wachstum der Tumorzellen, auch der Metastasen im Hirn, verlangsamt. Letztere werden durch die Bestrahlung vom Juli immer noch in Schach gehalten. Die Abgabe von Zometa stopft die Krebslöcher in den Knochen. Um meine Onkologin zu zitieren: stabil. Für uns: zwar immer noch am krebsen, aber trotzdem ein Grund zur Freude!

Inzwischen habe ich noch mehr Gewicht zugelegt und die Waage zeigt 45 Kilogramm. Bei meiner körperlichen Verfassung versuchen wir nun die volle Dosierung von Tyverb. Mal schauen, wie sich die 1000 mg auswirken. Ich hoffe, die Nebenwirkungen halten sich in Grenzen...

Jetzt gibt's wieder mal Spagetti Vongole 
siehe: www.meinbrustkrebs.net / Therapien / Seite 03-04






Mittwoch, 30. November 2011

Neuigkeiten aus dem Laufstall

Meinen letzten Lauf des "ZüriLaufCups" bin ich im Juni gerannt. Kurz darauf wurde meiner Laufsaison durch die auftretenden Metastasen im Hirn jäh ein Ende gesetzt. Schweren Herzens musste ich von einem Tag auf den andern auf die geliebten Lauftrainings und die zukünftigen Veranstaltungen verzichten.
Gut sechs Monate später erreicht mich heute Mittwoch mit der Post die abschliessende Rangliste des ZüriLaufCups 2011. Zu meinem Erstaunen und meiner Freude belege ich in der Kategorie W50 von insgesamt 52 Läuferinnen Rang ZWANZIG - und das mit nur 4 von 12 möglichen Läufen! Das beflügelt mich und hilft mir, gelassen und zuversichtlich die Resultate des CTs von gestern abzuwarten...

Ich bedanke mich bei meinem "Coach": Mein Liebster stand mir bei jedem Wetter zur Seite. Und dann bedanke ich mich natürlich ganz herzlich auch bei meinen treuen "Fans", die mich jeweils an der Strecke angefeuert haben.

Siehe blogs vom 10. Juli 2011 und vom 8. Oktober 2011







Sonntag, 27. November 2011

Glatzkopf

Seit gut fünf Monaten bin ich ohne Haare. Ein Glatzkopf! Auf meinem Kopf gibt es kaum sichtbare Hinweise darauf, dass sich daran in Kürze was ändern wird.
Hat die Bestrahlung meines Hirns meinem Haarwuchs so zugesetzt, dass meine Haarfollikel* geschädigt worden sind?
Vermutlich ja, denn fast mein ganzer Kopf lag im Strahlengang. Und die Strahlendosis war relativ hoch! Ich habe mich erkundigt: In meinem Fall kann es bis zu einem halben Jahr dauern, bis wieder ein erkennbarer Haarwuchs einsetzt.
Nun, fast mein ganzer Kopf lag im Strahlengang. Ein kleines Stück Kopfhaut im Nacken wurde verschont. Dort wächst still und leise ein Büschel Haare.

Fast haarlos zu sein ist für mich das kleinste Problem aller Problemchen...
Ich werde gut ausgerüstet mit Tüchern und Mützen (aber ohne Perücke!) erhobenem Hauptes durch den Winter stapfen... (siehe unter Kopfbedeckungen auf http://www.meinbrustkrebs.net)


*Der Haarfollikel ist der Produktionsbereich des Haares in der Oberhaut. Hier erfolgt die Zellbildung und Nährstoffversorgung der Haare.






Samstag, 19. November 2011

Dylan Revisited

Am Bob Dylan Konzert vor einem halben Jahr wurde mir erstmals bewusst, dass ich beim Gehen Gleichgewichtsstörungen hatte: Ich steuerte in die eine Richtung und torkelte in die andere Richtung.
Kurz darauf die Diagnose, dass sich in meinem Kleinhirn Metastasen gebildet haben. Anlass, mit dem Schlimmsten zu rechnen. Ob ich mich jemals wieder erholen würde, stand in den Sternen... Mir schien es unvorstellbar für die nahe Zukunft Pläne zu schmieden.
Dann wurde für den November 2011 ein Doppelkonzert mit Bob Dylan und Mark Knopfler in Zürich angekündigt. Mein Liebster kaufte Tickets und meinte trotzig, er würde mich auch im Rollstuhl ins Konzert karren. Denn: Es sei schliesslich so, dass wir seit 2002 Dylans Konzerte besuchen, Krankheit hin oder her.

Am Mittwoch war es dann soweit. In äusserst stabilem Zustand - nicht mit Rollstuhl, aber sicherheitshalber mit meinem Stock ausgerüstet - kam ich in den Genuss eines eindrücklichen Auftritts des "Grand Senior" und seiner starken Band.
Nach der Hälfte des Sets konnte uns nichts mehr auf unseren Sitzplätzen halten. Mit vielen anderen stürmten wir von den hinteren Rängen nach vorne, um möglichst nahe am Geschehen zu sein. Es hat sich gelohnt!

Jetzt heisst es wieder einmal für mich:
Auf bald hoffentlich, bis die "Never Ending Tour" wiederkehrt!


Die "Never Ending Tour" 2011 in Zürich (siehe auch blog's: "Bobster" vom 19. April 2009, "Bobster 2010" vom 20. Juni 2010, "Schwindelerregend" vom 2. Juli 2011)






Sonntag, 13. November 2011

Ohne Stock

Seit anfangs November kann ich ohne Stock längere Spaziergänge unternehmen. Ich bin stolz auf meine wiedergewonnene "Freiheit"! Doch nach einer solchen Unternehmung bin ich jeweils sehr müde. Meine Ressourcen sind dann aufgebraucht. Um wieder zu Kräften zu kommen, lege ich am nächsten Tag jeweils einen Ruhetag ein. Diese Methode hat sich bisher gut bewährt.

Wenn ich ohne Stock auf den den Spazier- und Wanderwegen unterwegs bin, ist genügend Platz und Zeit, um den entgegenkommenden Spaziergängern auszuweichen. An belebten Orten, wo unzählige Menschen aus verschiedenen Himmelsrichtungen meinen Weg kreuzen, verlasse ich mich jedoch nach wie vor auf meinen Stock. Denn immer noch werde ich öfters von anderen Passanten ruppig aus meiner Bahn geworfen. Da hilft der Stock (oder der Arm meines Liebsten) meine Balance wieder zu finden. Ich erinnere mich wehmütig an die Menschenmassen in Japan, die sich geschäftig fortbewegten - ohne jegliche gegenseitige Berührung!

Weil mein Zustand seit einiger Zeit recht stabil ist und Anlass zur Freude gibt, wurde die Medikamentendosierung des Tyverb (Lapatinib), um die täglichen Einnahme einer Tablette erhöht...

Irgendwie hat mich oder habe ich mein Leben soweit wie möglich zurückgewonnen.






Sonntag, 6. November 2011

Schrott-Teile

Ich kenne Angstgefühle vor dem Krebs und die damit verbundene Ungewissheit, was der Krebs mir in der Zukunft noch alles bringen wird. Oft begegne ich der Angst in Träumen...

So geschehen diese Woche. Ich träumte, ich lag in meinem Bett und entdeckte unter meiner Bauchdecke eine kleine Ausbuchtung, die sich beliebig in alle Himmelsrichtungen bewegen liess.
Ah, hab' ich dich, du elende Metastase, so leicht entwischst du mir nicht, fuhr es mir blitzschnell durch den Kopf. Durch eine Öffnung oberhalb meines Bauchnabels, die einem Nasenloch glich, grabschte ich mit meinen Fingern nach der unliebsamen Metastase. Kaum hatte ich die erste aus meinem Bauch gefischt, folgte eine um die andere und sie alle purzelten auf die Bettdecke...
Die vermeintlichen Metastasen entpuppten sich aber plötzlich als unbrauchbare Schrott-Teile.
Die Entrümpelung meines Bauches nahm erst dann ein Ende, als ich erschöpft aus meinem Traum erwachte und in die Augen unserer Katze blickte, die schnurrend auf meinem Bauch lag und ihre Tatzen mit spitzen Krallen in das Pfulmen gleiten liess...

Ansonsten verlief die Woche äusserst schön und angenehm!






Sonntag, 30. Oktober 2011

Auf Wanderwegen

Im herbstlichen Licht liess ich vergangene Woche meine Augen während ausgiebiger Spaziergängen über die gelbverfärbten Lärchenwälder und verschneiten Bergspitzen des Engadins streichen. Zusammen mit meinem Liebsten verbrachte ich einige erholsame Ferientage in Vnà.




Langsam ging es über Stock und Stein bergauf und bergab. Zu meiner Verwunderung schaffte ich täglich jeweils über 10 Kilometer! Muskelkater inklusive... Solange der Untergrund der Wanderwege genügend hart und breit war, hatte ich keine Probleme mich mit Hilfe meines Stockes fortzubewegen.




Doch auf dem weichen Untergrund einer Wiese schien mein Fuss den Kontakt zur Kommandozentrale meines Hirns verloren zu haben.
Eine Ermüdungserscheinung? Ziemlich verärgert versuchte ich dem Einknicken meines Fusses Einhalt zu gebieten. Erfolglos, die Botschaft konnte nicht weitergeleitet werden. So retteten wir uns auf einen grossen Stein. Mit der Landkarte orteten wir die verschneiten Bergspitzen rundherum: Piz Ajuz, Piz Dadora, Piz Dadaint...




Nach dieser Pause konnte mein Fuss den Kontakt zur Kommandozentrale wieder lückenlos aufnehmen. Mein Fuss gehörte wieder mir und so zottelten wir gemütlich weiter.


Sonntag, 23. Oktober 2011

Spaziergang

Zusammen mit meinem Liebsten spazierte ich einen kleinen Teil meiner ehemaligen Laufstrecke ab um nach "meinem Kissen" zu sehen.

Entdeckt hatte ich es Anfangs 2009. Das Kissen hing einfach eines Tages in luftiger Höhe an einem Baum und baumelte hin und her (siehe blog: 'Psychohygiene' vom 01. Februar 2009). Von da an sahen wir uns regelmässig beim Rennen, das Kissen und ich (siehe blog: 'Was ich sehe wenn ich renne!' vom 20. März 2010). Und mit der Zeit wurde es "mein Kissen". Und mit fortschreitender Krankheit wurde mein Kissen zu einem Sinnbild für mein Leben, das mittlerweile sprichwörtlich an einem Faden hängt.
Es wurde ein Spiel: Solange mein Kissen noch in luftiger Höhe hängt, sage ich mir, habe ich gute Karten in der Hand. Wenn es nicht mehr hängt, dann eben schlechte!

Als wir schliesslich unter dem besagten Baum standen, war mein Kissen noch da! Wir freuten uns über seinen Anblick. Da baumelt es immer noch - lange 2½ Jahre - und trotzt Wind und Wetter! Die Füllung quillt aus allen Nähten und die Distanz zwischen luftiger Höhe und Boden hat sich um einiges verringert. Aber es ist noch da!

Ich weiss: Letztendlich kann das graue Kissen nichts an meiner Situation als Krebskranke ändern. Die verbleibende Zeit meines Leben kann ich nicht von einem baumelnden Kissen abhängig machen, das wäre einfach nur Mumpitz und Aberglaube... Aber es ist trotzdem schön zu wissen, dass mein Kissen noch immer lebt...

Oktober 2011: Das Kissen lebt immer noch!





Sonntag, 16. Oktober 2011

Aschenfreiheit

Als mir mein Liebster augenzwinkernd die Zeitung zum Lesen gab, meinte er schmunzelnd: Vielleicht sollte ich deine Asche zu einer Schallplatte verarbeiten lassen. Auf der leeren Vinylscheibe wärst du dann als Knistern zu hören...¹

Amüsiert las ich, dass man aus der Asche der lieben Verstorbenen einen synthetischen Diamant herstellen lassen kann, dass die Asche in die ewige Stille des Weltall geschossen oder eben zu dreissig Schallplatten gepresst werden kann (wahlweise auch mit Musik).

Vor dem Sterben habe ich keine Angst, denn sterben gehört zum Leben. Aber vor der Vorstellung, dass dreissig meiner Freunde eine Vinylscheibe als Erinnerungsstück in ihren Händen halten würden, hingegen schon.
Grauslig...

Als ich vor zwei Monaten das Gefühl hatte, am Abgrund zu stehen, dass ich vielleicht bald sterben könnte, machte ich mir Gedanken, wie und wo meine Asche letztendlich aufbewahrt werden sollte.
Irgendwo an einem von meinem Liebsten ausgewählten Platz wird meine Asche in der Natur verstreut. Das nennt sich hierzulande im Fachjargon "Aschenfreiheit"

¹Thomas Wyss: "Urne? Nein, lieber Schallplatte!", Tages-Anzeiger 7.10.2011






Samstag, 8. Oktober 2011

Von Wehmut und Mut

Zuhause sammeln sich die Startnummern von Laufveranstaltungen, an die ich mich zu Jahresbeginn angemeldet habe und die ich gerne noch gelaufen wäre. Sie hängen an meiner Pinnwand.
Wehmut? Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, wenn ich sie betrachte. Denn in diesem Jahr hätte ich in meiner Alterskategorie ein gutes Gesamtresultat im Züri Laufcup erzielen können. Doch der Krebs hat mir einmal mehr einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht...
Ein Comeback ist unmöglich. Das Laufen gehört nun endgültig zu meiner Vergangenheit. Ich komme damit erstaunlicherweise sehr gut zurecht, obwohl ich schon fast ein Laufjunkie war...

Momentan habe ich mich soweit erholt, dass ich zu meiner Freude am Freitag mit einer neuen Therapie in Tablettenform (Tyverb® Lapatinib in einer kleinen Dosierung) beginnen konnte. Ein Medikament, das die Blut-Hirn-Schranke passieren kann.
Trotzdem ist mir klar: Meine Kleinhirn-Metastasen sind nicht einfach so verschwunden. Sie sitzen auch nicht untätig herum. Sicherlich entwickeln sie neue Strategien, um sich irgendwann wieder ausbreiten zu können.
Im Moment verhalten sie sich ruhig und werden hoffentlich durch die neue Therapie für einige Zeit in Schach gehalten. Mein Zustand wird sich in Wellen bewegen. Eine fragile Angelegenheit! Aber vorläufig bin ich und mein Care Team erst einmal am Drücker, das macht Mut!






Sonntag, 2. Oktober 2011

So lala

Mir geht es "so lala"!
Ich mag die Lautmalerei und Scherzhaftigkeit von so lala.
Schwingt in den beiden Worten nicht unüberhörbar ein versöhnlicher Klang auf Besserung mit?

Seit gut einer Woche habe ich das Gefühl, dass ich nicht nur einfach am Abgrund stehe, sondern mich nun immer mehr davon entferne. Wenn auch in ganz kleinen (Fort)schritten! Mein linker Fuss schlurft immer noch mit leichter Verzögerung mit mir durch das Quartier. Am Abend - müde und schwach auf den Beinen - kommt es vor, dass ich den Kontakt zu meinem Fussgelenk verliere und ich einknicke und bäuchlings auf dem Fussboden lande.
Autsch!
Ich hoffe nur, dass diese lästige Schwäche nicht mit meinen Metastasen im Kleinhirn zusammenhängen könnten, wie meine Onkologin Frau St. vermutet. Ein MRI wird es an den Tag bringen...

Vorläufig weiss ich mir aber als ehemalige Läuferin zu helfen, indem ich regelmässig versuche mit dem Theraband und dem Yogaband meine Beinmuskeln und -nerven und das Fussgelenk wieder zu aktivieren! Als Fliegengewicht brauche ich dabei viel Körperkraft. Aber diese Übungen zeigen ihre ersten Wirkungen: ich habe seit langem erstmals wieder einmal Muskelkater.
Wacht auf ihr müden Muskeln!






Sonntag, 25. September 2011

Pulsierend

Wenn ich am Morgen den Schlaf nicht mehr finde und von draussen noch keine Geräusche des Arbeitsalltages an meine Ohren dringen, kann ich das Blut in meinen Ohren pochen hören.
Es jagt mit hoher Geschwindigkeit durch die Adern meines Gehörganges. Als Schlusspunkt noch einen lang anhaltenden, pfeifenden Ton, der dem ganzen Spuk ein Ende setzt. Beängstigend und zugleich beeindruckend!

Wenn schliesslich der akustische Alltag erwacht, werden diese feinen Wahrnehmungen aus meinen Hirnwindungen verdrängt und vorübergehend vergesssen. Dann lasse ich akustische Signale aus meinen Erinnerungen aufkeimen, die sich dann mit denen des aktuellen Tages vermengen...

Wie war das damals vor zwei Jahren in Tokio?
Die Dauerberieselung zwitscherte von überall her, es piepste und fiepste oder eine für uns nicht verständliche Anweisung an die Menschenmasse wurde verlesen. Dazu das Gekrächze der schwarzen Raben (echte Raben!), die überall in dieser Stadt herum kreisten. Und dann war es auch wieder mal ganz ruhig.
Und in New York, vor einem Jahr?
Die unterschiedlichen "Lalülalos" und das Gehonke und Gehupe hörten sich in den Häuserschluchten New Yorks irgendwie phantasielos an. Aber der Verkehrslärm der Stadt schlief nie...

Es stellt sich mir die Frage, ob ich diese Geräusche in meinem heutigen Zustand orten und verarbeiten könnte.
Aber dann ziehe ich mir einfach ziemlich kleinlaut mein Pfulmen noch einmal über den Kopf und gönne meinen Hirn- und Gehörgängen noch eine Extraportion Ruhe...

Foto: B. Zgraggen






Sonntag, 18. September 2011

Herbstbeginn

Mit einem gemeinsamen, unvergesslichen Festessen mit FreundInnen zelebrierten wir den Auftakt in einen hoffentlich üppigen Herbst 2011!

Seit Dienstag nehme ich Dexamethason ein, ein Cortisonpräparat, das ich bereits vor zwei Monaten während der Bestrahlung eingenommen habe. Diese Pillen sollen die Anschwellungen in meinem Kleinhirn soweit zurückgehen lassen, dass ich am Morgen schwindelfrei aus dem Bett steigen kann.
Es freute und stimmte mich zuversichtlich, dass ich mich vorerst problemlos aus der Horizontalen in die Vertikale bewegen konnte. Bewegungsfreiheit! Dann aber begann die mir bekannte Übelkeit und Appetitlosigkeit. Was ist nun das kleinere Übel?

Während der vergangenen zwei Monate habe ich mir so oft die Frage gestellt, wo meine Lebensqualität beginnt und schliesslich ihr Ende nehmen wird... Aber darauf habe ich keine schlüssige Antwort gefunden.

Meine Trainingsläufe der letzten Jahre waren so intensiv, dass ich jede Steigung und Neigung, jeden Stock und Stein, jedes Käuzchen und jeder Nistkasten kannte wie meine Westentasche.
Jetzt, wo der Herbst seine ersten Vorboten zeigt und sich das Laub lichtet, renne ich in meinem Kopf die Trainingsstrecken und laufe mit meinem Stock über den knisternden Laubboden mit seinen Steigungen und Neigungen in eine ungewisse Zukunft...






Sonntag, 11. September 2011

Traumzeit

Ich verbringe meine Zeit schlafend und träumend im Bett und hoffe auf bessere Zeiten...

Im Traum reiht sich vor meinen Augen Hirn an Hin aneinander, präsentiert auf farbigen Kissen in türkis, gelb, grün und pink... Ich frage mich, welches Hirn wohl zu meiner momentanen Tagesverfassung passen würde? Mal im Schwindel, mal taumelnd. Es fällt mir nicht leicht, mich für ein einziges davon zu entscheiden.



Auf meinem Kopf wächst frischer Haarflaum. Es zeichnet sich eine neue Kopf-Landschaft ab. Im Traum kann ich meine Hirnmetastasen mal da und dort aufleuchten sehen, wie kleine Glühwürmchen auf einer satten Sommerwiese, ein Sommernachtsalptraum...




Sonntag, 4. September 2011

Auszeit

Ich gönne mir und meinem traumatisierten Hirn viel Schlaf und eine Blogauszeit!






Sonntag, 28. August 2011

Hurrikan Irene

Diese Woche lese ich tagtäglich über den Hurrikan, der meinen Namen trägt.
Hurrikan Irene: Chaos an der US-Ostküste erwartet
Hurrikan Irene steuert auf New York zu
Hurrikan Irene bedroht US- Ostküste...

In meinem Fall könnte das so lauten:
Hurrikan Irene: Chaos im Oberstübchen...
Hurrikan Irene lässt die Hämmerchen im Hirn klopfen...
Hurrikan Irene bedroht Hirnlandschaft...
Na dann:
Goodnight Irene (Johnny Cash)

Apropos "Chaos": Seit ich von meinen Hirnmetastasen weiss, bin ich daran, meine Sachen zu ordnen und zu regeln. So suche ich nach und nach für viele meiner Dinge, die sich im Verlauf eines Lebens angesammelt haben, ein neues Zuhause.

Zudem haben mein Liebster und ich auf dem Notariat einen Erbvertrag unterzeichnet und uns gegenseitig als Alleinerben eingesetzt. Da gibt es nun keine Missverständnisse mehr...

Auch meine Patientenverfügung liegt für alle Fälle griffbereit!
Es macht mich zufrieden, dass ich diese Entscheidungen bei vollem Bewusstsein erledigen und treffen kann. Ich bin gut vorbereitet auf den Hurrikan...
Goodnight Irene (Johnny Cash)






Samstag, 20. August 2011

Höhenmeter

Erstmals nach der Bestrahlung meiner Metastasen im Kleinhirn vor einem Monat fühle ich wieder mehr Kraft und Energie. Mein Liebster meint skeptisch, ich hätte schon wieder Flausen im Kopf...

Die Freude über die zurückgewonnene Kraft ist gross.
Einem Tagesausflug nach Grindelwald in dieser Woche sehe ich zuversichtlich entgegen.

Zusammen mit Freundin M.B. reisen wir früh am Morgen ins Berner Oberland. Im Speisewagen bestelle ich zur Stärkung meiner Kräfte ein Rührei!
In Grindelwald besteigen wir eine Gondelbahn, die uns auf den Männlichen (2216 m.ü.M) schaukelt.
Wir geniessen die traumhafte Aus- und Fernsicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Erstmals in meinem Leben bestaune ich diese drei Berge vor Ort und verstehe nur zu gut, dass sich kein Tourist aus Japan oder China diese Sehenswürdigkeiten entgehen lässt...

Ich beklatsche als einzige einen hier oben ankommenden Läufer, der vermutlich für den Jungfrau-Marathon trainiert. Freudig winkt er zurück. Ich weiss, was es heisst, zu rennen. Und was für eine zusätzliche Leistung, so viele Höhenmeter zu überwinden!
Leicht beduselt ergreife ich die Hand meines Liebsten. Meinem Hirn bekommt die Höhe nicht so gut. Ein buchstäblich schwindelerregender Ausflug. Ich möchte wieder runter ins Tal.
Den grössten Teil unserer Rückreise verschlafe ich. Und auch am nächsten Tag tauche ich immer wieder ins Land der Träume ab, wo meine Kräfte noch unerschöpflich sind und wie zuvor!

Foto: B. Zgraggen Vom Männlichen aus gibt es noch andere Berge zu bestaunen! 
 





Sonntag, 14. August 2011

Leben

Schon wieder habe ich innerhalb einer Woche gute 2 Kilos mit unermüdlichem Futtern zugelegt!
Mein Liebster versorgt mich den ganzen Tag mit kalorienreichem Essen.
Aber mein Gang ist noch immer unbeholfen und unsicher wie zuvor. Meine Onkologin Frau St. ist aber sehr zuversichtlich. Sie meinte, dass mein Hirn durch die starke Bestrahlung im Moment traumatisiert sei und viel Zeit brauche sich erholen zu können. Diese Erholungszeit müsse ich mir gönnen.

Am Mittwoch gab es Besuch von der Fachstelle für Palliative Care der Spitex Zürich. In einer ersten Kontaktaufnahme hat mich Frau R.M.W. über die Möglichkeiten einer palliativen Pflege zu Hause aufgeklärt.
Obwohl das "Ende der Fahnenstange" mit meiner derzeitigen gesundheitlichen Besserung wieder ein wenig mehr in die Ferne gerückt ist, bin ich froh, dass für den Notfall bereits alles aufgegleist ist.

Heute Morgen lese ich zum x-ten Mal den gesprayter Schriftzug über zwei schwarzen Containern: Leben? Ja, ich möchte noch leben!






Sonntag, 7. August 2011

Futtern

Ich bringe erfreulicherweise innerhalb einer Woche gut 2 kg mehr auf die Waage. Ein Medikament hilft mir dabei. Es kurbelt sehr effizient meinen Appetit an. Die üblen Nebenwirkungen meiner Hirnbestrahlungen ziehen sich von Tag zu Tag zurück. Aber noch immer bin ich mit Hilfe meines Stockes unterwegs, und das nur sehr langsam...
Mich fortzubewegen ist anstrengend — ich, die Marathonläuferin!

Mein momentaner Lebensinhalt besteht darin ausgiebig zu futtern.
Noch vor einer Woche ernährte ich mich vorzugsweise von Pasta in unzähligen Variationen. Möglichst kalorienreich sollte meine Ernährung sein.
Am Morgen ein scrambled egg und zwei süsse Crêpes mit Zucker und oder Konfitüre.





Am Mittag eine erste Portion Pasta.
Am Nachmittag eine zweite Portion Pasta und am Abend eine dritte Portion Pasta...





Mittlerweile esse ich auch wieder "Gesundes" wie Gemüse und Salat. Mein Liebster und ich gingen daher in den Ausgang und schlemmten uns durch die exquisite Speisekarte unseres Lieblingsrestaurants.




Und vorzüglichst bekochte uns an diesem Wochenende dann noch unsere Freundin P.B. Erst beim Dessert - eine Mousse au Chocolat - musste ich einen Gang tiefer schalten, denn ich war schon ziemlich gesättigt. Wir haben es sehr genossen! Noch vor zwei Wochen hätte ich mir nicht vorstellen können, dass Essen wieder Freude machen könnte...
Alle freuen sich über meinen ungezügelten Appetit, der mich die nötigen Kilos anfuttern lässt. Damit mein Körper in etwa einem Monat für eine neue Chemotherapie bereit sein wird, hoffentlich...






Sonntag, 31. Juli 2011

Prinzessin auf der Erbse

Es gibt keine Prognosen! Aber meine Situation ist alles andere als harmlos, wie ich diese Woche im Krankenhaus erfahren durfte.

Ich fühle mich wie die Prinzessin auf der Erbse, gebettet auf zahlreichen Kissen und in der Hoffnung auf etwas Besserung. Den ganzen Tag bin ich damit beschäftigt kleine Esssenshäppchen zu mir zu nehmen um an Gewicht zuzulegen, um wieder zu Kräften zu kommen! Nur so habe ich eine Chance, den Kopf vielleicht nochmals aus der verdammten Schlinge ziehen zu können. Es ist eine Grenzerfahrung von einer ganz besonderen Art, eine Himalaya-Expedition mit ungewissem Ausgang...

Mein Liebster und ich weinen uns wieder einmal in den Schlaf und hoffen auf Besserung und noch viel gemeinsame Zeit!
Bin glücklich so viel Zuspruch und Unterstützung von lieben FreundInnen erfahren zu dürfen!





Sonntag, 24. Juli 2011

Ausschleichen

Am Mittwoch, als meine Hirnmetastasen ein letztes Mal bestrahlt wurden, wiederholte ich unablässig mein Bestrahlungsmantra: "Haut ab, haut ab, haut ab..."
Dr. H. der mich während der Bestrahlungszeit begleitete, meinte bei der abschliessenden Austrittsuntersuchung, dass ich ja nicht auf die Idee kommen sollte ihn in Zukunft jemals wieder zu besuchen... Das ist natürlich ganz in meinem Sinne, obwohl ich vom Radioonkologie-Team freundlich und einfühlsam betreut wurde.

Das Cortison wird nun "ausgeschleicht". Es ist zu hoffen, dass die Hirnmetastasen durch die Bestrahlung verschwinden und sich mein Körper erholt. Auf dass mein Appetit zurückkehrt und ich an Gewicht wieder zulege!
Ich bin gedanklich erleichtert, aber ich fühle mich immer noch sehr unsicher auf den Beinen. Ich schwanke seegangmässig und werde von der Aussenwelt als Alk oder Junkie wahrgenommen... Ein Straucheln, das mit einem möglichen Knochenbruch enden könnte, kann ich mir in meinem Zustand nicht leisten. Deshalb kaufe ich mir eine Gehhilfe. Sie zeigt Wirkung! Die Leute machen nun einen schönen Anstandsbogen um mich...





In der Nacht auf Sonntag jucken meine Haarwurzeln unerträglich. Wenn ich durch meine Haare fahre bleiben ganze Büschel in meinen Händen zurück. Kurzerhand schneidet mein Liebster (auf meinen Wunsch!) mit der Maschine mein Haar auf 6mm zurück. Das bringt Linderung! Ich bin auf Erholungskurs...
Fotos: B. Zgraggen


 
 


Sonntag, 17. Juli 2011

Es geht weiter

Täglich pilgere ich zu unterschiedlichsten Zeiten in die Klinik für Radioklinik und Nuklearmedizin des Triemlispitals, um mich strahlentherapeutisch behandeln zu lassen.
Ich fühle mich sehr gut aufgehoben und umsichtig freundlich betreut!

Während ich in dieser Woche ungeahnte Kräfte freisetzen kann, muss ich jedoch immer wieder erfahren, dass mein Körper an seine Grenzen stösst. Er lässt mich nicht nur körperlich straucheln, sondern auch mental.
Wenn meine Freunde fragen, wie sich meine Situation geändert hat, setzt sich in meinem Hals ein kleiner Kloss fest. Er lässt meine Stimme vorübergehend versiegen, meine Augen verschleiern sich mit Augenwasser...

Zu Beginn der Woche sitze ich im Atelier meiner Freundin P.R. Sie zeigt mir ihre Arbeit an der diesjährigen Biennale in Venedig. Da segelt ein MRI-Hirn durch den Himmel einer Vedute von Venedig, der Himmel vergrössert sich und die Phantasie breitet sich aus! Eine beflügelnde Aussicht für mein Kleinhirn in Nöten...

Am Ende der Woche besuche ich zusammen mit meinen Freundinnen I.M. und D.H. die Ausstellung "Rosenstrumpf und dornencknie" im Medizinhistorischen Museum Zürich. Gezeigt werden Werke aus der Psychiatrischen Pflegeanstalt Rheinau 1867-1930. Ein Hutobjekt von Lisette H., gestrickt aus Seegras, gefällt mir besonders gut. Es erinnert mich an mein Auffangnetz, das mein Liebster und meine Freundinnen in diesen schwierigen Zeiten schützend um mich spinnen, um mit mir zusammen den ungewissen Pfad entlang zu schreiten...
Während der Bestrahlung sitzen sie in der Überwachungszentrale und beobachten das Geschehen, das sich für mich täglich wiederholt. Auch als eine notfallmässige Laboruntersuchung vorgenommen wird, bleiben alle drei begleitend an meiner Seite, bis ich schliesslich mit einer erhöhten Medikamentendosierung ins Wochenende entlassen werde...

Die kulinarischen Aufmerksamkeiten dieser Woche erfreuen unsere Gaumen: die Caramel mit Trüffeln von E.B., die selbst gebackenen Hexenfinger von C.St. (auf dass sie hexen!) und die Hühnerbouillon mit Ravioli von B.L. gestern Samstagabend... Herzlichen Dank!





qq

Sonntag, 10. Juli 2011

Kleinhirn in Nöten

Am Donnerstagnachmittag liege ich beweglos mit Gehörschutzstöpseln versehen während einer guten halben Stunde auf einer Liege. Die ohrenbetäubenden klopfenden Geräusche des Magnetresonanztomografen dringen trotzdem in meinen Gehörgang. Meine Hände ruhen auf der Bauchdecke und ich nehme die pochende Bauchschlagader wahr. Mein Herz hämmert aufgeregt im Takt der klopfenden Geräusche...

Am folgenden Morgen klingelt das Telefon. Als ich die Stimme meiner Onkologin Frau St. vernehme, ahne ich nicht Gutes! Kompetent und auf eine gute Art und Weise klärt sie mich über die schlechten Untersuchungsrgebnisse meines Hirn-MRIs vom Donnerstag auf.
In meinem Kleinhirn haben sich nun doch Metastasen gebildet. Einmal mehr kullert mir das Wort Scheisse aus dem Mund! Meine Ärztin meint, jeder weitere Tag ohne therapeutische Gegenmassnahme sei einer zuviel!
Mit meinem Liebsten (er hat sich extra von der Arbeit freigemacht) sitze ich schon am Mittag meinem Careteam aus der Frauenklinik Maternité gegenüber. Wir werden über die Situation genau aufgeklärt. Unsere Fragen werden beantwortet und das weitere Vorgehen wird besprochen.


 
 

Die MRI-Bilder sind mehr als nur beeindruckend. Meine Metastasen sind in allen unterschiedlichen Bilddarstellungen unübersehbar. Sie bringen mein Kleinhirn in Bedrängnis.
Einmal mehr bin ich ein Notfall! Meine Chemotherapie mit Xeloda wird vorübergehend unterbrochen und ich werde neu mit "Vollmondgesicht"-Tabletten versorgt. Sie haben entzündungshemmende Wirkungen gegen unliebsame Nebenwirkungen der Bestrahlung. Meine Kleinhirn-Metastasen werden bereits am späten Nachmittag erstmals bestrahlt.


 
 

Ich bin traurig. Es beschäftigt mich sehr, dass die Metastasen nun auch in meinem Kleinhirn zu wachsen begonnen haben! Das Kleinhirn ist unter anderem für die Feinabstimmung und Koordination von Bewegungsabläufen zuständig. Im Schädel ist nun wirklich kein Platz für unliebsame Krebszellen, die mein Kleinhirn einfach gesagt zusammenquetschen!
Ich hoffe, dass sich die Metastasen nach insgesamt zehn Bestrahlungssitzungen verkrümeln werden. Ich hoffe, dass mein Kleinhirn danach seinen Platz wieder zurückerobert. Erst wenn auf den neuen MRI-Bildern "nichts" mehr zu sehen ist, kann ich mich glücklich schätzen und meine schwindelerregenden Zustände gehören der Vergangenheit an!
Obwohl ich mir im Klaren bin, dass sich die Krebszellen wie Schläfer verhalten und irgendwann wieder aufwachen werden...

Cogito ergo sum — Ich denke also bin ich (noch?) (René Descartes)
Alle Fotos: B.Zgraggen





Samstag, 2. Juli 2011

Schwindelerregend

Als wir am späten Samstagnachmittag im Hotel Hyatt Regency in Mainz einchecken wollen, ist unser Zimmer leider noch nicht bezugsbereit! Bei einem Getränk auf Kosten des Hauses machen wir es uns in der Lounge gemütlich und warten.
Plötzlich fährt ein schwarzer Bus mit der silbergrauen Beschriftung BEAT THE STREET vor den Eingang des Hotels. Bei der Rezeption macht sich eine erhöhte Geschäftigkeit breit...
Könnte es sich um einen Tourbus von Bob Dylan und seiner Entourage handeln? Einen Blick auf Bob würde uns über den verspäteten Zimmerbezug in der Edelherberge hinwegtrösten...

Nach 40 Minuten beziehen wir dann endlich unser Zimmer "mit Sicht auf den Rhein". Der wartende Bus steht noch immer vor dem Hoteleingang, direkt unter unserem Fenster. Während wir nun geduldig auf unser Handgepäck warten, beobachten wir, wie die Hotelboys mit grossen Handwagen Kofferberge zum Bus karren. Dann werden alle Lucken geschlossen und der Bus rollt davon.
Nun findet schliesslich auch unser Gepäck den Weg ins Zimmer.

Eine Stunde vor Konzertbeginn warten wir zusammen mit vielen anderen BesucherInnen eng aneinanderstehend auf den Auftritt des alten Herrn und seiner Band. Schmerztabletten hatte ich bereits im Vorfeld eingenommen.
An meinen Liebsten gelehnt und oft auf Zehenspitzen stehend erlebe ich einen entspannten und gut gelaunten Bob Dylan. Mit seiner Band spielt er sich während zweier Stunden durch Stücke aus den verschiedensten Werkepochen.
Und mit einer sehr schrägen und ganz tollen Version von "Blowing in the Wind" entlässt er uns in die Dämmerung. Seine Band stellt er diesmal nicht vor, dafür verneigen sich am Schluss alle brav vor dem Publikum und Bob lüftet kurz seinen schwarzen Hut.
Dann stolpere ich am Arm meines Mannes - leicht schwindlig - über die Wiese. Vor unseren Augen rollt ein schwarzer BEAT THE STREET-Tourbus mit abgedunkelten Scheiben langsam vom Konzertgelände!
Also doch...

Ist B.D. nun drin oder nicht!? Mainz 2011






Freitag, 24. Juni 2011

Nach Lust und Laune

Als ich diese Woche meinen ersten Chemotherapie-Zyklus mit Xeloda beendete, freute ich mich voller Tatendrang auf die bevorstehende einwöchige Tablettenpause.
Doch es kam anders. In den ersten Tagen der Woche lag ich von Übelkeit geplagt und mit roten Handinnenseiten (Hand-Syndrom) tatenlos im Bett.
Mit der Einnahme von Xeloda hatte sich eine alte Bekannte, die Appetitlosigkeit, zurückgemeldet.
Ungeachtet dieser Kehrtwendung versuchte ich einem erneuten Gewichtsverlust entgegen zu wirken.
Ich stand mehrmals in der Küche und durchforstete den Vorrat nach Zutaten, mit denen ich mir nach Lust und Laune verschiedene kleinere Mahlzeiten zubereitete. Eine Fidelisuppe serviert mit einem Stück Zwieback, Kravättliteigwaren an Olivenöl mit frischem Parmesan, Griesspudding mit Vanillegeschmack und vieles andere.
So konnte ich vorübergehend meinen geringen Appetit häppchenweise bei Laune halten...

Zu meiner Freude zeigte das Herzecho am Ende dieser Woche, dass mein Herz weiterhin unverändert, sozusagen gut gelaunt, von Herzecho zu Herzecho und von Chemotherapie zu Chemotherapie weiterpocht...
Voller Vorfreude auf das Wochenende lasse ich es nun zusätzlich hopsen und laut pochen, denn gemeinsam mit meinem Liebsten werde ich mein viertes "Bobster"-Konzert in Folge seit meinem Schwur von 2007 besuchen! (siehe blog vom 20. Juni 2010)






Sonntag, 19. Juni 2011

Mental

Schon während der ganzen Woche freute ich mich darauf, am Samstag in Begleitung zweier Freundinnen am Wylandlauf des Züri-Laufcups teilzunehmen.

Als dann der Samstag kam, waren die Wetterverhältnisse dann aber alles andere als ideal. Es regnete und regnete...
Doch hartnäckig wie ich nun mal bin, hatte sich in meinem Kopf die Teilnahme am Lauf bereits fest eingeschrieben. Mein Entschluss war unumstösslich, selbst bei diesen Wetterverhältnissen an den Start zu gehen!

Meiner momentanen körperlichen Leistung entsprechend startete ich im letzten Drittel des Feldes. Die Strecke führte mich über Feld-, Wiesen- und Waldwege durch eine zauberhafte Landschaft. Nach 1 Stunde und 27 Minuten erreichte ich das Ziel, lautstark angefeuert von meinen Freundinnen.

Ich muss gestehen: nicht mehr viele LäuferInnen liefen nach mir ins Ziel ein. Im Klassement endete mein Lauf da wo er begann: im letzten Drittel des Feldes! Als Läuferin bin ich damit natürlich nicht zufrieden. Als Krebskranke hingegen freue ich mich riesig darüber, dass ich - trotz neuer Chemotherapie - einen Lauf von über 14 Kilometern absolvieren und beenden konnte.

Ich stelle fest, dass meine momentane körperliche Leistungsfähigkeit reduziert, dafür meine mentale Stärke ungebrochen und verlässlich ist. Sie ist es, die mich im Moment durch das medikamentöse Jammertal einer Chemotherapie trägt...






Sonntag, 12. Juni 2011

Ein anderer Notfall

Die neue Chemotherapie Xeloda kümmert sich seit dieser Woche täglich um meine bösen Krebszellen während ich mich um meine körperliche Fitness bemühe. Nach einer dreiwöchigen Zwangspause habe ich bereits wieder zwei Trainingseinheiten mit viel Freude absolviert. Ich habe ein Stück Freiheit zurückgewonnen. Mein Körper erholt sich langsam vom Zusammenbruch und mir scheint nachhinein, als wäre alles nur ein böser Traum gewesen...
Trotzdem ist mir bewusst, dass auch diese Chemotherapie kein einfacher Spaziergang werden wird!

Nach meinem zweiten Trainingslauf heute werde ich nicht wie versprochen von meinem Liebsten zu Hause erwartet. Ich mache mir Sorgen, denn er hat früh morgens das Haus verlassen, um in unserem Garten "ganz kurz und schnell" einige Arbeiten zu verrichten.
Auf meinem Mobil erwartet mich statt dessen eine SMS:
"Auf dem Weg in den Triemli Notfall. Schnipsel vom Fingerbeeri weg. Blutet."

Bin ich froh, als er bald wieder nach Hause kommt! Ein kleiner Teil seines Daumens ist weg und wird nun kompostiert, wie er meint. Ich bin beeindruckt über die vielen Tabletten, die er in der nächsten Tagen schlucken muss. Ich habe Konkurrenz bekommen. Jetzt ist es an mir meinen Liebsten zu umsorgen.





Sonntag, 5. Juni 2011

Zulegen

Im Radiologiebefund meiner CT-Untersuchung von letzter Woche steht unter anderem folgende Beurteilung:
... zeigt sich eine deutliche Grössenprogredienz der bekannten Metastase (21 mm) im Lebersegment IVb. Deutliche Zunahme der Sklerosierungszone im gesamten Skelett, vereinbar mit einer wahrscheinlichen Progredienz der Skelettmetastasierung oder auch therapiebedingt möglich...
Ungeachtet meiner aktuellen Therapien scheint sich meine Lebermetastase bestens entwickelt zu haben. 21 mm! So viel an Grösse zugelegt hat sie bisher noch nie!

Meine Onkologin Frau Dr. St. empfiehlt mir eine Chemotherapie Namens Xeloda. Sie erhofft damit, dass die Lebermetastase sich wieder zurückbildet und die Krebszellen erfolgreich zerstört werden können.
Xeloda ist ein oral verabreichtes, gezielt wirkendes Zytostatikum. Im Inneren der Krebszellen wird Xeloda in den Wirkstoff 5-FU (5-Fluorouracil) umgewandelt. Der soll dann die bösen Zellen abtöten. So wird eine Schädigung gesunder Zellen vermindert. Die Tabletten werden zu Hause eingenommen und die Zahl der Spitalbesuche hält sich in annehmbaren Grenzen. Das stimmt mich positiv!
Ohne Verzögerung hätte ich am liebsten gleich mit der neuen Chemotherapie begonnen. Mein Care-Team wünscht sich aber vor Therapiebeginn eine Gewichtszunahme von mindestens 2 kg!
Mit Hilfe eines Medikamentes sollte ich nun bis zu meinem nächsten Spitaltermin am kommenden Dienstag problemlos dieses Gewicht zulegen (oder vielmehr anfressen...).
So torkle ich seit einer Woche schlemmend in einem Kohlen-hydratmischmasch und einem Geschmacks-Feuerwerk meiner neuen Chemotherapie entgegen...





Sonntag, 29. Mai 2011

Wabbelige Zustände

Nach meinem Zusammenbruch vor mehr als zehn Tagen fühle ich mich immer noch ziemlich wackelig und unsicher auf den Beinen. Es ist, als sei das Innere meines Kopfes die wabbelige Masse eines Wackelpuddings, der sich unkontrolliert in einer Schale hin und her bewegt.
Noch immer wird mir zeitweise schwarz vor den Augen.

Nach kleineren Aktivitäten während des Tages lege ich mich immer wieder ins Bett und aufs Ohr, wo ich in meinen Tagträumen Erholung suche.
So träumte ich unlängst von einem Spiegelei auf Toast!
Das Spiegelei auf Toast entpuppte sich nur wenig später als Wochen-highlight für meine Geschmacksknospen. Wow, ist das lecker! — stelle ich begeistert fest. Meine Geschmacksknospen sind überraschenderweise nicht fehlgeleitet und erkennen richtig: Ein Spiegelei, gewürzt mit Salz und Pfeffer!
Scheint die Absetzung meiner Medikamente mit entsprechender Verzögerung sich nun positiv auf meinen Appetit auszuwirken?

Vernünftigerweise verzichte ich aber bis auf weiteres auf meine Lauftrainings. Ich kompensiere mit kleineren Spaziergängen an der Sonne (Vitamin D tanken!), manchmal etwas wabbelig in den Beinen. Und wieder einmal übe ich mich in Geduld bis mir am kommenden Dienstag die neusten CT-Resultate dieser Woche präsentiert werden...

Sonntag, 22. Mai 2011

Aufpäppeln

Am Montagabend muss ich mich ein erstes Mal übergeben. Ich sinke müde und ausgelaugt ins Bett und hoffe, mein Zustand werde sich bald bessern.
Mitten in der Nacht suche ich die Küche auf um meinen Durst zu löschen. Erneut wird mir schrecklich übel. Ich torkle in Richtung Badezimmer, dann tauche ich ab in die Dunkelheit der Bewusstlosigkeit.
Durch die ungewohnten Geräusche wird mein Liebster jäh aus dem Schlaf gerissen und findet mich am Boden. Ich nehme bruchstückweise seine verzweifelten Rufe war. Mit seiner Hilfe rapple ich mich auf und setze den Weg ins Badezimmer fort. Nach ein paar Schritten übergebe ich mich. Jetzt tauche ich erneut in die Dunkelheit ab. Ich falle gegen die Wohnzimmerwand, reisse ein Bild mit und lande unsanft auf dem Boden. Ich bleibe liegen.
Mein Liebster schleppt mich ins Badezimmer. Ein wenig später sitze ich gedankenverloren auf dem Klo. Mein Darm und Magen entleeren sich gleichzeitig. Schliesslich sinke ich erschöpft auf den gefliesten Boden und tauche wieder ab in die Dunkelheit. Später komme ich schlotternd und in Seitenlage unter der wärmenden Nachmittagsdecke wieder zu mir. Ich bleibe eine Weile liegen. Mit Hilfe meines Liebsten nehme ich dann eine warme Dusche und werde ins Bett zurückgebracht. Mein Mann beseitigt hörbar verzweifelt die Spuren meiner Odyssee...

Am Morgen nehme ich Kontakt mit meinem Careteam in der Maternité auf. Mit dem Taxi fahren mein Liebster und ich am Nachmittag dann ins Ambulatorium. Ich werde liebevoll empfangen. Sofort wird eine Infusion gesetzt. Die anfängliche Befürchtung meiner Onkologin, es könnte sich bei den Symptomen der Bewusstlosigkeit um Anzeichen auf Hirnmetastasen handeln, zerschlägt sich glücklicherweise nach genaueren Untersuchungen.
Als ich erfahre, dass es sich bei meinem Zusammenbruch um die Folgen einer Medikamentenvergiftung handelt, umklammere ich vor Erleichterung ganz fest die Hand meines Mannes. Die folgende Nacht verbringe ich dann gut behütet in einem Spitalbett auf der Station.
Meine derzeitigen Medikamente werden bis auf weiteres abgesetzt.

Noch immer fühle ich mich geschwächt. Ich erinnere mich nur bruchstückhaft an meinen Zusammenbruch. Der Vorfall hinterlässt bei uns beiden das schmerzliche Gefühl, dass wir einen ersten Vorgeschmack auf weitere unliebsame Intermezzi im Verlauf meiner Erkrankung erhielten!
Dankbar nehme ich das Angebot meiner Mutter an, uns im Haushalt ein wenig zu unterstützen. Sie erledigt für uns erst einmal die anfallende Bügelarbeit.
Während meine BRUSTfreundinnen bereits die ersten Gedanken zu einer neuen gemeinsamen Herausforderung austauschen, widme ich mich nun meiner Regeneration...






Montag, 16. Mai 2011

Race for the Cure Hamburg

Bis zum Start am Sonntag vom "1. Race for the Cure®" blieb für mich und meine BRUSTfreundin E.B.Z. genügend Zeit um die Stadt Hamburg auf dem Land- und Wasserweg zu erkunden. In den zahlreichen Grünanlagen drehten Jogger ihre Runden. Zwischen HafenCity und Speicherstadt ragten da und dort zwischen grossen Schiffen hohe Schiffskranen aus dem Wasser in den bewölkten Himmel. Es war als könnte man das Meer riechen, dabei lag die Nordsee über 100km von der Stadt entfernt!






Am späten Samstagnachmittag hatten wir uns mit den übrigen Läuferinnen unseres Trotzköpfe-Teams in der Ausstellung des Buchprojektes "Amazonen" verabredet, das von der Berliner Werbefachfrau Ute Melle initiiert wurde und sich dem vermeintlichen Tabuthema widmet: Aktfotografien von Frauen, die alle das Schicksal Brustkrebs teilen. Den Abend liessen wir bei einem gemütlichen und köstlichen Dreigangmenü im Bistro "Le Plat du Jour" ausklingen...






Nach einem frühmorgendlichen Spaziergang auf dem Fischmarkt am Hafen von Hamburg war es endlich soweit. Wir Trotzköpfe bereiteten uns für den Start am am "1. Race for the Cure®" vor! Am Startgelände wehte eine kühle Brise und der Himmel zeigte sich mal bewölkt und mal sonnig.
Wir verbrachten einen wunderbaren Nachmittag in Hamburg. Der Lauf mit über fünftausend Teilnehmern führte uns in drei Runden um die Binnenalster, bis wir glücklich und zufrieden und ohne Zeitmessung nach 5 Kilometern das Ziel erreichten. Wie schon im letzten Jahr in Frankfurt stand das Laufen für eine gute Sache im Vordergrund...






Donnerstag, 12. Mai 2011

Aufbruch

Die Wochenendtasche ist gepackt.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit meinen
BRUSTfreundinnen, die ich im letzten Jahr in Frankfurt am "11. Race for the Cure" kennengelernt habe. (Siehe auch Blog "Race for the Cure" vom 3. Oktober 2010) Damals hatten wir uns vorgenommen, im Jahr 2011 gemeinsam am "1. Race for the Cure®" in Hamburg zu starten.
Dieses Wochenende ist es wieder soweit!

 

 

 

Sonntag, 8. Mai 2011

Nichts?

Als mein Immunsystem vor einigen Tagen durch eine Erkältung zusammenbrach, zerbröckelte einer meiner krankheitsbedingter Vorsätze, jeden Tag zu geniessen, zu Sternenstaub! In den kommenden Tagen verlangte mein Körper nach medikamentöser Hilfe und "nichts" als Bettruhe!

Die Zeiger der Uhr schienen sich im Zeitlupentempo vorwärts zu bewegen während ich mich unter dem Pfulmen kraftlos, aber tüchtig schwitzend, von einer Seite zur anderen bewegte. Bis ich mich schliesslich mehrmals im Tag im Land der Träume wiederfand, wo sich über mir die kleinen Erhebungen des Pfulmen zu sanften Hügellandschaften formten, an deren Horizont sich der mit Pfefferminztee gefüllte Glaskrug in einen See verwandelte. In dieser Hügellandschaft verharrte ich während einiger Tage — nichts als schlafend in einer Welt im Matratzenmass...

Als ich die Hügellandschaft mit dem kleinen See, dessen Wasserspiegel sich während der vergangener Tage mehrmals auf und abgesenkte, wieder verlassen konnte, wurde mir bewusst, dass die vergangenen Tage, die ich mit "nichts" als schlafen verbrachte, sich nicht nur einfach als "Nichts" auf mein Wohlbefinden ausgewirkt hatten...






Sonntag, 1. Mai 2011

Haut, Muskeln und Knochen

Mein Liebster meinte neulich ich sei nur noch Haut, Muskeln und Knochen! Damit hat er nicht ganz unrecht, denn seit ich unter Appetitlosigkeit leide habe ich unfreiwillig einige Pfunde verloren. Der Zeiger der Waage pendelt inzwischen unter der 50 kg Marke hin und her.

Rückblickend hat für mich als Läuferin diese ungewollte Gewichtsreduktion natürlich auch Vorteile gebracht! So hatte ich am diesjährigen Zürich Marathon mehr als fünf Kilogramm weniger auf den Knochen, die ich über die Distanz von 42195m mittragen musste. Meine Kniegelenke waren mir bestimmt dankbar dafür. Nebst meiner guten Trainingsvorbereitung wirkte sich dieser Umstand bestimmt auch auf meine erreichte Schlusszeit aus, die beste jedenfalls für mich. Drei Ranglistenplätze konnte ich gegenüber dem letzten Jahr gut machen!

Aber wie immer hat jede Medaille ihre Kehrseite. Meine verlorenen Pfunde schmälern die benötigten Reserven, von denen ich in schlechten Zeiten zehren muss, wenn mir der Krebs das Leben wieder einmal so richtig vermiesen sollte...
Also werde ich zumindest versuchen nicht noch mehr Pfunde zu verlieren (trotz des Rennens) und durch artiges essen wieder ein wenig mehr Speck auf die Rippen zu kriegen!