Freitag, 24. Juni 2011

Nach Lust und Laune

Als ich diese Woche meinen ersten Chemotherapie-Zyklus mit Xeloda beendete, freute ich mich voller Tatendrang auf die bevorstehende einwöchige Tablettenpause.
Doch es kam anders. In den ersten Tagen der Woche lag ich von Übelkeit geplagt und mit roten Handinnenseiten (Hand-Syndrom) tatenlos im Bett.
Mit der Einnahme von Xeloda hatte sich eine alte Bekannte, die Appetitlosigkeit, zurückgemeldet.
Ungeachtet dieser Kehrtwendung versuchte ich einem erneuten Gewichtsverlust entgegen zu wirken.
Ich stand mehrmals in der Küche und durchforstete den Vorrat nach Zutaten, mit denen ich mir nach Lust und Laune verschiedene kleinere Mahlzeiten zubereitete. Eine Fidelisuppe serviert mit einem Stück Zwieback, Kravättliteigwaren an Olivenöl mit frischem Parmesan, Griesspudding mit Vanillegeschmack und vieles andere.
So konnte ich vorübergehend meinen geringen Appetit häppchenweise bei Laune halten...

Zu meiner Freude zeigte das Herzecho am Ende dieser Woche, dass mein Herz weiterhin unverändert, sozusagen gut gelaunt, von Herzecho zu Herzecho und von Chemotherapie zu Chemotherapie weiterpocht...
Voller Vorfreude auf das Wochenende lasse ich es nun zusätzlich hopsen und laut pochen, denn gemeinsam mit meinem Liebsten werde ich mein viertes "Bobster"-Konzert in Folge seit meinem Schwur von 2007 besuchen! (siehe blog vom 20. Juni 2010)






Sonntag, 19. Juni 2011

Mental

Schon während der ganzen Woche freute ich mich darauf, am Samstag in Begleitung zweier Freundinnen am Wylandlauf des Züri-Laufcups teilzunehmen.

Als dann der Samstag kam, waren die Wetterverhältnisse dann aber alles andere als ideal. Es regnete und regnete...
Doch hartnäckig wie ich nun mal bin, hatte sich in meinem Kopf die Teilnahme am Lauf bereits fest eingeschrieben. Mein Entschluss war unumstösslich, selbst bei diesen Wetterverhältnissen an den Start zu gehen!

Meiner momentanen körperlichen Leistung entsprechend startete ich im letzten Drittel des Feldes. Die Strecke führte mich über Feld-, Wiesen- und Waldwege durch eine zauberhafte Landschaft. Nach 1 Stunde und 27 Minuten erreichte ich das Ziel, lautstark angefeuert von meinen Freundinnen.

Ich muss gestehen: nicht mehr viele LäuferInnen liefen nach mir ins Ziel ein. Im Klassement endete mein Lauf da wo er begann: im letzten Drittel des Feldes! Als Läuferin bin ich damit natürlich nicht zufrieden. Als Krebskranke hingegen freue ich mich riesig darüber, dass ich - trotz neuer Chemotherapie - einen Lauf von über 14 Kilometern absolvieren und beenden konnte.

Ich stelle fest, dass meine momentane körperliche Leistungsfähigkeit reduziert, dafür meine mentale Stärke ungebrochen und verlässlich ist. Sie ist es, die mich im Moment durch das medikamentöse Jammertal einer Chemotherapie trägt...






Sonntag, 12. Juni 2011

Ein anderer Notfall

Die neue Chemotherapie Xeloda kümmert sich seit dieser Woche täglich um meine bösen Krebszellen während ich mich um meine körperliche Fitness bemühe. Nach einer dreiwöchigen Zwangspause habe ich bereits wieder zwei Trainingseinheiten mit viel Freude absolviert. Ich habe ein Stück Freiheit zurückgewonnen. Mein Körper erholt sich langsam vom Zusammenbruch und mir scheint nachhinein, als wäre alles nur ein böser Traum gewesen...
Trotzdem ist mir bewusst, dass auch diese Chemotherapie kein einfacher Spaziergang werden wird!

Nach meinem zweiten Trainingslauf heute werde ich nicht wie versprochen von meinem Liebsten zu Hause erwartet. Ich mache mir Sorgen, denn er hat früh morgens das Haus verlassen, um in unserem Garten "ganz kurz und schnell" einige Arbeiten zu verrichten.
Auf meinem Mobil erwartet mich statt dessen eine SMS:
"Auf dem Weg in den Triemli Notfall. Schnipsel vom Fingerbeeri weg. Blutet."

Bin ich froh, als er bald wieder nach Hause kommt! Ein kleiner Teil seines Daumens ist weg und wird nun kompostiert, wie er meint. Ich bin beeindruckt über die vielen Tabletten, die er in der nächsten Tagen schlucken muss. Ich habe Konkurrenz bekommen. Jetzt ist es an mir meinen Liebsten zu umsorgen.





Sonntag, 5. Juni 2011

Zulegen

Im Radiologiebefund meiner CT-Untersuchung von letzter Woche steht unter anderem folgende Beurteilung:
... zeigt sich eine deutliche Grössenprogredienz der bekannten Metastase (21 mm) im Lebersegment IVb. Deutliche Zunahme der Sklerosierungszone im gesamten Skelett, vereinbar mit einer wahrscheinlichen Progredienz der Skelettmetastasierung oder auch therapiebedingt möglich...
Ungeachtet meiner aktuellen Therapien scheint sich meine Lebermetastase bestens entwickelt zu haben. 21 mm! So viel an Grösse zugelegt hat sie bisher noch nie!

Meine Onkologin Frau Dr. St. empfiehlt mir eine Chemotherapie Namens Xeloda. Sie erhofft damit, dass die Lebermetastase sich wieder zurückbildet und die Krebszellen erfolgreich zerstört werden können.
Xeloda ist ein oral verabreichtes, gezielt wirkendes Zytostatikum. Im Inneren der Krebszellen wird Xeloda in den Wirkstoff 5-FU (5-Fluorouracil) umgewandelt. Der soll dann die bösen Zellen abtöten. So wird eine Schädigung gesunder Zellen vermindert. Die Tabletten werden zu Hause eingenommen und die Zahl der Spitalbesuche hält sich in annehmbaren Grenzen. Das stimmt mich positiv!
Ohne Verzögerung hätte ich am liebsten gleich mit der neuen Chemotherapie begonnen. Mein Care-Team wünscht sich aber vor Therapiebeginn eine Gewichtszunahme von mindestens 2 kg!
Mit Hilfe eines Medikamentes sollte ich nun bis zu meinem nächsten Spitaltermin am kommenden Dienstag problemlos dieses Gewicht zulegen (oder vielmehr anfressen...).
So torkle ich seit einer Woche schlemmend in einem Kohlen-hydratmischmasch und einem Geschmacks-Feuerwerk meiner neuen Chemotherapie entgegen...