Samstag, 31. Dezember 2011

Vorsatz

Mein Stock steht seit mehreren Tagen in der Ecke im Hausflur. Recht so! Denn ich fühle mich momentan zu Fuss so sicher, dass ich wieder ohne Stock gehen kann. Ich hoffe, dass ich ihn auch im neuen Jahr in der Ecke stehen lassen kann.

Das Jahr 2011 geht mit dem heutigen Tag zu Ende und um Mitternacht löst das neue Jahr 2012 das alte ab...
Ich bin guter Dinge, vielleicht auch ein wenig übermutig, und habe für das neue Jahr einen sportlichen Vorsatz gefasst: Fahrrad fahren. Natürlich nicht mit meinem Bike durch die Gegend, denn ich leide immer noch unter Schwindel, vor allem dann, wenn ich meinen Kopf zu schnell von einer Seite auf die anderen drehe. Nein, schön zu Hause in der guten Stube: Ich habe einen Fahrradergometer angeschafft! Er wird zwar erst in der ersten Woche des neuen Jahres geliefert. Aber ich freue mich jetzt schon auf die Touren vor Ort!

Und wer weiss: vielleicht besteht ja irgendwann auch die Möglichkeit, dass ich wieder einmal einen leichteren Lauf draussen in der Natur in Angriff nehmen kann...
Natürlich nur ohne Schwindelanfälle!

Ich wünsche euch allen ein glückliches 2012!







Samstag, 24. Dezember 2011

Zukunftsgedanken

Es muss damit zusammenhängen, dass das Jahr 2011 bald zu Ende geht. Es gibt kein Zurück und wir alle schlittern, ob krank oder kerngesund, ins neue Jahr. Die Zukunft bleibt in jedem Fall ungewiss.

Gedanken über die nahe und ferne Zukunft haben mich in letzter Zeit sehr beschäftigt. Zum Beispiel die Frage, ob ich nächsten Jahr Weihnachten noch einmal erleben und feiern darf...
Dabei werde ich ein wenig wehmütig. Dieser Wehmut folgt aber der einzig vernünftige Gedanke, dass solche Fragen unnötig und Kräfte zehrend sind. Ich lebe in der Gegenwart und geniesse die guten Momente! So freue ich mich sehr über die Nachricht, dass mein Tumor-Marker um mehr als sensationelle 700 Punkte gesunken ist. Meine Onkologin Frau St. bescherte mir mit ihrem Anruf am  24. Dezember wohl das wunderbarste Weihnachtsgeschenk!

Vermutlich werde ich mir noch einige Male Gedanken über meine Zukunft machen, das lässt sich wohl kaum vermeiden... Dann zähle ich auf meine Vernunft und auf weitere glückliche Fügungen, die mich meine Zukunftsängste vergessen lassen.






Sonntag, 18. Dezember 2011

Jeans

Im Juli verlor ich vor und während meiner Hirnbestrahlung sehr viel Gewicht. Bis heute konnte ich nur knapp die Hälfte der verlorenen Pfunde wieder zulegen (siehe blog: "Futtern" vom 07. August 2011). Nun sind mir viele meiner Kleidungsstücke zu gross geworden.

Besonders ärgert es mich, dass mir meine Hosen alle zu gross wurden und mühelos über meine Hüftknochen auf den Boden glitten. Was für ein erbärmlicher Anblick im Spiegel!
Daran, dass ich diese Hosen jemals wieder tragen werde, glaube ich nicht. Als Krebskranke werde ich wohl eher im weiteren Verlauf der Krankheit nur noch dünner und zerbrechlicher...

Aber zurück zu meinen zu grossen Kleidern: Die Caritas-Kleidersammlung kam da gerade richtig!
Die alten sind weg - nun brauchte ich neue Hosen.

Auf der Suche nach Jeans in kleinen Grössen durchforschte ich die Damenabteilungen verschiedener Warenhäuser. Erfolglos!
Bis zu jenem Zeitpunkt, als mir Freundin I. aus eigener Erfahrung riet, in der Knabenabteilung nach Hosen Ausschau zu halten...
So machte ich mich abermals auf die Suche. Mitten unter Müttern mit ihren Kindern stöberte ich mich durch das grosse Angebot von Knabenjeans.
Und: Erfolgreich!
Die Grösse 152 passte mir perfekt. Und falls ich in Zukunft doch noch mehr Pfunde zulegen sollte, bleibt in dieser Grösse immer noch genügend Platz...






Sonntag, 11. Dezember 2011

Malheur

Ich hätte es eigentlich wissen müssen! Schliesslich steht im Beipackzettel unter anderem: "...Da Tyverb unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Mattigkeit verursachen kann, ist beim Lenken von Fahrzeugen und Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten..."
Den LISTA-Planschrank könnte man mit seiner imposanten Erscheinung durchaus als Maschine bezeichnen (siehe Foto).

Also: Am Mittwoch machte ich an dieser "Maschine" (dem LISTA-Planschrank eben) zu schaffen. Wider besseren Wissens und aller physikalischen Gesetze liess ich mehrere Schubladen geöffnet. So kam es, dass sich Schwerpunkt des Schrankes allmählich veränderte... AUTSCH! Ich schrie wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Glücklicherweise war mein Liebster zu Hause. Er war auf der Terrasse und wunderte sich - wie er mir später erzählte - über das durchdringende Gekreische, das aus dem Hause drang. Er vermutete, dass die Nachbarskinder wieder einmal fröhlich spielten. Erst als er zwischen Kreischen und Hilferufen seinen Namen vernahm, war ihm umgehend klar, dass seine Liebste in Not sein müsse. In seiner Vorstellung sah er sich bereits mit dem Schlimmsten konfrontiert...

Doch weit gefehlt! Es bot sich ihm folgendes Bild:
Unter dem Schrank, unter heraus gerollten Schubladen und einem chaotischen Haufen unterschiedlicher Papiere, Stifte und Farbtuben lag ich mit schmerzverzerrtem Gesicht und auf meinen Zehen lag das ganze Gewicht des gekippten Schrankes. Nun japste ich nur noch "Mein linker Fuss, Hilfe, Hilfe..."
Mein liebster Retter befreite mich erst einmal aus meiner misslichen Lage. Ich konnte meinen Fuss kaum mehr spüren, aber trotz schlimmster Befürchtungen waren meine Zehen heil geblieben. Lediglich eine bläuliche, horizontale Eindrucksstelle der Schrankkante zog sich über drei Zehen hinweg.
Ich konnte von Glück reden, dass ich an diesem Tag mein "Zweiriemen Modell" von Birkenstock trug. Der eine Lederriemen verteilte wahrscheinlich den Druck auf meine Zehen und verhinderte Schlimmeres!

Nächstes Mal weiss ich es besser: Ich bediene die Machine mit der nötigen Vorsicht.






Sonntag, 4. Dezember 2011

Neuigkeiten vom Boxenstop

Drei Tage nach meinem Abdomen—CT von Dienstag sitzen wir, ich und mein Liebster, meinen beiden Ärztinnen Frau S. und P. gegenüber.
Haben sich die Metastasen in meinem Bauchraum ausgebreitet? Sind zusätzliche Herde aufgetaucht? Was machen meine Lebermetastasen? Sind sie inzwischen grösser geworden? Fragen über Fragen. Die Ergebnisse des CTs bringen hoffentlich etwas Klärung.
Also:
Auf dem CT sind keine neuen Herde und kein explosionsartiges Wachstum zu erkennen. Die Ärztinnen gehen darum davon aus, dass das Medikament Tyverb das Wachstum der Tumorzellen, auch der Metastasen im Hirn, verlangsamt. Letztere werden durch die Bestrahlung vom Juli immer noch in Schach gehalten. Die Abgabe von Zometa stopft die Krebslöcher in den Knochen. Um meine Onkologin zu zitieren: stabil. Für uns: zwar immer noch am krebsen, aber trotzdem ein Grund zur Freude!

Inzwischen habe ich noch mehr Gewicht zugelegt und die Waage zeigt 45 Kilogramm. Bei meiner körperlichen Verfassung versuchen wir nun die volle Dosierung von Tyverb. Mal schauen, wie sich die 1000 mg auswirken. Ich hoffe, die Nebenwirkungen halten sich in Grenzen...

Jetzt gibt's wieder mal Spagetti Vongole 
siehe: www.meinbrustkrebs.net / Therapien / Seite 03-04