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Samstag, 17. März 2012

Sternenguckerin

Wenn ich unter Schlaflosigkeit leide, drehe ich manchmal eine Runde durch die Wohnung und beobachte je nach Wetterlage vom Fenster aus den Nachthimmel.
Seit einiger Zeit bietet sich bei klaren Verhältnissen ein besonderer Anblick: Gut sichtbar strahlen Venus, bekannt als Abendstern, und Jupiter um die Wette. Den speziellen Glanz und die Leuchtkraft der beiden Gestirne machen meine schlaflosen Nächte zu leuchtenden Nächten.

Eine Zeitungsmeldung brachte Klärung: Venus und Jupiter tauschen gewissermassen ihre Plätze und ziehen bis zum 15. März in einem Abstand von nur drei Grad aneinander vorüber.
Bis zum Monatsende hin kommt auch noch der Mond dazu und zieht als dünne Sichel am 25.März am Jupiter und einen Tag später an der Venus vorüber. Dieses spezielle Ereignis findet nur alle elf Jahre statt! 

Es steht vielleicht in den Sternen, ob ich dieses Spektakel auch noch im Jahre 2023 beobachten kann...  Wie auch immer: In diesen Tagen freue ich mich sehr über die aussergewöhnliche Gelegenheit und verweile in den nächsten schlaflosen Nächten als Sternenguckerin am Fenster, um die spektakulären Bewegungen und das Funkeln der Gestirne mitverfolgen zu können!








Sonntag, 11. März 2012

König Krebs

Als ich in der Zeitung erstmals einen Hinweis auf das Buch von Siddhartha Mukherjee 'Der König aller Krankheiten Krebs — eine Biographie' gelesen habe, rollte ich mit meinen Augen und dachte im ersten Moment: Schon wieder so ein Krebswälzer!
Doch die Rezensionen weckten schliesslich meine Neugierde. Seit dieser Woche habe ich den Wälzer und er liegt mal da, mal dort: Jede Gelegenheit wird genutzt, um im spannend und packend geschriebenen Buch weiterzulesen...

Der Autor, Arzt und Wissenschaftler S. Mukherjee widmet sich dem "Krebs" aus verschiedenen Perspektiven, aus der eines Zellbiologen, eines Historikers und letztendlich eines Biografen.
"Es ist die Geschichte von Leid, von Forscherdrang, Ideenreichtum und Beharrlichkeit — aber auch von Hochmut, Arroganz und unzähligen Fehleinschätzungen", heisst es treffend im Klappentext.
Das Buch gehört absolut nicht zu den (oft sektiererischen) Ratgebern, die jährlich den Büchermarkt überschwemmen und die meine Augen immer wieder zum Rollen bringen. Es ist wahrlich ein Wälzer — aber einer der guten Sorte!







Samstag, 18. Februar 2012

Optimisten leben länger

Forscher des Instituts für Sozial und Präventivmedizin der Universität Zürich kamen nach einer Langzeitstudie zur Erkenntnis, dass die Selbsteinschätzung der Gesundheit eine ähnlich hohe Bedeutung für die Lebensdauer hat wie andere bekannte Einflussfaktoren, etwa Bluthochdruck, Rauchen oder Geschlecht.
Das Sterberisiko steigt bei der Einschätzung von «sehr gut» über «gut», «es geht», «schlecht» bis «sehr schlecht» kontinuierlich an!
Schlicht und einfach gesagt, wer sich gut fühlt, lebt länger.

Die Resultate der Studie erinnern an Bücher, wo positives Denken nicht nur Macht Erfolg und Glück verspricht, sondern eben auch Gesundheit. Aber dieser Eindruck möchte vom Studienleiter M. Bopp vermieden werden, denn eine Person könne sich nicht einfach vornehmen, eine positive Einstellung zu haben, um länger zu leben. "Im Gegenteil: Die ehrliche Selbsteinschätzung der Gesundheit ist das Abbild der eigenen körperlichen, psychischen und sozialen Ressourcen".
Je grösser diese Ressourcen seien, desto seltener komme es zu schweren Krankheiten und desto eher könnten schwierige Zeiten überstanden werden, vermutet er... (Quelle: Tagesanzeiger vom 10.2.2012)

"Wie geht es?"
Optimistisch "sehr gut!"
Foto: Beat Zgraggen








Sonntag, 9. Januar 2011

Dicke Post

Ausgerechnet zum Jahresende erreichte mich dicke Post der SVA und ich kann sagen, es ist wahrlich nicht das, was man sich zum Jahresende wünscht.
In dem Schreiben wurde mir angekündigt, dass gemäss Revision der Invalidenrente mein derzeitiger IV-Rentenanspruch (von 50%) überprüft werde. Es sind Fragen zu meinem derzeitigen Krankheitszustand, inwiefern sich dieser verbessert oder verschlechtert habe.
Ich vermute, man würde mir die Rente gerne streichen...

Bevor mir im Jahre 2009 eine IV-Rente zugesprochen wurde, musste ich die schmerzvolle Erfahrung machen, dass ich durch meine Krankheit, durch wiederkehrende Chemo- und Dauertherapien nahezu bis ganz arbeitsunfähig geworden bin.
Bei Betrachtung meines letztjährigen Geschäftsabschlusses als selbst-ständige Gestalterin muss ich feststellen, dass ich nicht mal 20% gearbeitet habe. Schliesslich erhielt ich nebst den Dauertherapien wieder eine neue Chemotherapie. Das Arbeiten am Computer war beschwerlich, nahezu unmöglich. So komme ich auf keinen grünen Zweig, wie eine Redensart so treffend sagt!

Mein Krankheitszustand hat sich seit 2009 nicht verbessert — er wird fortwährend immer wieder aufs neue stabilisiert und ermöglicht mir medizinisch ausgedrückt "eine gute Lebensqualität". Natürlich macht mich das glücklich. Doch ich weiss, ich sitze in einem Boot mit einem Leck und schöpfe unentwegt Wasser!

Die Post der SVA schwärzt meine Gedanken und Gefühle. Ich frage mich, ob diese kostspieligen, aber lebenserhaltenden Massnahmen überhaupt im Interessen der SVA sind oder ob die SVA nicht einfach will, dass ich sterbe, bevor sie mir eine neue Rente ausschreiben muss...

Januar 2011: Das Kissen lebt noch!(siehe blog: Psychohygiene vom 01. Februar 2009,Was ich sehe wenn ich renne! vom 20. März 2010)






Mittwoch, 29. Dezember 2010

Erkältung

Kaum hatten sich die letzten Nebenwirkungen meiner abgeschlossenen Navelbine Chemotherapie verzogen und am Horizont hatte sich ein Hoffnungsschimmer von Normalität abgezeichnet, wurde ich während des weihnachtlichen Schneetreibens unvermittelt von einer gewöhnlichen Erkältung überrascht. In meiner Nase und meinen Bronchien hatten sich ungebetene Viren oder Bazillen ausgebreitet und machten mir das Leben schwer!

Ich zog mich wie ein Siebenschläfer für einen vorübergehenden Winterschlaf zurück. Gut eingerollt unter einer wärmenden grauen Decke hoffte ich, schlafend diesen Zustand zu überwinden...
Kurz vor dem Jahreswechsel verliess ich noch einmal mein Lager, um ein weiteres Mal meine intravenösen Therapien zu empfangen, auf diese bin ich angewiesen und darf sie keinesfalls verschlafen!
Während draussen die Stadt langsam unter einer Schneedecke versank, sank ich samt meinen medikamentösen Gaben erneut in einen tiefen, langen Dauerschlaf...
Und träumte davon, ein Siebenschläfer zu sein.





Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die über achtmonatige Winterpause eines Siebenschläfers sogar bis zu zehn Monate pro Jahr dauern kann. Ein wahrer Weltmeister unter den Winterschläfern.

In seinen buschigen Schwanz gewickelt rollt er sich im Herbst zusammen und wacht erst wieder auf, wenn ab Mitte Mai die Natur zum Essen ruft. Kurz nach dem Erwachen entscheiden die Nager, ob es ein lohnendes Jahr für die Familiengründung wird oder nicht.
In fetten Jahren, wenn ihnen die Natur ein energiereiches Nahrungs-angebot bieten kann, bleiben sie wach.
In mageren Jahren dagegen erhebt sich ein Teil der Tiere lediglich für zwei Wochen vom Lager, frisst das Nötigste und schläft dann auch über den Sommer hinweg.
Im Herbst erwachen sie noch einmal, um sich kurz und fettreich zu ernähren und dann bis zum nächsten Frühling weiter zu ruhen.
Dieser lange Winterschlaf beschert den Siebenschläfern ein langes Leben, das sie offenbar ihrem Lebensinhalt verdanken: viel Schlaf, wenig Sex.






Donnerstag, 23. September 2010

HeLa

Letzte Woche las ich in mehreren Artikeln über eine ungewollte Heldin der Wissenschaft: Henrietta Lacks, eine Krebspatientin, die 1951 in den USA im Alter von 31 Jahren starb und deren Zellen bis heute weiter leben und über das Internet zwecks Forschung bestellt werden können.
Unsterblich sind sie geworden, die Krebszellen, an denen Henrietta Lacks innerhalb kurzer Zeit gestorben ist. Im Fachjargon tragen sie den Namen HeLa.
Ohne HeLa keine Forschungsresultate in Virologie, Genetik, Krebs-forschung, Labortechnik und Bakteriologe. Es gibt tausende wissen-schaftliche Publikationen über die HeLa-Zellen und zahlreiche Nobelpreise sind den Zellen von Henrietta Lacks zu verdanken.
Sie wurden sogar ins Weltall geschickt — dabei entdeckten die ForscherInnen, dass sich Krebszellen bei erhöhter Strahlung schneller vermehren!

Henrietta Lacks war eine arme, farbige Frau, die nicht wusste, dass man ihr
während einer Untersuchung Gewebe entnommen hatte und dass es den Forschern gelungen war Zellen davon am Leben zu erhalten.
Manches Medikament, das mir jetzt als Patientin zugutekommt, wurde an Hela-Zellen getestet. Ich bin Henrietta Lacks dafür sehr dankbar!

Die Wissenschaftsjournalistin Rebecca Skloot hat die Geschichte von Henrietta Lacks und ihrer Familie rekonstruiert und aufgeschrieben. Sie hat dieser ungewollten Heldin nach 59 Jahren eine Stimme gegeben...

Henrietta Skloot: Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks. Irsiana, München 2010 512 S

 



Sonntag, 5. September 2010

Von Espressi und Labormäusen

Auch in einem aktuellen Inserat der Krebsforschung wird gezählt und gerechnet!
Gemäss Aufstellung der Krebsforschung wurde nach 12298 Espressi (oder könnten an dieser Stelle auch Labormäuse gemeint sein?) und 810 durchgearbeiteten Nächten eine neue Krebstherapie entwickelt. Diese Werbebotschaft stimmt mich als Betroffene natürlich zuversichtlich. Und so warte ich noch einige Espressi, Labormäuse und Nächte weiter, bis auch für mich die passende Therapie gefunden wird!

Im Namen des Krebses, lasst die Espressmaschinen und Labormäuse weiterhin auf Hochtouren laufen und tanzen...







Samstag, 28. August 2010

Von Pappe, Blister und Tabletten

Vor einem Jahr habe ich begonnen das Verpackungsmaterial meiner Medikamente zu sammeln. Inzwischen lassen sich damit kleine, beeindruckende Hügellandschaften bilden!

Viele Verpackungen sind sogenannte Blister, Durchdrück-packungen, die zur Einzelentnahme von Tabletten dienen. Da liegen sie nun, die Verpackungen aus Pappe und die Blister mit ihren leeren Vertiefungen aus Kunststofffolie, einst gefüllt mit gelben oder weissen Tabletten, meinen "little helpers" gegen den Krebs und seine Nebenwirkungen...

Ich habe sie alle gezählt:
Es sind 10 Produkteverpackungen aus Pappe und 34 Blister aus Kunstoff. Insgesamt 427 Tabletten, die ich über das vergangene Jahr, Tablette für Tablette, in meinem Innern verschwinden liess, auf dass sie ihre Mission als Aromastasehemmer oder Schmerzmittel erfüllen mögen.
Dabei ist zu erwähnen, dass ich während der hälbjährigen Chemotherapie auf die tägliche Einnahme von Aromastasehemmer verzichten konnte und sich in dieser Zeit mein Tablettenkonsum mehr oder weniger auf die Einnahme von Schmerzstiller beschränkt hatte.
Ich habe gerechnet:
Meine Durchschnittswerte liegen schliesslich bei einer Tagesration von 1.186 Tablette. Ich bin erstaunt, dass sich trotz der imposant wirkenden Hügellandschaft der Durchschnittswert meines täglichen Tabletten-konsums doch eher recht bescheiden ausnimmt... Und das bei meiner bedrohlichen Krankheit!
Amüsantes Detail:
Zufall, Schicksal, was auch immer, die Quersumme von 427 ergibt 13, zudem lässt sich 427 in zwei Primfaktoren zerlegen, 7 mal 61. Glücklicherweise bin ich nicht abergläubisch!






Sonntag, 22. August 2010

Rosafarbene Catharanthe

Um Genaues über die Wirkstoffe meiner neuen Chemotherapie zu erfahren habe ich im Web über das Medikament nachgeforscht. Ich möchte verstehen, was da unter dem Namen Navelbine® in meinen Körper gelangt und was es bewirken soll.

Navelbine® (auch bekannt Vinorelbin) ist recht einzigartig unter den Chemotherapeutika. Die meisten Chemotherapeutika sind völlig synthetisch, hingegen ist Navelbine eine semi-synthetische Droge, die von einer blühenden Pflanze als Immergrün bekannt extrahiert wird.In der Pflanze Catharanthus roseus, synonym Vinca rosea — Rosafarbene Catharanthe auch Madagaskar Immergrün, wurden über 70 Alkaloide entdeckt, die eine biologische Wirkung besitzen und von medizinischem Interesse sind.
Das Hauptalkaloid in Catharanthus roseus ist Vindolin aus der Wurzel. Bedeutender sind jedoch Vinblastin und Vincristin. Diese beiden Alkaloide werden als Zytostatika in der Chemotherapie eingesetzt. Was sagt uns Wikipedia: diese Pflanze hat es in sich...
Navelbine® kann die Ausbreitung von Krebs verlangsamen und die vorhandenen Krebszellen abtöten und treibt diese in einen "zellulären Selbstmord"! Die Nebenwirkungen dieser Chemo-therapie sollen laut meiner Onkologin verhältnismässig gering sein.
Aber was heisst das schon! Nach den ersten zwei Infusionen kämpfe ich wieder gegen die Müdigkeit, Schmerzen im Rücken, ein leichtes Unwohlsein, und erstmals während einer Chemo gegen unangenehme rosafarbene Pusteln auf meiner Zunge!
Die semi-synthetische Droge mit ihren Nebenwirkungen bringt meinen bisherigen Lebensrhythmus ganz schön durcheinander und ich habe Mühe mich wieder an die neue Situation zu gewöhnen. Aber ich werde mich schon daran gewöhnen...

So mobilisiere ich wieder einmal meine positiven Kräfte: Ich mag rosafarbene Blumen und wenn sie wie die Rosafarbene Catharanthe über heilende Kräfte verfügen, umso besser!
Ich hoffe sehnlichst, dass durch die neue Chemotherapie meine Zellen den ultimativen Massenselbstmord begehen und meine unliebsamen Metastasen durch das Killerinverno eliminiert werden können... 

Illustration aus www.meinbrustkrebs.net / Therapien / Seite 19-20






Sonntag, 15. August 2010

Krebs erschnüffeln


NZZ am Sonntag, 15. August 2010


 




Sonntag, 6. Juni 2010

Glücksmaus

Die Schlagzeilen der Woche:
"Impfstoff gegen Brustkrebs: Erste Tests waren erfolgreich", "Impfung gegen Brustkrebs im Labor getestet", "Impfung gegen Krebs: Hoffnung für Brustkrebs-Patientinnen", "Prototyp eines Brustkrebs-Impfstoffs"...
In verschiedenen Artikeln lese ich, mehr oder weniger ausführlich beschrieben, dass US-ForscherInnen aus Cleveland einen Impfstoff entwickelt haben, der Mäuse vor einem Mammakarzinom schützte und bereits existente Tumore verkleinerte.
Sie haben den Impfstoff an Mäusen getestet und damit viel versprechende Resultate erzielen können. Der neue Impfstoff wurde zur Behandlung der sogenannten HER2-positiven Krebsform eingesetzt, die 20 bis 30 Prozent aller Brustkrebspatientinnen betrifft. Wunderbar, wenn dieser Ansatz einen Durchbruch in der Brustkrebsbehandlung bedeuten würde...
Bisher wurden solche Versuche jedoch nur an Mäusen durchgeführt. Glücksmäuse! Der Impfstoff soll aber bereits in einem Jahr an Menschen erprobt werden. Das klingt sehr optimistisch und vielversprechend...
An Stelle der Cleveland-Mäuse werden sich Menschen für klinische Studien im Kampf gegen Brustkrebs zur Verfügung stellen.
Ich für meinen Teil würde gerne den Part eines Un- oder Glückspilzes übernehmen, denn schliesslich ist mein Tumor HER2-positiv, somit passe ich vorzüglich in die eine oder andere Probandengruppe, als menschliche Versuchsmaus, äh, Glücksmaus.



Sonntag, 28. März 2010

Fallgrube

Da ist es wieder, dieses Gefühl, es bliebe keine Zeit um zu verschnaufen, innezuhalten und auf die Signale meines Körpers zu hören.
Diese Woche bescherte mir meine Agenda tagtäglich neue Aufgaben und Termine die erledigt werden mussten. Ich liebe meine Arbeit und meine Freundinnen so sehr, dass ich manchmal dabei vergesse, mit meinen Ressourcen sorgsam umzugehen. Ende dieser Woche war ich ziemlich erledigt, aber auch zufrieden — das könnte eine Fallgrube sein...
Denn spätestens seit meiner Erkrankung gilt für mich, mir den Stress besser vom Leibe zu halten!

So stellte sich mir die Frage: was, wenn sich von neuem der Stress ganz still und leise durch eine Hintertüre in mein Leben zurück schleicht? Wie finde ich die richtige Balance zwischen Leben, Arbeit und meiner Krankheit ohne in altbekannte Muster zu fallen?
Terminstop!
Ich will schliesslich nicht so enden:
Karôshi — Tod durch Überarbeitung

Die Schweiz in fünfzig Jahren von F. Canonica und D. Iselin, im "Das Magazin, N°12"






Sonntag, 29. November 2009

Forschen im Internetwald

Von einer über sechs Monate andauernden Chemotherapie wurde mir am Montag die letzte Taxol-Weekly verabreicht. Schon wieder habe ich einen Meilenstein gut hinter mich gebracht. Ich freue mich darüber und blicke zuversichtlich in die Zukunft. Frau Dr. H., "meine" Onkologin, erläuterte mir ein weiteres Mal, wie die Behandlung meiner Krankheit bis auf weiteres und in der nahen Zukunft aussehen könnte. Ich bat sie mir die Namen der genannten Medikamente, sowie deren Kombinationsmöglichkeiten auf einen Zettel aufzuschreiben, zu Hause würde ich dann in aller Ruhe gerne nachlesen, was diese Medikamente gemäss Hersteller bewirken können.
So forschte ich während der letzten Woche im Internet über wohlklingende Medikamentennamen wie Femara® oder Arimidex® (Aromatasehemmer), Tyverb® (Lapatinib) und Xeloda® (Capecitabin) nach.
Diesen Medikamenten ist eines gemein: sie sind oral einzunehmen. Das ist erfreulich, denn das heisst für mich weniger Krankenhausbesuche und somit mehr Unabhängigkeit im Alltag mit Krebs! Nebenwirkungen? Die sind wie immer bei Medikamentenbeschreibungen ziemlich beängstigend, weil jede nur erdenklich, auftretende Nebenwirkung aufgelistet wird.

Deshalb vielleicht träumte mir während dieser Woche, dass ich meine Haare wie ein Toupet vom Kopf ziehen konnte...Normaler Schnupfen, Japan 2009


 


 

Donnerstag, 19. November 2009

Nacktmull sollte man sein

Gerade hübsch sieht er ja nicht aus, der Nacktmull (Heterocephalus glaber)! Aber die Tatsache, dass ein Nacktmull offenbar nie an Krebs erkrankt, erscheint mir in meinem Fall unbestechlich beneidenswert zu sein.
Sollte ich die Möglichkeit haben wiedergeboren zu werden, dann als Nacktmull mit "doppeltem Sicherungssystem" gegen Krebs...

Frankfurter Allgemeine, 18.11.09







Sonntag, 12. Juli 2009

Statistitik

In dieser Woche ist unsere Hausgemeinschaft um ein weiteres Mädchen angewachsen. Nun sind es insgesamt fünf Mädchen und zwei Knaben im Alter von 4 Tagen - 5 Jahren, die unsere Gemeinschaft bevölkern und beleben. Ich geniesse es miterleben zu dürfen, wie die kleine grosse Rasselbande beginnt, die Welt um sich zu entdecken.

Natürlich möchte ich möglichst lange miterleben, wie die Kinder grösser und grösser werden. Einfach leben – miterleben, so lange es mir möglich ist. Ganz speziell in diesen Momenten kriege ich es jeweils mit der Angst zu tun, weil ich weiss, dass mein Leben an einem seidenen Faden hängt und nicht ewig dauert... Dann stelle ich mir die Frage, wo ich statistisch mit meinem Krankheitsverlauf und mit meiner Lebenserwartung einzuordnen bin. Liege ich im hinteren Ende der Gauss'schen Glockenkurve oder gehöre ich zum Durchschnitt? Oder gar am Anfang? Für mich ist klar, ich will natürlich ausserhalb jeglicher statistischer Erhebungen und Normalverteilung liegen, ich arbeite unerbittlich daran. Medis sei Dank!
 
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