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Samstag, 5. Mai 2012

Ferien


Als wir vergangene Woche mit Freunden in die Ferien aufbrachen, litt ich bereits unter Magen/Darmproblemen, unter Bauchschmerzen und Atemnot.
Trotzdem genoss ich die Landschaft mit ihren Oliven-Zedern-Zypressenbäumen, deren Åste sich im Mistral wiegten. Zitronengelber Ginster, violette Iris, roter Mohn, Rebberge und Lavendel, der leider noch nicht in Blüte stand...
Auf einen schönen Tag in der Landschaft folgte jeweils der kulinarische Teil unserer Reise.
So gut die Speisen auch präsentiert und hergerichtet wurden: für mich wurde es zur Belastung. Selbst das beste Essen kann bei einer schlechten körperlichen Verfassung zu einer wahren Folter werden... 
So waren frische Erdbeeren auf meinem Speiseplan wieder einmal hoch im Kurs!
Auf den Marktständen wurden sie feilgeboten, frische, süsse Erdbeeren aus Carpentras.
Diese Gelüste kamen mir bekannt vor (siehe blog vom Sonntag, 24. Mai 2009: "Weekly")!
Doch auch die Erdbeeren vermochten weder meine Bauchschmerzen noch die erschreckende Atemnot oder die anderen Beschwerden lindern. So nahm ich zuhause umgehend mit meinem Care Team Kontakt auf. Es war auch höchste Zeit...







Sonntag, 5. Februar 2012

Lücken 2

Meine Verfassung ist von Tag zu Tag verschieden.
Es gibt Tage, die zu meiner vollen Zufriedenheit vorübergehen. Da ist nichts, was mich irritieren oder aus der Balance bringen könnte. An solchen Tagen bin ich äusserst aktiv. Meine Müdigkeit hält sich in Grenzen und meine Beine lassen mich wie ein Wiesel zu Fuss unterwegs sein. Solche Momente vermitteln mir das trügerische Gefühl "superfit" zu sein! 

Aber es gibt auch Tage (und Nächte!), die äusserst mühsam verlaufen und die ich getrost aus meinem Gedächtnis verbannen würde.
Ich bewege mich unsicher durch den Tag. In meinem Kopf herrscht ein Zustand von anhaltender Langsamkeit und unkontrollierbarem Chaos!
Oft leide ich unter sprachlichen Aussetzern in Form von Gedächtnislücken.
Ich ringe dann um Worte, die mir auch bei grösster Anstrengung nicht einfallen wollen. Sie wuseln als zusammenhangsloses Durcheinander durch mein Gehirn und purzeln manchmal völlig haltlos und ihrer Bedeutung beraubt aus meinem Mund. Das ruft fragende und irritierte Blicke meines Gegenübers hervor.
Es sind gewöhnungsbedürftige Zustände, die mich unsanft auf dem Boden der Realität zurückholen. Unmissverständlich wird mir klar: Ich bin eben nicht "superfit".
Dann ist es an der Zeit, mir eine ausgiebige Ruhephase zu gönnen...






Sonntag, 11. Dezember 2011

Malheur

Ich hätte es eigentlich wissen müssen! Schliesslich steht im Beipackzettel unter anderem: "...Da Tyverb unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Mattigkeit verursachen kann, ist beim Lenken von Fahrzeugen und Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten..."
Den LISTA-Planschrank könnte man mit seiner imposanten Erscheinung durchaus als Maschine bezeichnen (siehe Foto).

Also: Am Mittwoch machte ich an dieser "Maschine" (dem LISTA-Planschrank eben) zu schaffen. Wider besseren Wissens und aller physikalischen Gesetze liess ich mehrere Schubladen geöffnet. So kam es, dass sich Schwerpunkt des Schrankes allmählich veränderte... AUTSCH! Ich schrie wie noch nie zuvor in meinem Leben.

Glücklicherweise war mein Liebster zu Hause. Er war auf der Terrasse und wunderte sich - wie er mir später erzählte - über das durchdringende Gekreische, das aus dem Hause drang. Er vermutete, dass die Nachbarskinder wieder einmal fröhlich spielten. Erst als er zwischen Kreischen und Hilferufen seinen Namen vernahm, war ihm umgehend klar, dass seine Liebste in Not sein müsse. In seiner Vorstellung sah er sich bereits mit dem Schlimmsten konfrontiert...

Doch weit gefehlt! Es bot sich ihm folgendes Bild:
Unter dem Schrank, unter heraus gerollten Schubladen und einem chaotischen Haufen unterschiedlicher Papiere, Stifte und Farbtuben lag ich mit schmerzverzerrtem Gesicht und auf meinen Zehen lag das ganze Gewicht des gekippten Schrankes. Nun japste ich nur noch "Mein linker Fuss, Hilfe, Hilfe..."
Mein liebster Retter befreite mich erst einmal aus meiner misslichen Lage. Ich konnte meinen Fuss kaum mehr spüren, aber trotz schlimmster Befürchtungen waren meine Zehen heil geblieben. Lediglich eine bläuliche, horizontale Eindrucksstelle der Schrankkante zog sich über drei Zehen hinweg.
Ich konnte von Glück reden, dass ich an diesem Tag mein "Zweiriemen Modell" von Birkenstock trug. Der eine Lederriemen verteilte wahrscheinlich den Druck auf meine Zehen und verhinderte Schlimmeres!

Nächstes Mal weiss ich es besser: Ich bediene die Machine mit der nötigen Vorsicht.






Sonntag, 27. November 2011

Glatzkopf

Seit gut fünf Monaten bin ich ohne Haare. Ein Glatzkopf! Auf meinem Kopf gibt es kaum sichtbare Hinweise darauf, dass sich daran in Kürze was ändern wird.
Hat die Bestrahlung meines Hirns meinem Haarwuchs so zugesetzt, dass meine Haarfollikel* geschädigt worden sind?
Vermutlich ja, denn fast mein ganzer Kopf lag im Strahlengang. Und die Strahlendosis war relativ hoch! Ich habe mich erkundigt: In meinem Fall kann es bis zu einem halben Jahr dauern, bis wieder ein erkennbarer Haarwuchs einsetzt.
Nun, fast mein ganzer Kopf lag im Strahlengang. Ein kleines Stück Kopfhaut im Nacken wurde verschont. Dort wächst still und leise ein Büschel Haare.

Fast haarlos zu sein ist für mich das kleinste Problem aller Problemchen...
Ich werde gut ausgerüstet mit Tüchern und Mützen (aber ohne Perücke!) erhobenem Hauptes durch den Winter stapfen... (siehe unter Kopfbedeckungen auf http://www.meinbrustkrebs.net)


*Der Haarfollikel ist der Produktionsbereich des Haares in der Oberhaut. Hier erfolgt die Zellbildung und Nährstoffversorgung der Haare.






Sonntag, 18. September 2011

Herbstbeginn

Mit einem gemeinsamen, unvergesslichen Festessen mit FreundInnen zelebrierten wir den Auftakt in einen hoffentlich üppigen Herbst 2011!

Seit Dienstag nehme ich Dexamethason ein, ein Cortisonpräparat, das ich bereits vor zwei Monaten während der Bestrahlung eingenommen habe. Diese Pillen sollen die Anschwellungen in meinem Kleinhirn soweit zurückgehen lassen, dass ich am Morgen schwindelfrei aus dem Bett steigen kann.
Es freute und stimmte mich zuversichtlich, dass ich mich vorerst problemlos aus der Horizontalen in die Vertikale bewegen konnte. Bewegungsfreiheit! Dann aber begann die mir bekannte Übelkeit und Appetitlosigkeit. Was ist nun das kleinere Übel?

Während der vergangenen zwei Monate habe ich mir so oft die Frage gestellt, wo meine Lebensqualität beginnt und schliesslich ihr Ende nehmen wird... Aber darauf habe ich keine schlüssige Antwort gefunden.

Meine Trainingsläufe der letzten Jahre waren so intensiv, dass ich jede Steigung und Neigung, jeden Stock und Stein, jedes Käuzchen und jeder Nistkasten kannte wie meine Westentasche.
Jetzt, wo der Herbst seine ersten Vorboten zeigt und sich das Laub lichtet, renne ich in meinem Kopf die Trainingsstrecken und laufe mit meinem Stock über den knisternden Laubboden mit seinen Steigungen und Neigungen in eine ungewisse Zukunft...






Sonntag, 11. September 2011

Traumzeit

Ich verbringe meine Zeit schlafend und träumend im Bett und hoffe auf bessere Zeiten...

Im Traum reiht sich vor meinen Augen Hirn an Hin aneinander, präsentiert auf farbigen Kissen in türkis, gelb, grün und pink... Ich frage mich, welches Hirn wohl zu meiner momentanen Tagesverfassung passen würde? Mal im Schwindel, mal taumelnd. Es fällt mir nicht leicht, mich für ein einziges davon zu entscheiden.



Auf meinem Kopf wächst frischer Haarflaum. Es zeichnet sich eine neue Kopf-Landschaft ab. Im Traum kann ich meine Hirnmetastasen mal da und dort aufleuchten sehen, wie kleine Glühwürmchen auf einer satten Sommerwiese, ein Sommernachtsalptraum...




Sonntag, 4. September 2011

Auszeit

Ich gönne mir und meinem traumatisierten Hirn viel Schlaf und eine Blogauszeit!






Freitag, 24. Juni 2011

Nach Lust und Laune

Als ich diese Woche meinen ersten Chemotherapie-Zyklus mit Xeloda beendete, freute ich mich voller Tatendrang auf die bevorstehende einwöchige Tablettenpause.
Doch es kam anders. In den ersten Tagen der Woche lag ich von Übelkeit geplagt und mit roten Handinnenseiten (Hand-Syndrom) tatenlos im Bett.
Mit der Einnahme von Xeloda hatte sich eine alte Bekannte, die Appetitlosigkeit, zurückgemeldet.
Ungeachtet dieser Kehrtwendung versuchte ich einem erneuten Gewichtsverlust entgegen zu wirken.
Ich stand mehrmals in der Küche und durchforstete den Vorrat nach Zutaten, mit denen ich mir nach Lust und Laune verschiedene kleinere Mahlzeiten zubereitete. Eine Fidelisuppe serviert mit einem Stück Zwieback, Kravättliteigwaren an Olivenöl mit frischem Parmesan, Griesspudding mit Vanillegeschmack und vieles andere.
So konnte ich vorübergehend meinen geringen Appetit häppchenweise bei Laune halten...

Zu meiner Freude zeigte das Herzecho am Ende dieser Woche, dass mein Herz weiterhin unverändert, sozusagen gut gelaunt, von Herzecho zu Herzecho und von Chemotherapie zu Chemotherapie weiterpocht...
Voller Vorfreude auf das Wochenende lasse ich es nun zusätzlich hopsen und laut pochen, denn gemeinsam mit meinem Liebsten werde ich mein viertes "Bobster"-Konzert in Folge seit meinem Schwur von 2007 besuchen! (siehe blog vom 20. Juni 2010)






Sonntag, 29. Mai 2011

Wabbelige Zustände

Nach meinem Zusammenbruch vor mehr als zehn Tagen fühle ich mich immer noch ziemlich wackelig und unsicher auf den Beinen. Es ist, als sei das Innere meines Kopfes die wabbelige Masse eines Wackelpuddings, der sich unkontrolliert in einer Schale hin und her bewegt.
Noch immer wird mir zeitweise schwarz vor den Augen.

Nach kleineren Aktivitäten während des Tages lege ich mich immer wieder ins Bett und aufs Ohr, wo ich in meinen Tagträumen Erholung suche.
So träumte ich unlängst von einem Spiegelei auf Toast!
Das Spiegelei auf Toast entpuppte sich nur wenig später als Wochen-highlight für meine Geschmacksknospen. Wow, ist das lecker! — stelle ich begeistert fest. Meine Geschmacksknospen sind überraschenderweise nicht fehlgeleitet und erkennen richtig: Ein Spiegelei, gewürzt mit Salz und Pfeffer!
Scheint die Absetzung meiner Medikamente mit entsprechender Verzögerung sich nun positiv auf meinen Appetit auszuwirken?

Vernünftigerweise verzichte ich aber bis auf weiteres auf meine Lauftrainings. Ich kompensiere mit kleineren Spaziergängen an der Sonne (Vitamin D tanken!), manchmal etwas wabbelig in den Beinen. Und wieder einmal übe ich mich in Geduld bis mir am kommenden Dienstag die neusten CT-Resultate dieser Woche präsentiert werden...

Sonntag, 1. Mai 2011

Haut, Muskeln und Knochen

Mein Liebster meinte neulich ich sei nur noch Haut, Muskeln und Knochen! Damit hat er nicht ganz unrecht, denn seit ich unter Appetitlosigkeit leide habe ich unfreiwillig einige Pfunde verloren. Der Zeiger der Waage pendelt inzwischen unter der 50 kg Marke hin und her.

Rückblickend hat für mich als Läuferin diese ungewollte Gewichtsreduktion natürlich auch Vorteile gebracht! So hatte ich am diesjährigen Zürich Marathon mehr als fünf Kilogramm weniger auf den Knochen, die ich über die Distanz von 42195m mittragen musste. Meine Kniegelenke waren mir bestimmt dankbar dafür. Nebst meiner guten Trainingsvorbereitung wirkte sich dieser Umstand bestimmt auch auf meine erreichte Schlusszeit aus, die beste jedenfalls für mich. Drei Ranglistenplätze konnte ich gegenüber dem letzten Jahr gut machen!

Aber wie immer hat jede Medaille ihre Kehrseite. Meine verlorenen Pfunde schmälern die benötigten Reserven, von denen ich in schlechten Zeiten zehren muss, wenn mir der Krebs das Leben wieder einmal so richtig vermiesen sollte...
Also werde ich zumindest versuchen nicht noch mehr Pfunde zu verlieren (trotz des Rennens) und durch artiges essen wieder ein wenig mehr Speck auf die Rippen zu kriegen!







Samstag, 23. April 2011

Salami

Es scheint, dass sich mein Körper inzwischen an die Nebenwirkungen der fiesen kleinen Aromasin-Pillen gewöhnt hat und sich mit seiner Appetitlosigkeit abfindet. Obwohl einige Lebensmittel immer noch ungewohnt oder einfach abscheulich schmecken, achte ich darauf, mich ausgewogen zu ernähren. Glücklicherweise machen mich meine Lauftrainings hungrig und Hunger ist in meinem Fall absolut der beste Koch...

Seit einiger Zeit werde ich regelrecht von Gelüste-Attaken nach ungewohnten Essvariationen überfallen. Gelüste, die man kaum als gesund bezeichnen kann. Zum Beispiel einen heissen Kakao mit Brotmöckli, ein Naturejogurt mit einem grossen Zuckerberg gesüsst, ein Salami-Salzgurken-Brot, eine Grapefruit-Limonade namens Pepita. Meine Gelüste sind in ihrer Zusammensetzung so kunterbunt wie der Papagei im Logo der erwähnten Limonade...

Wenn mich solche Gelüste überkommen bin ich zu nichts mehr zu gebrauchen. Sie lassen mich einfach nicht mehr los. Als neulich mein Wunsch auf ein Salami-Salzgurken-Brot so gross war, musste ich umgehend eine Metzgerei aufsuchen, um mir einige Rädchen Nostrano zu besorgen. Während ich Zuhause meinen Heisshunger auf Salziges stillte, versuchte ich mich daran zu erinnern, wann ich letztmals ein Salamibrot gegessen hatte. Aber ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern.
Schuld an diesen kunterbunten Attacken kann wohl nur mein durch das Aromasin durcheinander geratener Hormonhaushalt sein.


 
 


Sonntag, 3. April 2011

Platz 13

Ich bin eine zuverlässige Patientin, wenn es darum geht täglich die vorgeschriebenen Medikamente einzunehmen. Aber vor einem Lauf verzichte ich nun bewusst darauf, bzw. ich "vergesse" die kleinen fiesen Pillen einzunehmen. Ich geniesse den medikamentenlosen Zustand und erspare mir so auch die unliebsamen Nebenwirkungen am Lauftag. Diese Auszeit wirkt sich positiv auf meine Psyche aus. Durch die ein- oder zweimalig verweigerte Einnahme kann die Wirkung des Aromatasehemmers wohl kaum beeinträchtigt werden.

Gestern lief ich dann auch ohne Übelkeit am Zumikerlauf mit, in meiner Gesässtasche eine Schmerztablette für alle Fälle. Während des ganzen Laufes von 11.2 Kilometern trugen mich meine Beine und Knochen über Feld- und Waldwege bei frühlingshaften Temperaturen ins Ziel. Die Schmerztablette blieb unangetastet.
Vor noch nicht einem Jahr (siehe blog vom 12. Juni 2010) hätte ich viel darum gegeben, eine Schmerztablette dabei zu haben, denn damals musste ich den Lauf unter quälenden Schmerzen beenden...

Nun aber rannte ich locker und leicht und mit einer respektablen Zeit durchs Ziel. Ich klassifizierte mich in meiner Kategorie im Mittelfeld und landete auf Platz 13!
Ist das nun eine Unglücks- oder Glückszahl, ein schlechtes oder gutes Omen im Hinblick auf den bevorstehenden Marathon in zwei Wochen in Zürich?






Samstag, 5. März 2011

Gedopt!

Meine Onkologin Dr. St. meint, dass ich eine Unverträglichkeit gegen das steroidale Exemestan (Aromasin®) haben könnte.
Begriffe wie Steroide, steroidal, nicht-steroidal lassen mich als Hobby-läuferin aufhorchen und rufen in mir Bilder von Muskelprotzen, Muskelpaketen und "Bitch-Tits" wach.
Aromasin® und Femara® sind gemäss aktueller Dopingliste, Arzneimittel die sowohl im Wettkampf als auch ausserhalb des Wettkampfes verboten sind!

Es ist zu hoffen, dass mein steroidales Dopingmittel wirkt! Mein Tumor-marker zeigt diesbezüglich noch nicht in die gewünschte Richtung — er hat sich buchstäblich nach oben gedopt! Ich wünschte es wäre anders...
Frau St. beruhigt mich und meint, dass eine zusätzliche Blutentnahme zur Bestimmung des TM zeigen wird, ob das Medikament sich über längere Zeit erfolgreich entfalten kann und der TM sich beim letzten Wert schliesslich einpendeln wird...
So werde ich in den nächsten drei Wochen täglich die "üblen" Aromasin-Dragées einnehmen, um mit meiner gedopten Muskelkraft mich bald wie Wonder Woman zu fühlen...






Sonntag, 13. Februar 2011

Es wird schon

Ein Sportlerherz, meint einer der leitenden Ärzte aus der Kardiologie vom Triemli beim Begutachten meiner Herzecho-Bilder von dieser Woche.

Auf mein Herz ist Verlass, auf meine Geschmacksknospen auf der Zunge und auf meine Wahrnehmung von süss bis salzig hingegen nicht. Sie ist beeinträchtigt und verfälscht.

Appetitlosigkeit und Übelkeit am Morgen machen mir das Leben schwer! Das geht an meine körperliche Substanz. Bei der Gewichtskontrolle in der Maternité bringe ich einige Pfunde weniger auf die Waage.
Ob die geschilderten Symptome auf meine Aromastasehemmer zurückzuführen seien, frage ich meine Ärztinnen in der Sprechstunde.
Mein Körper müsse sich an die Wirkung des Aromastasehemmers gewöhnen und vermutlich würden auch die Symptome wieder verschwinden, beruhigen sie mich. Aber bitte gerne und ganz schnell!
Gegen jede Nebenwirkung gibt es ein Mittel. Motilium, ein Medikament, das ich auch während der Chemotherapien eingenommen habe, soll nun Abhilfe leisten. Ausserdem empfehlen meine Ärztinnen, die Einnahme der kleinen, fiesen Pille vom Abend auf den Nachmittag vorzuverlegen, damit die Übelkeit auf die Schlafenszeit und nicht auf den Morgen fällt.
Ich bin zu allem bereit: Die Übelkeit bäuchlings in die Matratze zu pressen! Pardon, zusätzlich mit den Wallungen wohl eher zu schwitzen... — wenn es nur hilft!
Auf die kommende Woche freue ich mich jetzt schon. Mit meinem Liebsten lasse ich mich im Engadin kulinarisch von "Capuns" über "Buffalora" bis "Tuorta da Nusch" verwöhnen! Das aber dann hoffentlich bitte mit wachen Geschmacksknospen und viel Appetit!






Sonntag, 23. Januar 2011

Postmenopausal

Der Winter ist zurück - und die Aromatasehemmer. Die neuen Resultate meines Hormonstatus: ich befinde mich noch immer in der "Lebensphase danach", das heisst in der Postmenopause (lat. post = nach).
In meinen Eierstöcken werden kaum mehr Östrogene gebildet, dafür aber in meinem Fettgewebe! Verantwortlich ist ein Enzym, das als Aromatase bezeichnet wird und durch Medikamente, sogenannte Aromatasehemmer, blockiert werden kann. Diese Aromatasehemmer - zwischenzeitlich abgesetzt - sind jetzt also wieder zurück. So erwache ich während der Nacht zwei bis dreimal schweissgebadet und glühend wie ein Kohlenbrikett. Am Morgen fühle ich mich entsprechend knittrig.

Dazu ächzen meine Knochen und Glieder weiterhin schmerzerfüllt.
Ist dagegen denn überhaupt kein Kraut gewachsen? Meine Onkologin weiss Rat und verschreibt mir Calcimagon D3-Forte. Das Präparat soll helfen meinen Knochenstoffwechsel positiv zu beeinflussen und meinen Mineralstoffhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen...
Die Kautabletten mit Zitronengeschmack mag ich zwar nicht kauen. Ich löse sie im Wasser auf (darf man laut Beipackzettel) und trinke die trübe Brühe. Na, dann runter mit der Kröte.

Während des Langstreckentrainings vom Dienstag verliere ich auf der vereisten Wegstrecke die Bodenhaftung. Ich falle und gleite bäuchlings einige Meter vorwärts. Die Knochen halten...






Mittwoch, 29. Dezember 2010

Erkältung

Kaum hatten sich die letzten Nebenwirkungen meiner abgeschlossenen Navelbine Chemotherapie verzogen und am Horizont hatte sich ein Hoffnungsschimmer von Normalität abgezeichnet, wurde ich während des weihnachtlichen Schneetreibens unvermittelt von einer gewöhnlichen Erkältung überrascht. In meiner Nase und meinen Bronchien hatten sich ungebetene Viren oder Bazillen ausgebreitet und machten mir das Leben schwer!

Ich zog mich wie ein Siebenschläfer für einen vorübergehenden Winterschlaf zurück. Gut eingerollt unter einer wärmenden grauen Decke hoffte ich, schlafend diesen Zustand zu überwinden...
Kurz vor dem Jahreswechsel verliess ich noch einmal mein Lager, um ein weiteres Mal meine intravenösen Therapien zu empfangen, auf diese bin ich angewiesen und darf sie keinesfalls verschlafen!
Während draussen die Stadt langsam unter einer Schneedecke versank, sank ich samt meinen medikamentösen Gaben erneut in einen tiefen, langen Dauerschlaf...
Und träumte davon, ein Siebenschläfer zu sein.





Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die über achtmonatige Winterpause eines Siebenschläfers sogar bis zu zehn Monate pro Jahr dauern kann. Ein wahrer Weltmeister unter den Winterschläfern.

In seinen buschigen Schwanz gewickelt rollt er sich im Herbst zusammen und wacht erst wieder auf, wenn ab Mitte Mai die Natur zum Essen ruft. Kurz nach dem Erwachen entscheiden die Nager, ob es ein lohnendes Jahr für die Familiengründung wird oder nicht.
In fetten Jahren, wenn ihnen die Natur ein energiereiches Nahrungs-angebot bieten kann, bleiben sie wach.
In mageren Jahren dagegen erhebt sich ein Teil der Tiere lediglich für zwei Wochen vom Lager, frisst das Nötigste und schläft dann auch über den Sommer hinweg.
Im Herbst erwachen sie noch einmal, um sich kurz und fettreich zu ernähren und dann bis zum nächsten Frühling weiter zu ruhen.
Dieser lange Winterschlaf beschert den Siebenschläfern ein langes Leben, das sie offenbar ihrem Lebensinhalt verdanken: viel Schlaf, wenig Sex.






Sonntag, 7. November 2010

Geschmacksverstauchung

Das Zytostatika Navelbine (Zytos = Zelle; statikos = hemmen) lässt meine Tumormarkerwerte weiter absinken.
Ich habe bereits vier von insgesamt sechs vorgesehenen Zyklen hinter mich gebracht.

Kein Medikament ohne Nebenwirkungen! Nebst meiner morgendlichen Antriebslosigkeit, dem leichtem Schwindel und der Gelenkschmerzen leide ich inzwischen immer mal wieder an juckenden Hautveränderungen auf meinen Handflächen und gelegentlichen Krampfanfällen in Fingern und Fusszehen...

Während meiner bisher erhaltenen Chemotherapien blieb ich glücklicherweise von Geschmacksstörungen verschont. Jetzt aber sind sie da! Nachdem ich jeweils meinen Cocktail erhalten habe, lässt meine Zunge und mein Gaumen die Erinnerungen an vermeintlich Köstliches wie Seifenblasen zerplatzen. Süsses schmeckt weniger süss und bitteres kann bitterer schmecken.

Der mit gerösteten Reiskörnern angereicherte Grüntee, mein Lieblingstee, hinterlässt in meinem Gaumen einen unangenehmen Geschmack von Metall. Der Apfel schmeckt viel saurer als ich es gewohnt war (zu meiner Freude aber neutralisiert er den Geschmack von Metall in meinem Gaumen).
Das Jogurt, die Banane, die Kartoffel schmeckt - wie so vieles andere - einfach nur nach Karton!
Mein Geruchssinn lässt mich zeitweise aus der Küche flüchten, wenn herrliche Essensdüfte in alle Himmelsrichtungen strömen!
Wäre da nicht der italienische Weichkäse mit dem wohlklingenden Namen "Gorgonzola Cremoso Oro", der auf meiner Zunge vertraute, salzige, cremige Spuren hinterlässt, ich müsste über meine Geschmacksverstauchung verzweifeln!

Ob Metall oder Karton — ich achte nach wie vor darauf, mich ausgewogen zu ernähren und versuche meine Geschmacksnerven, wenn irgendwie möglich, zu kitzeln und zu überlisten!






Sonntag, 18. Juli 2010

Nebenwirkungen

Ich beklagte mich vor einiger Zeit bei meiner Onkologin über die auftretenden Nebenwirkungen des Aromastasehemmers Femara®. Wo bleibt meine Lebensqualität, wenn ich jeden Morgen mit höllischen Knochen- und Gliederschmerzen in den Beinen und anderswo erwache und mich dabei älter als alt fühle?
Also bat ich Frau Dr. H darum, Femara® nach Möglichkeit durch ein anderes Präparat zu ersetzen, das bei mir im besten Falle weniger starke Nebenwirkungen hervorrufen würde.
Meine Onkologin zeigte Verständnis für einen Medikamentenwechsel. Seit gut drei Wochen nehme ich nun täglich eine weisse Pille des Aromastasehemmers Aromasin® ein.
Natürlich treten auch bei diesem Präperat Nebenwirkungen auf. Einige sind mir geblieben, immerhin in abgeschwächter Form: die lähmende Morgenmüdigkeit , die Taubheit in meinen Händen und Fingern... Aber alles nur Kickerlitzchen!
Denn meine morgendlichen Knochen- und Gliederschmerzen in den Beinen und anderswo, die mir das Aufstehen täglich zur Qual machten, sind nur noch minimal spürbar! Am Morgen steige ich wieder recht flink aus den Federn und manchmal jucke ich sogar übermütig und sehr gelenkig aus dem Bett!

Im Verlaufe der nächsten Monate wird sich zeigen, ob es bei der Behandlung mit Aromasin® genauso erfolgreich zur Senkung meiner Östrogene und damit zu einem verminderten Wachstumsreiz auf die Krebszellen kommt.
Inzwischen freue Ich mich aber über die verhältnismässig "harmlosen" Nebenwirkungen.






Sonntag, 23. Mai 2010

Knochenkitt

Letzte Woche schmerzten meine Knochen so sehr, dass ich mir nichts sehnlichster wünschte, als meinen intravenösen "Knochenkitt" (Zometa) zu erhalten. In der Wirbelsäule, in der Hüfte und in den Beinen tobte sich der Schmerz aus. Schmerzgesteuert bewegte ich mich durch den Alltag und muss dabei sehr alt ausgesehen haben!
Zähneknirschend verzichtete ich auf meine Lauftrainings. Wie schon so oft halfen mir weisse Tabletten den Schmerz zu unterdrücken.
Doch meine Knochen und ich schrien förmlich nach den Bisphosphonaten, die zur erhöhten Knochendichte beitragen und auch ein Schutzschild gegen die aggressiven Krebszellen bilden sollen...

Endlich. Am Dienstag war es soweit, der "Knochenkitt" tropfte via Port in mein Kreislaufsystem.

Meine Onkologin meinte, sie würde sich eigentlich schon lange darüber wundern, dass ich mit diesen Knochen überhaupt noch in der Lage sei, meine Lauftrainings zu absolvieren...
Diese Äusserung will ich als Kompliment verstehen und mir im Moment zu meinen Klapperknochen keine weiteren Gedanken und Sorgen machen. Vielmehr freue mich über die positive Nachricht, dass mein TM um weitere 19 Punkte gesunken ist!


Einen Tag nachdem ich die Medikamente erhalten habe, fühle ich mich sehr klapprig und die Knochen schmerzen noch immer. Bis mir meine Gelenke endlich wieder gehorchen und die Nebenwirkungen abgeklungen sind, werde ich mich noch einige Tage in Geduld üben müssen...







Sonntag, 9. Mai 2010

Perücke

Während meiner Chemotherapie im Ambulatorium habe ich vor gut einem Jahr Mitpatientin P. kennen gelernt. Inzwischen sind wir Freundinnen.
Als sie mir letzte Woche erzählte, dass ihre Chemo in Tablettenform nicht die gewünschte Wirkung zeige und sie nun eine weitere Chemotherapie mit Infusion erhalten werde, hat mich das sehr berührt und betroffen gemacht. Speziell für Menschen, die man gut mag, wünscht man, dass der Krebs mit seinen Metas ewig und für immer in einen stabilen Zustand verharren möge...
Und wenn er sich wieder still und heimlich zurück meldet, macht einem das ganz schön wütend!

Aber jede Chemotherapie ist eine Chance. Man geht diesen Weg, denn am Ende leuchtet (hoffentlich) wieder die Normalität des Lebens! Auch P. geht diesen Weg mit viel "spirit" und positiver Einstellung.
Sie hat diese Woche mit der neuen Chemotherapie begonnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Haare verlieren wird, liegt bei 50%! Der Termin bei der Perückenmacherin hat sie also vorsorglich organisiert. P. fragte mich, ob ich sie dabei begleiten würde, was mich sehr freute.

Das Sortiment der Perücken ist gross. Wir fabulieren über mägliche Identitäten, die man sich während einer Chemotherapie zulegen könnte:
Mal blonder Vamp, mal schwarze Katze, mal rot blau grüne Fee... Identitätenswitch! Doch an den Schaufenstern des Perückenladens steht in grossen Lettern: "Natürliches - schönes Haar".
Die Perücken sind aber aus künstlichem Haar gefertigt, sehen jedoch ziemlich echt aus. Vor uns liegen einige Modelle, die nun der Reihe nach auf P.'s Kopf gesetzt und in Form gebracht werden.
Mal brav, mal Hausmütterchen, mal keck und frech und schon ist die richtige gefunden, die P.'s Haar, ihrem Schnitt und ihrer Haarfarbe entsprechen und zu ihrem Hauttyp passen.

Ihre Tochter hat sich für diese Chemo "ein Mami mit langen Haaren" gewünscht. So lässt sich P. zuletzt eine schwarze Langhaarperücke aufsetzten. Sie sieht wirklich gut aus und strahlt mir entgegen, als ich mit meiner Kamera — klick — diesen Augenblick festhalte.

Schliesslich unternehmen wir eine kleine Busreise in den Kreis 5, wo wir wir bei einem gemütlichen Mittagessen im Restaurant Viadukt die erfolgreiche Anprobe im Perückenladen beschliessen und zuversichtlich in die Zukunft blicken...

Einen Tag nach unserem Besuch im Perückenladen, erreicht mich ein Mail:
"Black Hair beauty is not smiling anymore. Es chunt scho wieder besser."
Vier Tage nach Erhalt ihrer Chemotherapie entfalten sich nun die unliebsamen Nebenwirkungen in ihrem Körper... Ich wünsche P. sie gehen schnell vorbei.