Sonntag, 25. September 2011

Pulsierend

Wenn ich am Morgen den Schlaf nicht mehr finde und von draussen noch keine Geräusche des Arbeitsalltages an meine Ohren dringen, kann ich das Blut in meinen Ohren pochen hören.
Es jagt mit hoher Geschwindigkeit durch die Adern meines Gehörganges. Als Schlusspunkt noch einen lang anhaltenden, pfeifenden Ton, der dem ganzen Spuk ein Ende setzt. Beängstigend und zugleich beeindruckend!

Wenn schliesslich der akustische Alltag erwacht, werden diese feinen Wahrnehmungen aus meinen Hirnwindungen verdrängt und vorübergehend vergesssen. Dann lasse ich akustische Signale aus meinen Erinnerungen aufkeimen, die sich dann mit denen des aktuellen Tages vermengen...

Wie war das damals vor zwei Jahren in Tokio?
Die Dauerberieselung zwitscherte von überall her, es piepste und fiepste oder eine für uns nicht verständliche Anweisung an die Menschenmasse wurde verlesen. Dazu das Gekrächze der schwarzen Raben (echte Raben!), die überall in dieser Stadt herum kreisten. Und dann war es auch wieder mal ganz ruhig.
Und in New York, vor einem Jahr?
Die unterschiedlichen "Lalülalos" und das Gehonke und Gehupe hörten sich in den Häuserschluchten New Yorks irgendwie phantasielos an. Aber der Verkehrslärm der Stadt schlief nie...

Es stellt sich mir die Frage, ob ich diese Geräusche in meinem heutigen Zustand orten und verarbeiten könnte.
Aber dann ziehe ich mir einfach ziemlich kleinlaut mein Pfulmen noch einmal über den Kopf und gönne meinen Hirn- und Gehörgängen noch eine Extraportion Ruhe...

Foto: B. Zgraggen