Sonntag, 1. Februar 2009

Psychohygiene

Seit ich weiss, dass ich BRUSTkrebs habe, treibe ich mehr Sport. Vor der Diagnose bin ich dreimal wöchentlich je eine halbe Stunde joggen gegangen. Das war mein Beitrag an meine Fitness. Ich muss gestehen, inzwischen bin ich ein richtiger Sportjunkie geworden. Mit meiner Schwimmfreundin Piroska besuche ich wöchentlich das Hallenbad. Gedankenlos, einzig die zurückgelegten Bahnen zählend, schwimme ich schwerelos im Wasser bis ich insgesamt zweiunddreissig mal gewendet habe und schliesslich nach 1200m zufrieden aus dem Schwimmbassin steige.
Zur Belohnung geniessen wir danach einen Kaffee, sowie ein Glas Wasser und tauschen dabei unsere ins Bewusstsein zurückgekehrten Gedanken aus.
An drei bis fünf Wochentagen gehe ich rennen. Diese Tätigkeit eignet sich vorzüglich als „Psychohygiene“. Durch die Natur rennen befreit meinen Kopf und gibt mir die mentale Stärke mit meiner Situation als Krebskranke umzugehen. So lassen sich meine Rück
enschmerzen gut ausblenden und vergessen machen.
Mein Körper schüttet Adrenalin aus und die Glückshormone belagern mein Hirn. Im Gegensatz zum Schwimmen gehen mir während des Rennens viele Gedanken durch den Kopf. So entstehen skizzenhafte Ideen für eine Arbeit oder Texte werden vorformuliert. Manchmal lasse ich aber einfach nur die Natur wie in einem Film Kilometer für Kilometer an mir vorüberziehen.
Dabei gibt es immer wieder Neues, noch nie Wahrgenommenes auf derselben Rennstrecke zu entdecken:
In luftiger Höhe an einem Ast eines Baumes baumelt ein an einer Schnur befestigtes graues Kissen, ein Eichhörnchen ergreift eilig die Flucht, ein Fahrradfahrer dreht seine Runden auf der eisbe
deckten Sihl...