Sonntag, 6. September 2009

Schmerzen

Es gibt Tage, die sind ziemlich anstrengend. Dann, wenn körperliche und seelische Schmerzen meinen Tagesablauf bestimmen. Heute war wieder einmal ein solcher Tag, an dem ich mit Schmerzen aufgewacht bin. In den Knochen lodert der Schmerz in kleinen Intervallen auf und breitet sich dann aus. Wie sich meine Schmerzen ausbreiten, lässt sich auf eine wunderbare Art und Weise visuell nachvollziehen: Indem man beide Augen fest zusammenkneift und verfolgt, wie sich die farbenen Flecken aus der Finsternis ausdehnen und zurückbilden, um sich erneut zu formieren und auszubreiten...
Der körperliche Schmerz ist ein ständiges Kommen und Gehen. Mit Schmerzmitteln versuche ich diesen zu unterdrücken, was nicht immer gelingt. Dann fühle ich mich wie heute ziemlich mies, machtlos und ferngesteuert.
Je länger meine Chemotherapie andauert, umso mehr habe ich das Gefühl, körperlich reduziert leistungsfähig zu sein. In meinen Beinen steckt die Müdigkeit wie Blei. Mein Kopf hingegen denkt und lenkt ohne Müdigkeit. So absolviere ich weiterhin kleine Lauftrainings. Abwechslungsweise mal joggend, mal gehend. Heute war ich mit meinem Mann zusammen unterwegs. Er passt sich liebevoll meinem Schneckentempo an und ist im richtigen Moment mein unersetzlicher Motivator!
Am diesjährigen Greifenseelauf werde ich vernünftigerweise nicht teilnehmen. Natürlich trifft das mein Ego – und meine Seele – aufs schmerzlichste, wenn ich an meine Glanzleistung vom vergangenen Jahr zurückdenke!
Bestimmt sieht nächsten Sonntag aber alles wieder ganz anders aus. Denn ich hoffe, dass ich nach einer chemofreien Woche erholt und mit weniger Schmerzen am bloggen bin!

Wenn Bob Dylan seine Stimme einem Satelliten-Navigationssystem leihen wird, stellt er sich seine Anweisungen so vor: „Bei der nächsten Strasse links. Nein, rechts. Weisst du was? Fahr einfach gerade aus.“ Solche Anweisungen würden meinen Schmerzen bestimmt gefallen...