Sonntag, 27. Dezember 2009

Xmas-Dankeschön

Während der Weihnachtszeit und dem bevorstehenden Jahreswechsel erinnere ich mich daran, wie ich an Weihnachten 2006 dem geröteten Fleck auf meiner linken Brust die nötige Aufmerksamkeit schenkte. Er entpuppte sich schliesslich Anfang 2007 als BRUSTkrebs. (Blog: "Vor zwei Jahren") Heute sind seit meiner Erkrankung bereits drei Jahre vergangen. Ein Leben mit ups and downs. Ich habe inzwischen mit und (oder trotz) Krankheit vieles erlebt. Mein Leitmotiv "Träume leben und nicht aufschieben" konnten mein Mann und ich u.a. in einer Reise nach Japan verwirklichen. Das macht mich stolz und glücklich!

Nicht minder stolz und glücklich bin ich darüber, meinen Liebsten an meiner Seite zu haben, der mich in vieler meiner Bestrebungen und Unternehmungen tatkräftig unterstützt und bekräftigt.
Und was täte ich ohne meine FreundInnen und BRUST-freundinnen? Sie sind für mich von unschätzbaren Wert und beflügeln mich immer wieder von Neuem, sei es in gemeinsamen Gesprächen oder Unternehmungen. "Meine" Ärztinnen und Pflegefachfrauen geben mir den nötigen medizinischen Halt.
Alle verdienen ein Xmas-Dankeschön!

Ich hoffe, dass ich mit meiner Willenskraft und der Unterstützung all jener, die treu an meiner Seite stehen, noch lange mit Krebs eine wunderbare Zukunft haben werde.
 
Die Zukunft in der Nudelsuppe lesen, Japan 2009
Foto: Beat Zgraggen







Sonntag, 20. Dezember 2009

Wallungen

Es ist kaum eine Woche her seit ich mit der abendlichen Einnahme von Fermara® begonnen habe und schon kriege ich wieder vermehrt meine vertrauten nächtlichen Wallungen und Schlafstörungen. Mitten in der Nacht erwache ich durchgeschwitzt und es scheint mir, dass aus jeder meiner einzelnen Pore unendlich viel Wärme strömt. Reflexartig schlage ich dann jeweils die Decke zurück um mir die nötige Kühlung zu verschaffen. Doch kaum hat sich meine Körpertemperatur abgekühlt, kräuselt sich meine Hautoberfläche zu "Hühnerhaut" und mir ist fürchterlich kalt. Dann ziehe ich mir die Daunendecke wieder bis über beide Ohren um mich wieder aufzuwärmen zu können. Dieses Wechselspiel von Warm zu Kalt kann sich während einer Nacht noch ein- bis zweimal wiederholen.
Am Morgen fühle ich mich schlaff, mich wundert das nicht! Zudem schmerzen meine Knochen und ich habe das Gefühl, ich müsste jedem einzelnen Knochen erst Öl ins Getriebe leeren, um "leichtfüssig" aus dem Bett steigen zu können.
Während des Tages erlebe ich das Wechselspiel der Wallungen meist in umgekehrter Reihenfolge von Kalt zu Warm. In diesem Fall ziehe ich mir Schicht um Schicht über, bis mir plötzlich unheimlich warm wird und sich in meinen Körper ein neuer Hitzeschub ankündigt, der mich blitzartig meine Schichten wieder entledigen lässt...
 
Foto: P. Rist






Sonntag, 13. Dezember 2009

Schön, ich bin wieder da!

Letzten Sonntag am ersten Advent war der Himmel grau, ein Tag um zu verhängen. Gemeinsam mit Freundin M. sinnieren wir einen Nachmittag lang bei einem Grüntee über dies und das und erzählen von unserer Japanreise. Dabei vergeht die Zeit im Fluge.
Als mein Liebster und ich schliesslich in Richtung Neumarkt ("Theater fürs Establishment") aufbrechen, sind wir bereits zu spät, um pünktlich in die Vorstellung "Sterben lernen!— Herr Andersen stirbt in 60 Minuten" von Christoph Schlingensief zu gelangen. Aber wir haben Glück und können uns noch kurz vor dem Kunsthaus der feierlich-andächtigen Prozession von Akteuren und Publikum anschliessen, die sich in Richtung Schauspielhaus bewegt.
Es wird ein intensiver Theaterabend, trotz verpasstem ersten Teil. Schlingensief konfrontiert uns mit philosophischen und eigenen Zitaten zum Thema "Sterben lernen", mit stimmigen Szenen, Bildern und Tönen. Der (krebskranke) Regisseur sprüht vor Energie inmitten seiner Akteure und seiner Inszenierung, brillant. Ich tauche ab und ein — mit meinem Gehör und meinen Augen!
Nach der Vorstellung bin ich unendlich glücklich und begeistert. Ich fühle und denke mir: "Schön, ich bin wieder da! Jetzt, in diesem Moment!"
Denn mein Körper hat für einmal wieder Pause, Chemotherapiepause, und erholt sich tagtäglich und lässt mich wieder mit Energie und Ausdauer am Leben teilhaben.

In dieser Woche fügte sich eine Perle zur anderen. Der schöne Nachmittag, der Besuch im Theater, ein neues Arbeitsprojekt, gemütliche Abende mit FreundInnen, und letztendlich bin ich heute den Silvesterlauf 2009 gelaufen...
Der verloren gegangene Zustand von Normalität kehrt in mein Leben zurück. Festhalten will ich sie, diese Glücksmomente — und hoffe, dass sie mir noch lange erhalten bleiben...






Sonntag, 6. Dezember 2009

Wie heisst denn du?

Diese Woche halte ich eine kleine Packung des Medikamentes Femara® Letrozol (Aromatasehemmer) in den Händen, die ich äusserst genau studiere. (Wobei ich erwähnen möchte, dass ich den Beipackzettel, wegen der Nebenwirkungen vorerst bewusst ignoriere. Es geht mal nur um Äusseres!)
Nun, die Verpackung von Femara® Letrozol ist: pink, rosa, weiss, aubergine. Optisch und farblich also eindeutig weiblich kodiert, für meinen Geschmack aber eher altbacken.
Genau so altbacken kommt der Schriftzug im Retrodesign der Fünfzigerjahre daher: Poesiealbum-Ästhetik lässt grüssen.
Mit der im Schriftzug integrierten rosa "Pink Ribbon"-Schleife ist zumindest zweifellos klar, dass die Zielgruppe der Brustkrebspatienten gemeint ist. Das "Pink Ribbon" ist aber mehr als "nur" eine rosa Schleife. Es ist das internationale Zeichen der Solidarität mit Brustkrebspatientinnen und Ausdruck der Hoffnung auf Heilung. Dieser Symbolkraft bedienen sich nun auch die Werbestrategen der Herstellerfirma Novartis, indem sie das Anfangs-f als rosa Schleife gestalten. Hoffnung mit Femara® Letrozol!

Betrachte ich das Wort "Femara", erkenne ich unschwer die Abkürzung Fem = feminin, weiblich. Aber was hat es mit dem zweiten Wortteil "ara" auf sich?
Ist "ara" eine neues Kürzel für Aromatasehemmer? Oder ein Kürzel für einen bestimmten Wirkstoff? Vielleicht gar ein Hinweis für auf die Farbe der Filmtabletten? Gelbbrustara, der Papagei mit der gelben Brust, denn gelb sind auch die Tabletten...
Nein, ich werde nicht vollumfänglich schlau aus dem Namen Femara®. Aber trotzdem klingt er weiblich (die Endung a)!

Jetzt aber doch zu den Nebenwirkung: Weil es bei der Einnahme von Femara® oft zu Gelenkschmerzen kommen kann, haben mir meine Ärztinnen vorgeschlagen mit der Therapie erst in einer Woche zu beginnen. Nachdem ich den Silvesterlauf in Zürich gelaufen bin - also ohne "Nichtsteroidaler Aromatasehemmer".