Sonntag, 28. März 2010

Fallgrube

Da ist es wieder, dieses Gefühl, es bliebe keine Zeit um zu verschnaufen, innezuhalten und auf die Signale meines Körpers zu hören.
Diese Woche bescherte mir meine Agenda tagtäglich neue Aufgaben und Termine die erledigt werden mussten. Ich liebe meine Arbeit und meine Freundinnen so sehr, dass ich manchmal dabei vergesse, mit meinen Ressourcen sorgsam umzugehen. Ende dieser Woche war ich ziemlich erledigt, aber auch zufrieden — das könnte eine Fallgrube sein...
Denn spätestens seit meiner Erkrankung gilt für mich, mir den Stress besser vom Leibe zu halten!

So stellte sich mir die Frage: was, wenn sich von neuem der Stress ganz still und leise durch eine Hintertüre in mein Leben zurück schleicht? Wie finde ich die richtige Balance zwischen Leben, Arbeit und meiner Krankheit ohne in altbekannte Muster zu fallen?
Terminstop!
Ich will schliesslich nicht so enden:
Karôshi — Tod durch Überarbeitung

Die Schweiz in fünfzig Jahren von F. Canonica und D. Iselin, im "Das Magazin, N°12"






Samstag, 20. März 2010

Was ich sehe wenn ich renne!

Immer wieder werde ich gefragt, ob es mir während des Rennens überhaupt möglich sei, meine Umwelt wahrzunehmen oder ob ich mit dem so genannten "Tunnelblick" unterwegs sei.

Glücklicherweise nehme ich während des Trainings die Dinge, die um mich geschehen, immer noch wahr. Gerade jetzt, wenn sich endlich mit den zaghaft steigenden Temperaturen das Frühlingserwachen bemerkbar macht! Ich renne durch die Stadt — Fassade reiht sich an Fassade - bis ich schliesslich aus der Stadt heraus in die Natur renne. Kleine Beobachtungen schreiben sich in meinem visuellen Gedächtnis ein.

Vorgestern bin ich einen kurzen Lauf gerannt und habe versucht, einige dieser Beobachtungen mit der Kamera einzufangen. Eine Schablonensprayerei, ein Graffiti, Vogelbeeren, Krähen die meinen Weg kreuzen, Huflattich, die ersten Frühlingsboten am Wegesrand. Auch das graue Kissen (siehe blog: Psychohygiene vom 01. Februar 2009) baumelt immer noch am selben Baum in luftiger Höhe als wäre es eine Art Sinnbild für mein Leben, das sprichwörtlich an einem goldenen Faden, respektive am Tropf der Infusion hängt und hängt...

PS: Nach einem weiteren Herzecho in der Kardiologie meinte Doktor K., dass sowohl meinem nächsten medikamentösen als auch meinem sportlichen Lauf nichts im Wege stünde. Glücklich pocht mein Herz weiter von Herzecho zu Herzecho und von Marathon zu Marathon!





Sonntag, 14. März 2010

Ich, die Läuferin

Obwohl ich mich nach wie vor als Schlaftablette fühle, versuche ich meine regelmässigen Lauftrainings einzuhalten und so meiner Müdigkeit etwas Aktivität entgegen zu halten.
Diese Woche bescherten mir die winterlichen Verhältnisse mit Dauerschneien einen zusätzlichen trainingsfreien, schläfrigen Tag. Dafür waren die kommenden Jogs umso Kräfte zehrender. Mit höchster Konzentration, um mögliche Fehltritte zu vermeiden, stapfte und glitt ich vorsichtig Kilometer um Kilometer durch Schneematsch und eisige Flächen der Sihl entlang. Einen Fehltritt kann und will ich mir vor Saisonbeginn nicht leisten, er würde meine Laufträume jäh zunichtemachen...

Während des heutigen Trainings habe ich mich dazu entschlossen auch dieses Jahr am Zürcher Marathon teilzunehmen, obwohl meine momentanen Trainingszeiten nicht sehr berauschend sind. Ich schätze, dass ich meine Kräfte über die 42195m taktisch gut einteilen muss, um überhaupt das Ziel erreichen zu können...
Viele Gleichgesinnte haben sich bereits für den Zürcher Marathon 2010 angemeldet. Sie rennen für den LCZ, für cityrunning.ch, für Sieben Zwerge, für wasimolo und und oder eben in eigener Sache.
Auf meiner Anmeldung steht auf jeden Fall: "running with cancer"






Sonntag, 7. März 2010

Ich, die Schlaftablette

Ich esse Bananen, Ananas, Orangen, Birnen, Äpfel, Kiwi, Tomaten, Rüebli, Blumenkohl und andere gesunde Biokost. Ich bewege mich gerne und ausgiebig in der Natur, denn das stärkt meine allgemeine und körperliche Befindlichkeit als "chronisch Kranke".
Seit ich aber Femara einnehme, fühle ich mich am Morgen trotz der regelmässigen Vitamin- und Frischluftzufuhr wie eine wandelnde Schlaftablette!
Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Bei Medikamenten sind das gleich mehrere in Form von unliebsamen Nebenwirkungen. Auf der einen Seite beschert mir das Medikament zu meiner Freude ein sinkender Tumormarker, aber zu meinem Verdruss eine lähmende Morgenmüdigkeit.

Wenn der Radiowecker mich unsanft und unerbittlich aus den Träumen holt, fühle ich mich, als hätte mir jemand mit einem Gummihammer auf den Kopf geschlagen. Das kann es doch wohl nicht sein, dass ich mich nach zehn Stunden Schlaf wie betäubt und erschlagen fühle! Bewegungsunfähig nehme ich die Welt um mich wahr. Mein Hirn sendet Impulse wie "Aufstehen" an meinen Bewegungsapparat, der wiederum ächzt unmissverständlich und bleibt bleiern liegen. Dann übe ich mich in der "Langsamkeit des Seins" und kuschle mich eine weitere Stunde oder mehrere Stunden unter die Decke der lähmenden Müdigkeit...
An die unruhigen Nächte, in denen ich immer wieder von Hitzewallungen geplagt erwache, daran habe ich mich inzwischen widerwillig gewöhnt. Aber an die lähmende, zeitraubende Morgenmüdigkeit kann ich mich einfach nicht gewöhnen, denn sie bringt meinen Zeitplan für den Tagesablauf schrecklich durcheinander!