Sonntag, 25. September 2011

Pulsierend

Wenn ich am Morgen den Schlaf nicht mehr finde und von draussen noch keine Geräusche des Arbeitsalltages an meine Ohren dringen, kann ich das Blut in meinen Ohren pochen hören.
Es jagt mit hoher Geschwindigkeit durch die Adern meines Gehörganges. Als Schlusspunkt noch einen lang anhaltenden, pfeifenden Ton, der dem ganzen Spuk ein Ende setzt. Beängstigend und zugleich beeindruckend!

Wenn schliesslich der akustische Alltag erwacht, werden diese feinen Wahrnehmungen aus meinen Hirnwindungen verdrängt und vorübergehend vergesssen. Dann lasse ich akustische Signale aus meinen Erinnerungen aufkeimen, die sich dann mit denen des aktuellen Tages vermengen...

Wie war das damals vor zwei Jahren in Tokio?
Die Dauerberieselung zwitscherte von überall her, es piepste und fiepste oder eine für uns nicht verständliche Anweisung an die Menschenmasse wurde verlesen. Dazu das Gekrächze der schwarzen Raben (echte Raben!), die überall in dieser Stadt herum kreisten. Und dann war es auch wieder mal ganz ruhig.
Und in New York, vor einem Jahr?
Die unterschiedlichen "Lalülalos" und das Gehonke und Gehupe hörten sich in den Häuserschluchten New Yorks irgendwie phantasielos an. Aber der Verkehrslärm der Stadt schlief nie...

Es stellt sich mir die Frage, ob ich diese Geräusche in meinem heutigen Zustand orten und verarbeiten könnte.
Aber dann ziehe ich mir einfach ziemlich kleinlaut mein Pfulmen noch einmal über den Kopf und gönne meinen Hirn- und Gehörgängen noch eine Extraportion Ruhe...

Foto: B. Zgraggen






Sonntag, 18. September 2011

Herbstbeginn

Mit einem gemeinsamen, unvergesslichen Festessen mit FreundInnen zelebrierten wir den Auftakt in einen hoffentlich üppigen Herbst 2011!

Seit Dienstag nehme ich Dexamethason ein, ein Cortisonpräparat, das ich bereits vor zwei Monaten während der Bestrahlung eingenommen habe. Diese Pillen sollen die Anschwellungen in meinem Kleinhirn soweit zurückgehen lassen, dass ich am Morgen schwindelfrei aus dem Bett steigen kann.
Es freute und stimmte mich zuversichtlich, dass ich mich vorerst problemlos aus der Horizontalen in die Vertikale bewegen konnte. Bewegungsfreiheit! Dann aber begann die mir bekannte Übelkeit und Appetitlosigkeit. Was ist nun das kleinere Übel?

Während der vergangenen zwei Monate habe ich mir so oft die Frage gestellt, wo meine Lebensqualität beginnt und schliesslich ihr Ende nehmen wird... Aber darauf habe ich keine schlüssige Antwort gefunden.

Meine Trainingsläufe der letzten Jahre waren so intensiv, dass ich jede Steigung und Neigung, jeden Stock und Stein, jedes Käuzchen und jeder Nistkasten kannte wie meine Westentasche.
Jetzt, wo der Herbst seine ersten Vorboten zeigt und sich das Laub lichtet, renne ich in meinem Kopf die Trainingsstrecken und laufe mit meinem Stock über den knisternden Laubboden mit seinen Steigungen und Neigungen in eine ungewisse Zukunft...






Sonntag, 11. September 2011

Traumzeit

Ich verbringe meine Zeit schlafend und träumend im Bett und hoffe auf bessere Zeiten...

Im Traum reiht sich vor meinen Augen Hirn an Hin aneinander, präsentiert auf farbigen Kissen in türkis, gelb, grün und pink... Ich frage mich, welches Hirn wohl zu meiner momentanen Tagesverfassung passen würde? Mal im Schwindel, mal taumelnd. Es fällt mir nicht leicht, mich für ein einziges davon zu entscheiden.



Auf meinem Kopf wächst frischer Haarflaum. Es zeichnet sich eine neue Kopf-Landschaft ab. Im Traum kann ich meine Hirnmetastasen mal da und dort aufleuchten sehen, wie kleine Glühwürmchen auf einer satten Sommerwiese, ein Sommernachtsalptraum...




Sonntag, 4. September 2011

Auszeit

Ich gönne mir und meinem traumatisierten Hirn viel Schlaf und eine Blogauszeit!