Samstag, 24. Oktober 2009

Von Bridgestone to Onsen

Halbzeit in Japan!
Wir fahren in den komfortablen Zügen der JR von einem Ort zum andern. Laufen Kilometer um Kilometer durch Japans Strassen.
Augenfutter! Und manchmal landen wir in einer Stadt "inmitten von nix". Wäre da nicht eine Eingeborene, die sich den vermeintlich verirrten Touristen an einem Fussgängerstreifen annimmt und ihnen kichernd, auf japanisch gestikulierend einige Erdnussdrops schenkt.
Es sind die unscheinbaren kleinen Dinge, an denen wir uns erfreuen. Dieser Abstecher nach Kurume (Herkunft der Bridgeston-Pneus) wird uns bestimmt in Erinnerung bleiben.

Reisen macht müde und so gönnen wir eine Auszeit auf dem Land. Zwei Tage entspannen beim "Onsen", dem Baden in heissen Quellen. Im Sanga Ryokan in Kurokawa Onsen werden wir zuerst neu eingekleidet. Fortan bewegen wir uns in einer Yukata und mit Holz- und Strohschuhen. Wir lassen uns kulinarisch verwöhnen und geniessen die heisse Quelle im eigenen Steinbad.
Obwohl mir in Japan die Menschen sehr umsichtig und diskret begegnen, hält mich meine Einbusigkeit davon ab im Frauenbad zu baden. Ich fühle mich unsicher und gehemmt. Darum bin ich sehr glücklich, dass wir uns den Luxus eines "private bath" gegönnt haben.






Sonntag, 18. Oktober 2009

Lost in Translation

Arigato gozaimasu = vielen Dank:
Es geht mir gut und wenn es mir mal nicht so gut geht bin ich mit meinen kleinen Pillen bestens bedient!
konichiwa = guten Nachmittag:
Die Zeit vergeht im Fluge und nach einer wunderbaren Woche in Kyoto befinden wir uns seit Samstag in Hiroshima.
Konbanwa = guten Abend:
Das sind einige wenige japanische Worte, die sich nach zwei Wochen langsam in meinem Gedächtnis einbrennen. Grösstenteils nehme ich die Sprache aber als unverständliche Silben wahr.
Wir schlagen uns mit Englisch oder Zürichdeutsch bestens durch das japanische Alltagsleben. Hauptsache aber: immer schön lächeln und offen bleiben...
Ein bisschen "Lost in Translation", eben!
Und wenn die Kommunikation mal nicht funktioniert helfen wir uns mit Papier und Bleistift und machen eine kleine Zeichnung. Das funktioniert ausgezeichnet im Land der vielen Zeichen!
Sayonara, itensai!
Auf Wiedersehen, bis später!






Dienstag, 13. Oktober 2009

Tokyo

Viel in der U-Bahn unterwegs. Stille, kein Drängeln beim Einsteigen. Die Köpfe stecken über den Mobildisplays oder es wird mit Vorliebe während der Fahrt geschlafen. Nur die Stimme aus dem Off, die sich bedankt und die nächste Station ankündigt...
So ruhig mir hier die Menschen in gewissen Situationen auch erscheinen der Soundpegel in den Geschäften ist schrill, laut und manchmal werden die Gehörgänge arg strapaziert! Freundlich, schrill und farbig ist das Leben in Tokyo. Obwohl wir kein Japanisch verstehen und viele JapanerInnen, wenn überhaupt, nur wenig Englisch sprechen, begegnen wir uns gegenseitig offenherzig.

Dann kommt Taifun Melor und lässt die Tokyoterinnen farbige Gummistiefel tragen. Transparente und andere Schirme prägen das Stadtbild.
Bevor man ein Geschäft betritt stülpt man dem Schirm eine Plastikhülle über. Manchmal erledigen das auch sonderbare Maschinen für die Schirmbesitzer.
Man kann den Schirm aber auch sorglos im Schirmständer oder in einem Schirmschliessfach deponieren — der Schirm wartet an Ort und Stelle auf seine Besitzerin.

Der Taifun beschert uns eine unfreiwillige Reiseplanänderung. Kamakura ist wegen des Taifuns mit dem Zug nicht errreichbar. Der grosse Buddha von Kamakura, genannt Daibutsu, will uns an diesem Tag einfach nicht empfangen, wie mein Liebster meint...
So sitzen wir mit vielen (schlafenden) JapanerInnen im stehenden Zug. Auf dem Bahnsteig geschäftig umher zirkulierende Zugsbegleiter, aus den Lautsprechern für uns unverständliche wiederkehrende Durchsagen – Stillstand. Wir warten weiter.


Am nächsten Tag strahlender Sonnenschein. Jetzt sind wir bereit für den Daibatsu und die vielen Tempel und Schreine!







Sonntag, 4. Oktober 2009

Nimotsu*

Die kleinen Berge von Unerledigtem sind nun abgetragen. Die Reiseutensilien sind in unserem Gepäck verstaut. Wir reisen im XS Format: je ein kleines Handgepäck und je ein kleines Gepäckstück zum Aufgeben. Eigentlich könnte unsere Reise bereits heute schon beginnen.
In meinem Atelier gibt es neuen Freiraum: leere Tischflächen, die von unseren beiden Katzen genüsslich in Beschlag genommen werden. Da und dort (aber immer woanders) erheben sich pelzige, atmende Berge. Selbst der Abfalleimer wird okkupiert. Frei nach dem Motto: Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse..
.

So bleibt uns heute noch viel Zeit, um mit M. zusammen im Piazza am Idaplatz ein letztes Mal einen Latte Macchiato zu schlürfen und in die herbstliche Sonne zu blinzeln.
Unserer Freudin M., die während unserer Abwesenheit zusammen mit unseren Katzen in unserer Wohnung leben wird, schon vorab vielen Dank oder eben auf japanisch arigatô gozaimasu!

Nur ein Berg wäre noch zu erwähnen, der irgendwo ziellos als Sorge in meinem Kopf umherirrt:
Der Buchstabenberg, abgefasst in einem Bericht mit Sichtweisen und Deutungen des CTs und des Röntgens von letzter Woche. Dieser Bericht spricht teilweise eine andere Sprache als der "unspezifische" sinkende Tumormarker! So trage ich den Bericht huckepack mit mir herum und halte mich aber an den guten Werten des Tumor Markers fest und hoffe, dass die in Japan neu gewonnenen Eindrücke "meinen Berg" vorübergehend im Dunstkreis von Zeit und Reisefreude verblassen lässt... Nächstes Mal aus Tokyo!

 
*Gepäck