Mittwoch, 30. November 2011

Neuigkeiten aus dem Laufstall

Meinen letzten Lauf des "ZüriLaufCups" bin ich im Juni gerannt. Kurz darauf wurde meiner Laufsaison durch die auftretenden Metastasen im Hirn jäh ein Ende gesetzt. Schweren Herzens musste ich von einem Tag auf den andern auf die geliebten Lauftrainings und die zukünftigen Veranstaltungen verzichten.
Gut sechs Monate später erreicht mich heute Mittwoch mit der Post die abschliessende Rangliste des ZüriLaufCups 2011. Zu meinem Erstaunen und meiner Freude belege ich in der Kategorie W50 von insgesamt 52 Läuferinnen Rang ZWANZIG - und das mit nur 4 von 12 möglichen Läufen! Das beflügelt mich und hilft mir, gelassen und zuversichtlich die Resultate des CTs von gestern abzuwarten...

Ich bedanke mich bei meinem "Coach": Mein Liebster stand mir bei jedem Wetter zur Seite. Und dann bedanke ich mich natürlich ganz herzlich auch bei meinen treuen "Fans", die mich jeweils an der Strecke angefeuert haben.

Siehe blogs vom 10. Juli 2011 und vom 8. Oktober 2011







Sonntag, 27. November 2011

Glatzkopf

Seit gut fünf Monaten bin ich ohne Haare. Ein Glatzkopf! Auf meinem Kopf gibt es kaum sichtbare Hinweise darauf, dass sich daran in Kürze was ändern wird.
Hat die Bestrahlung meines Hirns meinem Haarwuchs so zugesetzt, dass meine Haarfollikel* geschädigt worden sind?
Vermutlich ja, denn fast mein ganzer Kopf lag im Strahlengang. Und die Strahlendosis war relativ hoch! Ich habe mich erkundigt: In meinem Fall kann es bis zu einem halben Jahr dauern, bis wieder ein erkennbarer Haarwuchs einsetzt.
Nun, fast mein ganzer Kopf lag im Strahlengang. Ein kleines Stück Kopfhaut im Nacken wurde verschont. Dort wächst still und leise ein Büschel Haare.

Fast haarlos zu sein ist für mich das kleinste Problem aller Problemchen...
Ich werde gut ausgerüstet mit Tüchern und Mützen (aber ohne Perücke!) erhobenem Hauptes durch den Winter stapfen... (siehe unter Kopfbedeckungen auf http://www.meinbrustkrebs.net)


*Der Haarfollikel ist der Produktionsbereich des Haares in der Oberhaut. Hier erfolgt die Zellbildung und Nährstoffversorgung der Haare.






Samstag, 19. November 2011

Dylan Revisited

Am Bob Dylan Konzert vor einem halben Jahr wurde mir erstmals bewusst, dass ich beim Gehen Gleichgewichtsstörungen hatte: Ich steuerte in die eine Richtung und torkelte in die andere Richtung.
Kurz darauf die Diagnose, dass sich in meinem Kleinhirn Metastasen gebildet haben. Anlass, mit dem Schlimmsten zu rechnen. Ob ich mich jemals wieder erholen würde, stand in den Sternen... Mir schien es unvorstellbar für die nahe Zukunft Pläne zu schmieden.
Dann wurde für den November 2011 ein Doppelkonzert mit Bob Dylan und Mark Knopfler in Zürich angekündigt. Mein Liebster kaufte Tickets und meinte trotzig, er würde mich auch im Rollstuhl ins Konzert karren. Denn: Es sei schliesslich so, dass wir seit 2002 Dylans Konzerte besuchen, Krankheit hin oder her.

Am Mittwoch war es dann soweit. In äusserst stabilem Zustand - nicht mit Rollstuhl, aber sicherheitshalber mit meinem Stock ausgerüstet - kam ich in den Genuss eines eindrücklichen Auftritts des "Grand Senior" und seiner starken Band.
Nach der Hälfte des Sets konnte uns nichts mehr auf unseren Sitzplätzen halten. Mit vielen anderen stürmten wir von den hinteren Rängen nach vorne, um möglichst nahe am Geschehen zu sein. Es hat sich gelohnt!

Jetzt heisst es wieder einmal für mich:
Auf bald hoffentlich, bis die "Never Ending Tour" wiederkehrt!


Die "Never Ending Tour" 2011 in Zürich (siehe auch blog's: "Bobster" vom 19. April 2009, "Bobster 2010" vom 20. Juni 2010, "Schwindelerregend" vom 2. Juli 2011)






Sonntag, 13. November 2011

Ohne Stock

Seit anfangs November kann ich ohne Stock längere Spaziergänge unternehmen. Ich bin stolz auf meine wiedergewonnene "Freiheit"! Doch nach einer solchen Unternehmung bin ich jeweils sehr müde. Meine Ressourcen sind dann aufgebraucht. Um wieder zu Kräften zu kommen, lege ich am nächsten Tag jeweils einen Ruhetag ein. Diese Methode hat sich bisher gut bewährt.

Wenn ich ohne Stock auf den den Spazier- und Wanderwegen unterwegs bin, ist genügend Platz und Zeit, um den entgegenkommenden Spaziergängern auszuweichen. An belebten Orten, wo unzählige Menschen aus verschiedenen Himmelsrichtungen meinen Weg kreuzen, verlasse ich mich jedoch nach wie vor auf meinen Stock. Denn immer noch werde ich öfters von anderen Passanten ruppig aus meiner Bahn geworfen. Da hilft der Stock (oder der Arm meines Liebsten) meine Balance wieder zu finden. Ich erinnere mich wehmütig an die Menschenmassen in Japan, die sich geschäftig fortbewegten - ohne jegliche gegenseitige Berührung!

Weil mein Zustand seit einiger Zeit recht stabil ist und Anlass zur Freude gibt, wurde die Medikamentendosierung des Tyverb (Lapatinib), um die täglichen Einnahme einer Tablette erhöht...

Irgendwie hat mich oder habe ich mein Leben soweit wie möglich zurückgewonnen.






Sonntag, 6. November 2011

Schrott-Teile

Ich kenne Angstgefühle vor dem Krebs und die damit verbundene Ungewissheit, was der Krebs mir in der Zukunft noch alles bringen wird. Oft begegne ich der Angst in Träumen...

So geschehen diese Woche. Ich träumte, ich lag in meinem Bett und entdeckte unter meiner Bauchdecke eine kleine Ausbuchtung, die sich beliebig in alle Himmelsrichtungen bewegen liess.
Ah, hab' ich dich, du elende Metastase, so leicht entwischst du mir nicht, fuhr es mir blitzschnell durch den Kopf. Durch eine Öffnung oberhalb meines Bauchnabels, die einem Nasenloch glich, grabschte ich mit meinen Fingern nach der unliebsamen Metastase. Kaum hatte ich die erste aus meinem Bauch gefischt, folgte eine um die andere und sie alle purzelten auf die Bettdecke...
Die vermeintlichen Metastasen entpuppten sich aber plötzlich als unbrauchbare Schrott-Teile.
Die Entrümpelung meines Bauches nahm erst dann ein Ende, als ich erschöpft aus meinem Traum erwachte und in die Augen unserer Katze blickte, die schnurrend auf meinem Bauch lag und ihre Tatzen mit spitzen Krallen in das Pfulmen gleiten liess...

Ansonsten verlief die Woche äusserst schön und angenehm!