Samstag, 24. Januar 2009

Lesen Sie Zeitungen?

Ich liebe es tagtäglich in Tageszeitungen zu lesen. Ich bin lesehungrig nach dem was, wie und wo in der grossen weiten Welt alles passiert. Seit meiner erhaltenen Diagnose von vor zwei Jahren mag ich die Rubrik WISSEN besonders gerne. Da findet sich viel sinniges wie auch unsinniges rundum das Thema Krebs. Es vergeht kaum eine Woche ohne dass nicht eine Kurzmeldung zu einer der neusten wissenschaftlichen Studien erscheint. Aber auch andere Rubriken sind eine wahre Fundgrube von Krebsneuigkeiten! Interessante und zuweilen auch absurde Zeitungsbeiträge sammle ich und sie landen in einer Archivschachtel zur Aufbewahrung.

Kauen sie Kaugummi?
Als mir vor zwei Jahren meine linke Brust entfernt wurde, bin ich auf die absurde, amüsante Meldung über den japanischen Brustkaugummi gestossen. Was wäre, wenn ich mir die amputierte Brust einfach wieder linksseitig ankauen, respektive gross kauen könnte?!






Mittwoch, 14. Januar 2009

Mittwochsneuigkeiten

Auch in meinen Knochen haben sich die Metastasen nicht weiter ausgebreitet, sagt der Untersuchungsbericht des Röntgologen. Weil es mir zur Zeit gut geht, meint mein Onkologe, sollten wir den Tumormarker bis auf weiteres als unspezifisch erachten. Trotzdem, meine (guten) ÄrztInnen und ich sind auf der Hut. Ich und meine Krebszellen und meine Metas werden stetig beobachtet und gut betreut, so dass sie hoffentlich noch lange in Schach zu halten sind!





Donnerstag, 8. Januar 2009

Davongekommen

Heute steht eine CT-Untersuchung auf meinem Tagesprogramm. Es ist keine routinemässige Untersuchung. Es ist eine medizinische Folgemassnahme, die auf meinen während Monate kontinuierlich angestiegenen Tumormarker zurückzuführen ist. So unspezifisch ein Tumormarker auch sein mag, bei meiner medizinischen Krankengeschichte ist eben Vorsicht geboten. Diese erhöhten Werte lassen sich weder durch eine Infektion noch evtl. gemachten Fehler bei der Laboranalyse erklären. Meine ÄrztInnen meinen, dass es sich um eine mögliche Ausbreitung von Metastasen in meinen Organen handeln könnte. Es ist alles oder nichts möglich. Dabei fühle ich mich im Moment wirklich gut! Natürlich leide ich unter Rückenschmerzen, die manchmal ganz schön nerven, die ich aber mit Schmerztabletten unter Kontrolle halten kann. Je näher der Termin des CT auf mich zukommt desto ruhiger und gelassener werde ich. Denn mein Credo gilt auch für diesen Augenblick: Es ist wie es ist!
 
Ich sitze auf einem Stuhl in einer mit einem blauen Vorhang abgetrennten Kabine. In dem Spital-obligaten weissblauen geschlitzten Nachthemd. Im CT-Untersuchungszimmer wird mir ein 3.5 dl-Pappbecher mit einer Flüssigkeit zum trinken gegeben, so dass sich mein Magen auffüllt und keine „Falten“ wirft. Auweia, meine arme Blase! Dabei habe ich bereits zwei Stunden zuvor einen halben Liter Tee mit Telebrix (Röntgenkontrastmittel) in mich hineingeschüttet. Bei 2 dl intus gebe ich jetzt auf. Dann liege ich auf der Liege des CT-Gerätes, die Infusionsnadel, durch die noch mehr Kontrastmittel gespritzt wird, sitzt in einer Vene meines rechten Armes. Der Laser des Röntgengerätes ist positioniert. Die Untersuchung kann beginnen. Aus dem Lautsprecher ertönen die Atmungsbefehle der Röntgenassistentin: Ausatmen, einatmen, die Luft anhalten, jetzt wieder normal atmen...Röntgenröhre und Detektoren rotieren um meinen Körper. Noch mehr Kontrastmittel: Die Wirkung ist mir bereits bekannt. Ich kann fühlen, wie es wusch, wusch durch meine Blutbahnen saust und die rasante Fahrt mit einem abrupten, Wärme ausstrahlenden Stop in der Blase endet, so dass man das Gefühl hat, in die Hose gepinkelt zu haben... Dann rotieren Röntgenröhre und Detektoren weiter um meinen Körper, bis die Untersuchung beendet ist. Schneller als ich es in Erinnerung habe, ist der Spuck vorüber. Nach einer ersten Grobdiagnose ist klar: Keine Auffälligkeiten in den Organen. Über meine Knochenmetastasen kann der Arzt noch nichts genaueres sagen, da er die neuen Bilder erst mit den alten Bilder vergleichen muss. 

Am kommenden Mittwoch werde ich von meinen ÄrztInnen in der Maternité die definitive Diagnose erfahren. Danke, ich bin jetzt schon ziemlich happy darüber, dass nichts „Aussergewöhnliches“ in den Organen zu finden ist! Uff, keine Metas, keine unliebsamen Tumorableger trotz erhöhtem Tumormarker!
Als ich das Spital verlasse, hängt über der Stadt eine dicke Nebeldecke. Es ist eisig kalt wie zuvor. Doch mir ist wohlig warm ums Herz, denn wieder einmal bin ich davongekommen...



 

Sonntag, 4. Januar 2009

Vor zwei Jahren

Rückblick: Weihnachtszeit 2006, Zeit um zu entspannen, Zeit um seinem eigenen Körper die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Vor dem Spiegel betrachte ich einen geröteten Fleck auf meiner linken Brust. Die Hautoberfläche glüht von innen nach aussen. Diese gerötete Hautveränderung begleitet mich schon einige Wochen. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass sie sich zurückziehen und verschwinden möge. Ich will mir keine Zeit für unliebsame Wehwehchen an meiner Brust gönnen. Doch in meinem Kopf purzeln die Worte wie: Tumor, Geschwür, Krebs, Tod, wild durcheinander. Dieser Wörtercocktail bekommt mir nicht gut und bereits im alten Jahr wusste ich, dass dieser „Fleck“ weder mit guten Gedanken noch durch Tee trinken verschwinden wird. Ich durchforsche das Internet mit den Suchbegriffen Brust, Rötung, Entzündung, Krebs. Dieser Informationscocktail ist nicht minder explosiv! Mir wird schnell klar, dass ich umgehend medizinische Hilfe in Anspruch nehmen muss, um zu erfahren was es mit dem „Fleck“ auf sich hat. Am 11. Januar 2007 ist es soweit. Es ist der erste Termin in der Brustsprechstunde in der Maternité des Triemli Spitals Zürich. Die Betreuung der zuständigen Ärztin ist kompetent und liebevoll.
Aber: Es ist, als wäre ich auf eine Tretmine getreten. „Scheisse“ ist das erste Wort, das mir nach der Ultraschalluntersuchung, welche einen nussgrossen Knoten zu Tage bringt, über die Lippen wetzt. Jetzt muss ich mir die Zeit nehmen, die ich mir bis anhin nicht gegönnt habe. Ausnahmezustand! Ich drehe meine Runden auf der Achterbahn der Gefühle. Es folgen zahlreiche Untersuchungen bis schliesslich zwei Wochen später, Ende Januar, die endgültige Diagnose von metastasierendem Brustkrebs feststeht. Medizinisch bin ich nun unheilbar an BRUSTkrebs erkrankt.

Heute, zwei Jahre danach, hat sich mein Leben und meine Arbeit durch die Krankheit sehr geändert. Unheilbar krank: Trotz allem ist das Leben nach wie vor lebenswert, obwohl die Krankheit allgegenwertig ist und mir manchmal auch meine Grenzen aufzeigt. Ich lebe im Jetzt, ich versuche Träume zu leben und nicht in die Zukunft aufzuschieben! Davon werde ich in diesem Blog berichten.