Donnerstag, 8. Januar 2009

Davongekommen

Heute steht eine CT-Untersuchung auf meinem Tagesprogramm. Es ist keine routinemässige Untersuchung. Es ist eine medizinische Folgemassnahme, die auf meinen während Monate kontinuierlich angestiegenen Tumormarker zurückzuführen ist. So unspezifisch ein Tumormarker auch sein mag, bei meiner medizinischen Krankengeschichte ist eben Vorsicht geboten. Diese erhöhten Werte lassen sich weder durch eine Infektion noch evtl. gemachten Fehler bei der Laboranalyse erklären. Meine ÄrztInnen meinen, dass es sich um eine mögliche Ausbreitung von Metastasen in meinen Organen handeln könnte. Es ist alles oder nichts möglich. Dabei fühle ich mich im Moment wirklich gut! Natürlich leide ich unter Rückenschmerzen, die manchmal ganz schön nerven, die ich aber mit Schmerztabletten unter Kontrolle halten kann. Je näher der Termin des CT auf mich zukommt desto ruhiger und gelassener werde ich. Denn mein Credo gilt auch für diesen Augenblick: Es ist wie es ist!
 
Ich sitze auf einem Stuhl in einer mit einem blauen Vorhang abgetrennten Kabine. In dem Spital-obligaten weissblauen geschlitzten Nachthemd. Im CT-Untersuchungszimmer wird mir ein 3.5 dl-Pappbecher mit einer Flüssigkeit zum trinken gegeben, so dass sich mein Magen auffüllt und keine „Falten“ wirft. Auweia, meine arme Blase! Dabei habe ich bereits zwei Stunden zuvor einen halben Liter Tee mit Telebrix (Röntgenkontrastmittel) in mich hineingeschüttet. Bei 2 dl intus gebe ich jetzt auf. Dann liege ich auf der Liege des CT-Gerätes, die Infusionsnadel, durch die noch mehr Kontrastmittel gespritzt wird, sitzt in einer Vene meines rechten Armes. Der Laser des Röntgengerätes ist positioniert. Die Untersuchung kann beginnen. Aus dem Lautsprecher ertönen die Atmungsbefehle der Röntgenassistentin: Ausatmen, einatmen, die Luft anhalten, jetzt wieder normal atmen...Röntgenröhre und Detektoren rotieren um meinen Körper. Noch mehr Kontrastmittel: Die Wirkung ist mir bereits bekannt. Ich kann fühlen, wie es wusch, wusch durch meine Blutbahnen saust und die rasante Fahrt mit einem abrupten, Wärme ausstrahlenden Stop in der Blase endet, so dass man das Gefühl hat, in die Hose gepinkelt zu haben... Dann rotieren Röntgenröhre und Detektoren weiter um meinen Körper, bis die Untersuchung beendet ist. Schneller als ich es in Erinnerung habe, ist der Spuck vorüber. Nach einer ersten Grobdiagnose ist klar: Keine Auffälligkeiten in den Organen. Über meine Knochenmetastasen kann der Arzt noch nichts genaueres sagen, da er die neuen Bilder erst mit den alten Bilder vergleichen muss. 

Am kommenden Mittwoch werde ich von meinen ÄrztInnen in der Maternité die definitive Diagnose erfahren. Danke, ich bin jetzt schon ziemlich happy darüber, dass nichts „Aussergewöhnliches“ in den Organen zu finden ist! Uff, keine Metas, keine unliebsamen Tumorableger trotz erhöhtem Tumormarker!
Als ich das Spital verlasse, hängt über der Stadt eine dicke Nebeldecke. Es ist eisig kalt wie zuvor. Doch mir ist wohlig warm ums Herz, denn wieder einmal bin ich davongekommen...