Sonntag, 15. November 2009

Alltag

Nach 10 Tagen hat mich das Alltagsleben wieder. Meinen Erschöpfungszustand mit Magenverstimmung und die Nebenwirkungen meiner am Montag erhaltenen Chemo habe ich mit ausgiebigem Schlafen bis Ende dieser Woche einigermassen überwunden.

Das Sozialleben findet wieder statt, über Mail, mit dem Telefon. Oder ich verbringe einen Nachmittag mit einer Freundin bei einem Latte im nahegelegenen Café, um mich mit ihr über dies und das aus den vergangenen Wochen auszutauschen...

Zum "normalen Alltag" gehört jetzt auch wieder mein Lauftraining. Nach Wochen ohne Rennen ist meine Beinmuskulatur und mein Körper rennfaul geworden und sie lassen mich dies mit jedem Schritt schmerzlich spüren. Mit Muskelkater beginne ich meine Form bei herbstlicher Stimmung wieder aufzubauen.

Auch der Gang zum Briefkasten ist ein Alltagsritual, das ich nun wieder tagtäglich erledige. Rechnungen, Postkarten, Zeitungen. Und Bittbriefe.
Wie immer vor Weihnachten buhlen viele karitative Organisationen mit Karten, Kalender, Windlichter und dergleichen um Aufmerksamkeit. So lag diese Woche ein an mich adressiertes Schreiben der schweizerischen Krebsforschung im Briefkasten. Mit dem Zitat "Ich werde nicht aufgeben, bis ich Metastasen stoppen kann." ruft die Krebsforscherin Melody Swartz zu einem Unterstützungsbeitrag auf. Als ich das lese, geht mir durch den Kopf: Tja, auch ich gebe nicht auf. Ein wenig amüsiert bin ich dann aber schon, dass ein solches Schreiben an mich als Betroffene gerichtet ist. Wie meine Daten in der Kartei der Krebsforschung gelangen konnten ist mir schleierhaft, aber man hinterlässt überall Spuren...
Apropos Spuren: die Krebsforscherin M.S. ist kein Werbegag, wie ich zuerst vermutet habe. Sie ist real und existiert, Google sei Dank! Auch die krebeskranke Bloggerin I.G. ist echt. In diesem Sinne normaler Alltag, eben!
 
Pink Ribbon, Tokyo Oktober 2009