Samstag, 9. April 2011

Tränen

Am Mittwoch, als ich die Todesanzeige meiner Triemlifreundin P. in den Händen hielt, schien ich für einen Moment die Bodenhaftung unter meinen Füssen zu verlieren. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Hinter einem dichten Schleier aus Wut und Trauer wurde mir wieder einmal schmerzlich bewusst, dass auch ich mich auf der Sackgasse "Krebs" auf ein Ende hin bewege, ein Ende, an dem es weder ein Vor- noch Zurück geben wird!

Im Januar dieses Jahres klang P. äusserst zuversichtlich. Sie schrieb mir, wie sie sich mit ihren Ärzten darauf einigen konnte, die Chemotherapie zu beenden. Sie wollte nicht mehr nur immer fremdbestimmt sein. Sie wollte ihre ganze Kraft aufs "gesund werden" verwenden. Um dem Krebs selbstbestimmt entgegen treten zu können, setzte sie sehr hohe Ansprüche an sich. Oder wie sie es formulierte: "Einfach mit Power und tiefster Überzeugung. Thats the way it is."

Sie war stets davon überzeugt, eines Tages den Krebs überwinden zu können und davon geheilt zu werden.
Obwohl mir als Pragmatikerin manche ihrer Gedanken und ihr spiritueller Umgang mit alternativen Heilverfahren fremd blieben, schätzte ich ihre positive Haltung, eines Tages einen Weg aus der Sackgasse "Krebs" finden zu können und ihren ungebrochenen Glauben an sich selbst.
Unser geplantes Frühlingswiedersehen Anfangs März wurde nun zu einem Abschied für immer.
Liebe P., ich werde mich immer an dich erinnern!

Es geht der Frühling.
Vögel weinen, im Auge
der Fische — Tränen

Haiku Matsuo Basô

(siehe blog vom 9. Mai 2010)