Sonntag, 10. Januar 2010

Schneeflocken

Am Mittwochnachmittag reise ich zusammen mit meinem Mann ins Zürcher Oberland. In einem Fachgeschäft für Laufschuhe will ich mir ein neues Paar für die diesjährige Joggingsaison kaufen. Mit zwei Paar Schuhen verlassen wir zufrieden das Geschäft. Nur das Portemonnaie jammert...
Spontan beschliessen wir, am nahe gelegenen Greifensee durch das verschneite Naturschutzgebiet zu spazieren. Bei eisiger Kälte stapfen wir durch den Schnee, dem wir knirschende Laute entlocken. Ein knorriger Baum ragt in Ufernähe aus dem Wasser. Um den Stamm versammeln sich Wasservögel auf der Suche nach Futter. Schilfhalme, durch die der Wind streicht, tragen knackende Töne in die Stille...

Am Samstag beim Neujahrslauf in Dietikon (12.1km) entlocke ich dem Schnee unter dem Druck meiner alten Laufschuhe erneut knirschende Geräusche. Doch im Pulk von anderen Teilnehmerinnen nehme ich diese kaum wahr. Vielmehr bin ich damit beschäftigt, bei Schneegestöber die optimale Linie auf schneebedeckten, teilweise matschigen Feldwegen zu finden und dabei möglichst nicht zu straucheln! Das geht in die Beine...
Trotz anstrengender Beinarbeit ist der Neujahrslauf durch die Winterlandschaft bezaubernd schön. Zudem schont die weiche Unterlage des Schnees die Gelenke beim Rennen! Im Zieleinlauf bin ich überglücklich, dass ich den Lauf auch dieses Jahr wieder geschafft habe.
Ein wenig stolz stelle ich fest, dass ich "nur" drei Minuten auf die letztjährige Zeit eingebüsst habe, obwohl ich erst seit zwei Monaten ohne Chemotherapie bin! Es scheint mir, dass sich mein Körper schnell und gut erholt hat — nur die Schmerzen sind immer noch da. Was täte ich ohne meine Schmerztabletten, den "little helpers"!?
Kaum in Zürich angekommen zieht es uns am späten Nachmittag ins Piazza, wo es zur Belohnung für die glückliche Sportlerin einen Latte und für den zufriedenen Coach ein Bier gibt!
Draussen zwirbeln die Schneeflocken immer noch vom graubedeckten Himmel...
 
Foto: Beat Zgraggen