Samstag, 1. Januar 2011

Berührungspunkte

Damals, Ende Mai 2009, schrieb ich in mein schwarzes Wachsbuch:
"Wir haben vieles gemeinsam G. und ich. Da ist einerseits der Krebs, der uns während einer Chemotherapie-Sitzung im Ambulatorium zusammen-geführt hat und anderseits gibt es bei genauerer Betrachtung berufliche und soziale Berührungspunkte, diese Begegnung war doch eigentlich längst überfällig gewesen..."

Obwohl jede von uns in einem anderen Boot mit der Aufschrift Krebs unterwegs war, verband uns noch viel anderes in diesem Leben miteinander. Irgendwann wurde aus dieser Begegnung eine Freundschaft.
G. wusste um ihre schlechte Lebensprognose und stellte sich dieser in einer bewundernswerten offenen Art und Weise.
Sie begann ihr künstlerisches Leben in Form eines Buches zu ordnen und aufzuarbeiten, zusammen mit ihrer Lebensgefährtin C., Gestalterin.

Als ich am 23. Dezember mit C. zuhause an ihrem Tagesbett sass, lag draussen Schnee. Wir verlebten eine schöne, angeregte und unterhaltsame Teestunde. Ich freute mich als ich erfuhr, dass das Buch über Gs Arbeit beinahe beendet sei und sich das Projekt in der Endphase befindet.
Als ich mich von meiner Freundin verabschiedete, bat ich sie scherzhaft, sie solle wie ich nicht den direkten Weg wählen, sondern einen Umweg mit Schlenker machen, um dem Krebs noch einmal ein Schnippchen zu schlagen. Ich ahnte nicht, dass dies ein Abschied für immer sein würde.

Gestern rief mich C. an und eröffnete mir die traurige Nachricht, das G. am 30. Dezember am Nachmittag gestorben sei - eine Woche nach meinem Besuch. Letztendlich geht es immer zu schnell!
Ich bin traurig. Für C., die ihre Lebensgefährtin verloren hat, aber ich empfinde auch tiefe Dankbarkeit, dass ich meine Freundin noch einmal sehen durfte. In meinen Herzen bleiben Erinnerungen an viele gute Momente und Augenblicke dieser kurzen Freundschaft.